Ausfall der Salzbachtalbrücke kostet 350.000 Euro täglich
Nach Berechnungen wird der finanzielle Schaden bis zum Neubau der Südbrücke auf etwa 190 Millionen Euro steigen. Die tatsächlichen Kosten könnten allerdings weit höher liegen.
WIESBADEN. Was lange vermutet wurde, hat die IHK Wiesbaden nun berechnet. Wegen der Sperrung der Salzbachtalbrücke am 18. Juni sind bis heute über 52 Millionen Euro Kosten verursacht worden. Das hat eine Berechnung der IHK Wiesbaden in Zusammenarbeit mit den Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern Wiesbaden und Rheinhessen ergeben. Das sind rund 350.000 Euro täglich – bezogen auf die Werktage.
„Die Brückensprengung war ein wichtiger Zwischenschritt zum Neubau, doch weiterhin müssen unsere Mitglieder Tag für Tag die Versäumnisse der Verkehrsplanung ausbaden. Täglich geht wertvolle Zeit in Staus und auf Umleitungsstrecken verloren“, sagt Christian Gastl, der Präsident der IHK Wiesbaden. Bei der Berechnung konnten einige Dinge sehr gut bewertet und errechnet werden. Andere hingehen nicht, wie Fabian Lauer, der Leiter Wirtschaftspolitik bei der IHK betont: „Wir haben nur den absoluten Mindestbetrag berechnet.“ Nämlich die Kosten, die auf die rund 80.000 Fahrzeuge – Pkw und Lkw – zurückzuführen sind, die laut Straßenverkehrszählung der Bundesanstalt für Straßenwesen die Salzbachtalbrücke täglich überquerten.
„Die Kosten müssten also deutlich höher liegen, als die Summe, die wir berechnet haben“, erklärt Lauer. Faktoren, die in die Berechnung miteingeflossen sind, waren unter anderem Spritkosten, die wegen der Umfahrungen entstanden sind, Personalkosten etwa im Schwerlastverkehr und Zeitkosten für Pendler. Für die gefahrenen Umwege wurde ein Mittelwert von sieben Kilometern festgelegt. „Es gibt Pendler, die einen kürzeren Weg etwa durch die Stadt in Kauf genommen haben, andere wiederum haben eher einen größeren Umweg wie über den Mainzer Ring gewählt. Daher mussten wir einen Mittelwert für die Berechnung nutzen“, sagt Fabian Lauer.
Sperrung betrifft noch immer viele Pendler
Einen Tag lang haben Lauer und sein Team die verursachten Kosten wegen des Ausfalls der Salzbachtalbrücke errechnet. „Wir haben dabei sehr genau und hoch und runter gerechnet“, erklärt er. Vorarbeit leistete dafür eine ähnliche Berechnung zum Ausfall der Schiersteiner Brücke. Das Ergebnis sei natürlich dennoch sehr konservativ, meint Lauer. Denn es gebe viele Faktoren, die eben nicht mit in die Erhebung einfließen konnten. Darunter fallen auch die zahlreichen Pendler, die nicht täglich über die Salzbachtalbrücke fuhren, aber dennoch heute wegen der Brückensperrung im Stau stehen. Auch die Auswirkungen des eingestellten Bahnverkehrs am Hauptbahnhof konnten nicht berücksichtigt werden. Dazu kämen individuelle Umsatzeinbußen, zusätzliche Verkehrsbelastungen sowie Umwelt- und Gesundheitskosten, die sich nicht beziffern ließen.
190 Millionen Euro bis zum Neubau der Südbrücke 2023
Bis zur geplanten Neueröffnung der Südbrücke im März 2023 werden daher Gesamtkosten von über 190 Millionen Euro erwartet. „Gerade auch das kleinbetriebliche Handwerk ist auf eine funktionierende Verkehrsinfrastruktur zwingend angewiesen“, macht auch Stefan Füll, der Präsident der Handwerkskammer Wiesbaden, die Problemstellung deutlich. „Bei allen Überlegungen zu modernen Mobilitätskonzepten und dem Ausbau des ÖPNV darf die Bedeutung der Straßen für den Gewerbeverkehr nicht aus dem Blickfeld geraten. Der Ausfall der Salzbachtalbrücke führt uns das gerade deutlich vor Augen.“ Peter Hähner, Präsident der IHK Rheinhessen stellt fest: „Der Schaden trifft die Wirtschaft auf beiden Rheinseiten – und wird letztlich zum Standortnachteil für die gesamte Rhein-Main-Region. Wenn Pendler auf dem Weg zur Arbeit so viel Zeit und Nerven verlieren, verliert damit auch die Region im Wettbewerb um Fachkräfte.“
Die Salzbachtalbrücke wurde am 18. Juni vollgesperrt nachdem Brückenteile auf die darunter verlaufende Fahrbahn fielen. Am 6. November wurde die Autobahnbrücke gesprengt. Für den 22. Dezember wird die Wiederaufnahme des Zugverkehrs erwartet.