Marode Turnhalle in Angersbach: Wie schlimm ist es wirklich?

Dieser Betonbalken kann sich bei großer Schneelast schon einmal biegen.

Wie geht es mit der Angersbacher Schulsporthalle weiter? Darüber wird seit Jahren diskutiert. Passiert ist bisher nichts.

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ANGERSBACH. Wann wird die Angersbacher Schulsporthalle saniert? Schon seit mehreren Jahren wird über die Halle und das Außengelände immer wieder mal gesprochen. Passiert ist - zumindest vordergründig - nichts. Beim vergangenen Kreistag brachte Dietmar Schnell, Fraktionsvorsitzender der Linken, das Thema erneut aufs Tableau, indem er sich erkundigte, was für Pläne es für die Neugestaltung des Außengeländes gebe.

Weitsprung-Anlage, 100-Meter-Laufbahn und Kleinspielfeld - im Ort "roter Platz" genannt - werden schon seit zehn Jahren nicht mehr für den Schulsport genutzt und sind auch nicht sanierungsfähig. Auch die Halle gilt in hohem Maße als sanierungsbedürftig. In Bezug auf das Außengelände wurde jetzt im Kreistag auf Schnells Anfrage hin erklärt, dass "die Gemeinde Wartenberg eine Nutzung des Geländes für den Neubau einer eigenen Mehrfeldhalle auf dem Gelände noch prüft". Da das Ergebnis noch nicht vorliege, könne auch, so Landrat Manfred Görig, noch nicht über einen möglichen Neubau einer Außensportanlage für die Grundschule gesprochen werden.

Dieser Betonbalken kann sich bei großer Schneelast schon einmal biegen.
Blick auf das in die Jahre gekommene Außengelände mit Laufbahn (hellgrüner Streifen ganz rechts), Weitsprunggrube und Kleinfeld.

Woran hakt es? Was genau wird noch geprüft? Sind sich Kreis und Gemeinde vielleicht noch nicht einig, was die Finanzierung einer neuen Halle betrifft? Welche Gespräche wurden bis dato geführt? Wartenbergs Bürgermeister Dr. Olaf Dahlmann wollte sich zum Thema nicht vor der nächsten Gemeindevertretersitzung äußern. Aber Dietmar Schnell, auch Mitglied der WAL-Fraktion im Wartenberger Gemeindeparlament, war bereit, einen Einblick in die Hallengeschichte zu geben. "Im Sportentwicklungsplan ist festgehalten, dass mindestens eine neue Zwei-Felder-Halle an der Schule wünschenswert wäre." Dabei geht es nicht nur um den Schulsport, sondern auch um das Vereinsleben, denn beim Turnverein Angersbach (TVA), der die Halle maßgeblich mitnutzt, handelt es sich mit über 700 Mitgliedern um einen sehr großen Verein. "Für den Turnverein und die anderen Gruppen, die die Halle nutzen, wäre eine Schließung der Halle, die völlig desolat ist, fatal", so Schnell.

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Wer keine Kinder hat und nicht Mitglied im Angersbacher Turnverein ist, hat eventuell keinen Überblick über den tatsächlichen Zustand der Halle. Wer aber in den 70ern und 80ern zur Schule gegangen ist und sich an die damals üblichen Betonkonstruktionen ohne jegliche Dämmung erinnern kann, hat eine gute Idee davon, wie es im Inneren der Angersbacher Sporthalle aussieht.

Querträger unter dem Dach verschiebt sich

Karsten Ittmann, Vorsitzender des TVA und der WAL, weist bei einem Ortstermin auf die Schwachstellen des Gebäudes hin. "Dieser Querträger steht schon seit Jahren unter Beobachtung, weil er sich ständig verschiebt", zeigt er auf einen massiven Betonteil unterm Dach auf Höhe der Zuschauerempore. "Besonders bei Schnee biegt er sich schon deutlich." Aber es muss noch nicht mal Winter sein. "Das Dach darunter ist nicht gedämmt und mittlerweile undicht", fährt er fort. "Die Lehrer, die montagmorgens hier mit Winterjacke reingehen, da sich die Halle immer so dermaßen auskühlt, müssen - wenn es geregnet hat - erst mal wischen und bei Bedarf auch Eimer aufstellen."

Dietmar Schnell ergänzt: "Energetisch ist das hier eine Katastrophe. Man sagt, dass eine Halle in der Regel nach 30 Jahren renoviert werden muss. Diese hier steht seit Anfang der 70er." Der Bodenbelag wurde, wenn er sich gewellt hat, an einigen Stellen bereits neu zusammengestückelt. Auch Schrauben befinden sich deutlich sichtbar darin, was eigentlich ein "No Go" für Sporthallen ist. Und die Fensterscheiben in den Umkleidekabinen, die zum großen Teil Löcher oder Sprünge aufweisen, haben, genau wie die sanitären Anlagen, auch schon bessere Tage gesehen.

"Wir als WAL schlagen daher in der nächsten Gemeindevertretersitzung die Bildung einer Kommission vor", erklärt Dietmar Schnell. "Denn es muss jetzt langsam vorwärtsgehen. Schon als meine Kinder dort vor 20 Jahren Schulsport getrieben haben, wölbte sich der Boden." Eine Kommission soll, so die Idee der WAL, Gespräche mit der Kreisspitze zum Bau einer neuen Halle vorbereiten und durchführen. "Dieser Kommission sollten neben dem Bürgermeister ein weiteres Mitglied des Gemeindevorstandes und drei Gemeindevertreter sowie die Vorsitzenden der beiden Sportvereine TVA und SGL und der Schulsportkoordinator für die Schule in Angersbach angehören."

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Seit 2015 wird, so Karsten Ittmann, das Thema diskutiert. "Beim TVA ist es jedes Jahr auf der Tagesordnung. Die Anfragen nach Hallenzeiten übersteigen die Hallenkapazität bei Weitem." Und wenn ein Treffen mal ausfallen müsse, werde über eine WhatsApp-Gruppe umgehend für Ersatz gesorgt, "damit uns keine Kapazitäten durch die Lappen gehen".

Dietmar Schnell ergänzt: "Das Thema ist seit vielen Jahren im Gespräch, aber es passiert nichts. Dabei könnten mit einer neuen Halle auch solche Themen wie Altensport, was immer mehr zunehmen wird, angeboten oder auch Raum für weitere Sportarten geschaffen werden, für die jetzt kein Platz ist." Karsten Ittmann wirbt hierbei um eine ganzheitliche Betrachtung, die dann auch Aufgabe der Sportkommission sein müsse: Denn es nutze nichts, zuerst die Außenanlagen zu renovieren und sich dann dadurch Platz für einen möglichen Neubau der Turnhalle wegzunehmen. "Klar ist: Wenn die Halle geschlossen wird, was von heute auf morgen der Fall sein kann, liegt der Vereinssport sofort brach."