Verkehrschaos und lange Staus wegen G7-Gipfel in Wiesbaden

So wie hier in der Sonnenberger Straße sah es am Donnerstag auch auf vielen anderen Zufahrtsstraßen in die Wiesbadener Innenstadt aus. Grund sind die G7-Delegationen, die sich vom Nassauer Hof auf den Weg in den Rheingau machen.
© Olaf Streubig

Nachdem es schon am Donnerstag Staus in und um Wiesbaden gab, soll es auch am Freitag zwischen 7.30 und 9.30 Uhr wieder zu Verkehrsbehinderungen kommen. 

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Wiesbaden. Stau, wohin man auch blickt, das droht Autofahren und auch Buskunden auch am Freitag. Verkehrsteilnehmer hatten schon am Donnerstagmorgen keine guten Karten, wenn sie tiefer in das Wiesbadener Stadtgebiet fahren wollten. Aufgrund des stattfindenden G7-Gipfels der Innenminister, die sich am Donnerstagmorgen vom Nassauer Hof auf den Weg Richtung Rheingau machten, kam es zu massiven Einschränkungen im Verkehr. Leser berichten, dass sie teilweise über eine Stunde auf dem 1. Ring standen oder fast zwei Stunden von den östlichen Vororten Richtung Innenstadt gebraucht hatten. Doch nicht nur im Wiesbadener Innenstadtbereich kam es zu langen Stehzeiten: Auch auf dem Weg Richtung Taunus oder in den Rheingau musste mit langen Fahrtzeiten gerechnet werden. Neben den Einschränkungen der G7 kam es wohl auch zu einem Unfall auf der B455, was das Verkehrsdezernat aber noch nicht bestätigen konnte. Beobachter berichten, dass auf der innenstadtnahen Rheinstraße, die generell stark befahren ist, Fahrzeughalter stellenweise aus ihren Autos ausstiegen, weil sie gar nicht mehr vorankamen. Auch Radfahrer mussten sogar auf die Gehwege ausweichen. Verkehrsdezernent Andreas Kowol (Grüne) äußerte gegenüber dieser Zeitung, dass er äußerst unglücklich über die unzureichende Kommunikation des Landes sei, was die Verkehrsbehinderungen im heutigen morgendlichen Berufsverkehr betreffen. 

Auch die Busse von Eswe Verkehr steckten tief im Stau: Die Gesellschaft hat gegenüber dieser Zeitung mitgeteilt, dass der Fahrplan heute aufgrund der G7-Einschränkungen wohl kaum einzuhalten sei, auch der Schülerverkehr war stark davon betroffen. „Ohne jede konkrete Vorwarnung von den Behörden an uns zu genauem Zeitpunkt und Umfang wurden heute Morgen Hauptachsen des Straßenverkehrs einfach dicht gemacht. In der Folge kam nahezu der komplette Busverkehr zum Erliegen. Busse stauten sich meterlang an Haltestellen und auf Busspuren. Unsere Fahrerinnen und Fahrer trafen dort auf Autofahrer mit teils waghalsigen Manövern über Busspuren und auf entnervte Fahrgäste. Mit dieser nicht mit uns als Mobilitätsdienstleister abgestimmten Vollsperrung in der Hauptverkehrszeit wurde der gesamte Fahrplan des heutigen Tages komplett zerschossen, denn die Folgewirkungen reichen über den ganzen Tag. Busfahrer haben nun reihenweise Verspätungen von 70 bis 90 Minuten. Das hat massive Auswirkung auf die Lenkzeiten unserer Mitarbeiter, die inzwischen eigentlich abgelöst werden müssten, aber nicht zu ihrem Ablöseort kommen. Vom Nichterreichen einer Toilette ganz zu schweigen. Eine konkrete Fahrgastinformation im Vorfeld war so ebenfalls nicht möglich“, erklärt Eswe Verkehr-Pressesprecher Micha Spannaus auf Anfrage.

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Auch Geschäftsführer Jan Görnemann ist von der Kommunikation äußerst verärgert: „Ich war jetzt nun schon in mehreren Millionenstädten in Deutschland mitverantwortlich für den ÖPNV. Zum Beispiel in München, wo jedes Jahr eine große Sicherheitskonferenz mit Staatsoberhäuptern stattfindet. Von daher weiß ich, dass es für solche Situationen gute Konzepte gibt, wie ein ÖPNV trotzdem nicht komplett zum Erliegen kommt. Doch dafür müssen uns die Sicherheitsbehörden auch mit einbinden, das gehört zu einem professionellen Vorgehen einfach dazu. Schade, dass das im Vorfeld nicht passiert ist. Darunter leiden nicht nur die Fahrgäste, sondern in besonderem Maße auch unsere Mitarbeiter. Beides ist absolut nicht akzeptabel. Ich erwarte für die Zukunft, dass wir hier gemeinsam einen Nenner finden, für die Fahrgäste und auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.”

G7-Delegation kehrt gegen 21 Uhr zurück nach Wiesbaden

Derzeit bessert sich die Situation, an vielen Stellen läuft der Verkehr aber immer noch schleppend. Heute Abend müssen sich Verkehrsteilnehmer jedoch erneut auf große Einschränkungen gefasst machen, denn gegen Abend wird die Delegation wieder zum Nassauer Hof zurückkehren. Allerdings soll dies erst gegen 21 Uhr der Fall sein, da die Delegation noch zum Abendessen auf Schloss Vollrads gastiert. Am morgigen Freitag treffen sich die Innenminister aus Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, den USA und Gastgeberin Nancy Faeser (SPD) dann zu finalen Gesprächen im Kloster Eberbach. Für den Freitag sind deshalb in den Morgenstunden wieder Verkehrsprobleme zu erwarten. Der Schwerpunkt dieser Einschränkungen liege voraussichtlich zwischen 7.30 und 9.30 Uhr in der Wiesbadener Innenstadt, teilt die Hessische Landespolizei mit, die federführend agiert. „Die Einschränkungen werden so gering wie möglich gehalten. Es wird jedoch empfohlen, für die eigene Tagesplanung einen ausreichenden Puffer vorzusehen, um etwaige Verzögerungen zu kompensieren”, so die Landespolizei.

Während der dreitägigen Konferenz sind nach Angaben der Wiesbadener Polizei mehr als 1.000 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz. Außerdem werde auch mithilfe von Hubschraubern und Drohnen für Sicherheit gesorgt.  Das Polizeipräsidium Westhessen hat für Donnerstag von 7 bis 17 Uhr unter der Telefonnummer 0611-3455600 ein Bürgertelefon eingerichtet. Wir berichten weiter.