Wasser, Wind und etwas Wahlkampf - Unterwegs mit dem Ulrichsteiner Bürgermeister
Am Sonntag, 24. September, sind die Ulrichsteiner Bürger aufgerufen, nicht nur auf den Stimmzetteln für die Bundestags- und Landratswahlen, sondern auch auf dem Wahlzettel, mit dem sich Schneider um eine weitere Amtszeit als Rathauschef in Hessens höchstgelegener Stadt bewirbt, ihr Kreuz zu machen. Mit dem LA unternahm Schneider eine Tour zu wichtigen Punkten für die Ulrichsteiner Zukunft.
Von Oliver Hack
Noch dominieren die Kräne das Bild der Baustelle: Auf dem Kopf/Köppel entsteht ein neuer Windpark. Fotos: Hack
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ULRICHSTEIN/„ - Ulrichstein. "Wahlkampf" kann man es eigentlich nicht nennen, was der parteilose Ulrichsteiner Bürgermeister Edwin Schneider derzeit betreibt. Es gibt ja auch keinen Kontrahenten, mit dem man einen solchen Kampf austragen könnte. Gleichwohl sind aber am Sonntag, 24. September, die Ulrichsteiner Bürger aufgerufen, nicht nur auf den Stimmzetteln für die Bundestags- und Landratswahlen ihr Kreuzchen zu machen, sondern auch auf dem Wahlzettel, mit dem sich Schneider um eine weitere Amtszeit als Rathauschef in Hessens höchstgelegener Stadt bewirbt. Als Einzelkämpfer kann man das natürlich eher entspannt angehen, zumal es in Ulrichstein auch keine größeren Verwerfungen oder eine spürbare Unzufriedenheit mit der Arbeit Schneiders in den vergangenen sechs Jahren gibt. Ein Indiz dafür: kein Gegenkandidat!
Dennoch sollte man so eine Wahl nicht als Selbstläufer betrachten, die quasi schon gelaufen ist. "Ich brauche mehr als 50 Prozent an Ja-Stimmen, sonst wäre ich abgewählt", erklärt der 55-Jährige. Auch wenn er nicht damit rechnet, "sowas ist bei solchen Wahlen durchaus schon vorgekommen", sagt er. In einem solchen Fall gäbe es dann einen neuen Urnengang. Daher ist auch Wahlkampf-Solist Edwin Schneider derzeit verstärkt in den Ortsteilen vor Ort und sucht das Gespräch mit den Bürgern. Ein Flyer und eine Homepage flankieren die kleine Kampagne. Die Stimmung bei den Gesprächen vor Ort nimmt Schneider als positiv wahr: "So um die 15 bis 30 Bürger waren bislang immer da. "Das ist bisher eine entspannte Sache. Ich berichte über die aktuellen Themen, die Ulrichstein beschäftigen, etwa die Sanierung der Abwasseranlagen, die Frischwasserversorgung, das Thema Fusion oder die Windkraft und beantworte Fragen. Meine Frau backt Kuchen und es gibt Getränke", wirbt Schneider für die weiteren Gespräche um Bürgerbeteiligung. Für das Projekt Wiederwahl engagiert sich auch Schneiders Familie: "Meine ältere Tochter Carmen hat die Homepage und den Flyer erstellt, meine Frau Elke unterstützt mich bei den Bürgerveranstaltungen vor Ort und meine jüngste Tochter Franziska berät mich in Modefragen", lächelt der Ulrichsteiner Rathauschef.
Auch wenn Schneider, wie gesagt, der Wiederwahl eher entspannt entgegensieht, gibt es natürlich in Ulrichstein noch viel zu tun - aktuell und in der kommenden Legislaturperiode. Gemeinsam mit dem Rathauschef besuchte der LA daher vier neuralgische Punkte, die in der kommenden Zeit für die kleine Stadt eine große Rolle spielen werden.
FRAGEN AN DEN BÜRGERMEISTER...
Wer noch Fragen an Rathauschef Edwin Schneider zur Zukunft und Gegenwart von Ulrichstein hat, kann uns diese per E-Mail an ohack@lauterbacher-anzeiger.de gerne schicken oder auf Facebook posten. Wir leiten sie dann an den Bürgermeister weiter. Annahmeschluss ist Dienstag, 19. September, um 17 Uhr. In der Donnerstagsausgabe des LA wollen wir dann Fragen und Antworten veröffentlichen. Mehr über den Kandidaten gibt es auch unter www.edwin-schneider.de
Erste Station ist der Hochbehälter Ulrichstein, von wo aus die Trinkwasserversorgung der Kernstadt gewährleistet wird. Auch wenn man von hier oben eine herrlich-klare Aussicht über die Ulrichsteiner Gemarkung hat, die Aussichten auf eine nachhaltige Trinkwasserversorgung müssen noch "klarer" werden. Froh ist Schneider, dass nach den Verkeimungen des Wassers in den letzten Monaten nun erst einmal Ruhe an der Trinkwasser-Front herrscht: "Seit vorletzter Woche sind die Schürfquellen wieder am Netz. Sie sind desinfiziert und die Leitungsprobleme behoben. Das Wasser ist wieder so gut, wie es sein soll." Im Hochbehälter sei, zunächst auf Mietbasis, eine Ultrafiltrationsanlage in Betrieb, die eine erneute Verunreinigung mit Koli-Bakterien verhindern soll. Dennoch haben die flachen, oft nicht mehr als zwei bis drei Meter tiefen Schürfquellen ein Problem. In solchen Quellen tritt das Niederschlagswasser des regenreichen Vogelsbergs aus. Bei längeren Trockenphasen sinkt der Wasserstand und die Gefahr einer Verkeimung wächst. Aktuell, so Schneider, prüfe man daher einen Anschluss an den Hochbehälter von Helpershain, der wiederum sein Wasser aus den Quellen von Stumpertenrod und Köddingen erhält, beides Ortsteile der Gemeinde Feldatal. "Der Brunnen in Köddingen würde das mengenmäßig hergeben", so Schneider. Die Kosten für die rund 4,5 Kilometer lange Leitung würden etwa 500 000 Euro betragen. Probebohrungen für eigene Tiefbrunnen waren bislang erfolglos geblieben. Die Suche wird aber fortgesetzt.
Fortgesetzt wird auch die kleine LA- Tour zu den aktuellen "Baustellen" der Stadt. Nach dem Frischwasser geht es nun ums Abwasser. Acht Teichkläranlagen betreibt die Kommune für die rund 3500 Einwohner. Vor einer von diesen, der in der Kernstadt Ulrichstein, erklärt Schneider, dass die notwendige Sanierung dieser Anlage und der in Ober-Seibertenrod nicht billig würden. "Hier in Ulrichstein rechnen wir mit 1,3 Millionen Euro, in Ober-Seibertenrod mit 350 000 Euro." Notwendig werden die Umbauten, die bis Ende kommenden Jahres abgeschlossen werden müssen, um die Einleiterwerte in die Ohm zu verbessern. Ein Landeszuschuss von 45 Prozent wird hier die Stadtkasse aber entlasten. Die Ausschreibungen, im Juristendeutsch Submission genannt, laufen schon. Apropos Submission: Will Ulrichstein sich nicht an der neu geschaffenen Submissionsstelle des Kreises beteiligen, die anbietet, solche Aufgaben für die Kommunen bei Bedarf zu übernehmen? "Wir haben das in Erwägung gezogen, wollen das aber lieber selber machen. Dann können wir flexibler reagieren. Wir schaffen das derzeit noch selbst", versichert der Bürgermeister, bevor es rauf zum neuen "Windpark Kopf/Köppel geht. Dort dominiert ein riesiger Kran die Baustelle. Am Rand der Baustelle liegen beeindruckend große Ringe für den Mast, der einmal eine Nabenhöhe von 145 Metern aufweisen wird. Nach einem kurzen Smalltalk mit einem der Arbeiter hebt Schneider hervor, dass hier die ersten beiden Anlagen auf städtischem Grund entstehen werden. Betreiber der Anlagen wird die OVAG sein. Zusammen mit den Gestattungsentgelten für Wege und Leitungsrecht rechnet Ulrichstein mit Einnahmen von über zwei Millionen Euro über die Laufzeit von 20 Jahren. Seit Mitte der 90er Jahre ist Ulrichstein Windkraftstandort. Aktuell drehen sich 53 Anlagen auf dem Stadtgebiet, davon befinden sich 14 Anlagen im Besitz des städtischen Eigenbetriebs. Nennenswerten Widerstand, wie in anderen Regionen gibt es hier nicht. "Die Menschen sind daran gewöhnt und die Stadtkasse profitiert davon". Insgesamt rund 1,1 Millionen Euro wehen die Windkraftrotoren pro Jahr in den Stadtsäckel. Weitere Anlagen seien aber momentan nicht in Planung, wären aber möglich. Laut des Teilregionalplans Energie sind im Stadtgebiet noch vier weitere Vorrangflächen ausgewiesen.
Letzte Station der kleinen "To do-Tour" ist Kölzenhain. Nicht nur hier steht die Erneuerung der Ortsdurchfahrt an. 2018 und 2019 soll hier die Tragdeckenschicht erneuert werden. Außerdem sollen Bürgersteige und Wasserleitungen erneuert werden. Die Straßensanierungen werden ein großes Thema im kommenden Jahr sein. Unter anderem sollen auch in Rebgeshain und Ulrichstein die Ortsdurchfahrten erneuert werden, genauso wie der Ulrichsteiner Lacheweg, der Steinweg und der Wiesenweg in Wohnfeld oder der Fügweg in Ober-Seibertenrod. Und es macht sich schon bemerkbar, wenn man von einem unsanierten Kreisstraßenstück auf eine bereits sanierte Ortsdurchfahrt einfährt...
Natürlich gibt es in Ulrichstein noch mehr "Baustellen". Sei es etwa die langfristige Sicherung der ärztlichen Versorgung und der städtischen Finanzen, der Breitbandausbau oder die Realisierung einer möglichen Fusion mit anderen Vogelsbergkommunen. Hier haben übrigens Herbstein und Schotten schon ihre Ablehnung für den gemeinsamen Vorstoß von Ulrichstein und Lautertal signalisiert. Schneider lässt sich davon nicht entmutigen. Nun sollen die Gespräche auf den gesamten Kreis ausgedehnt werden. Der gebürtige Ober-Mooser besitzt dafür auch das nötige Durchhaltevermögen. Immerhin ist er seit 2007 aktiver Marathonläufer, auch wenn oft ein voller Terminplan ein regelmäßiges Lauftraining verhindert. "Elf Stück bin ich bisher gelaufen und meine Bestzeit war bisher 3,17 Stunden. Der Sieg steht dabei natürlich nicht im Vordergrund." Er sei ja kein Profi-Sportler. Es geht ihm um "die Fitness, einen klaren Kopf und den Spaß". Das gilt auch für sein Amt: "Mir macht die Arbeit als Bürgermeister für unsere Stadt sehr viel Spaß. Ich fühle mich angenommen und sehr wohl in Ulrichstein", sagt Schneider, der "auch in den nächsten Jahren dafür sorgen will, dass unsere Stadt erwartungsvoll in die Zukunft blicken kann." Wer bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen dem Rathauschef direkt auf den Zahn fühlen möchte, hat dazu am heutigen Samstag, 16. September, am Helpershainer Feuerwehrgerätehaus um 15 Uhr die nächste Gelegenheit. Am Sonntag, 17. September, ist Schneider am Feuerwehrgerätehaus Ober-Seibertenrod vor Ort. Letzte Station seiner Ortsteil-Tour ist am Samstag, 23. September, der Rathausvorplatz in Ulrichstein. Alle Termine beginnen jeweils um 15 Uhr.
Eine Woche läuft der "Wahlkampf" nun noch, dann wünscht sich Edwin Schneider am Sonntag, 24. September, ein deutliches Votum der Bürger für die weitere Arbeit als Rathauschef. "Ich hoffe, dass es schon so 80 Prozent werden. Das wäre gut. Aber warten wir es ab", lächelt er.