Wer setzt sich in Berlin durch?

aus Bundestagswahl 2021

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Wie es im Bundestag weitergehen soll, das beschäftigt auch die Wiesbadener Politprominenz. Archivfoto: dpa

Ehemalige Bundesministerinnen aus Wiesbaden geben ihre Einschätzungen zum Wahlausgang.

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WIESBADEN. Klare Worte aus Schierstein: Die frühere Bundesfamilienministerin Hannelore Rönsch (CDU) fordert eine „Zeit der Besinnung“ für die CDU. Das Ergebnis für ihre Partei auf Bundesebene nennt sie „ein absolutes Desaster“ und „bitter“. In Berlin seien handwerkliche Fehler gemacht worden, so Rönsch, die bei der Kandidatenkür der Union für Laschet war. „Er ist ein befähigter Sachpolitiker“ und habe auch ein gutes Team zusammengestellt. Hingegen sei der SPD-Kanzlerkandidat quasi „als Alleinunterhalter“ aufgetreten. Die Parteispitze der Sozialdemokraten dürfe „erst jetzt wieder aus dem Keller“, meint Rönsch. Angesichts der schlechten Werte bundesweit für die Union „brauchen wir aber eine Zeit der Erneuerung“. Der Wiesbadener Direktkandidat Ingmar Jung, der wie berichtet wieder in den Bundestag einziehen wird, „genießt hier viel Sympathie. Ich freue mich mit ihm. Er hat engagierte Arbeit in Berlin und hier für den Wahlkreis gemacht“.

Wie es im Bundestag weitergehen soll, das beschäftigt auch die Wiesbadener Politprominenz. Archivfoto: dpa
Heidemarie Wieczorek-Zeul Foto: Wieczorek-Zeul
Hannelore Rönsch Foto: Barbara Yurtöven
Kristina Schröder Foto: Kristina Schröder

„Ich bin mir sehr sicher, dass Olaf Scholz sich durchsetzt“, sagt die frühere Ministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD). „Dass jemand wie Herr Laschet nach diesem schlechten Ergebnis auch nur auf die Idee kommen kann, er solle Kanzler werden, grenzt schon fast an Missachtung des Wählerwillens“, findet Wieczorek-Zeul, der eine rot-rot-grüne Koalition in Berlin am liebsten gewesen wäre. „Es ist so schade für Nadine Ruf“, fühlt Wieczorek-Zeul mit der Wiesbadener SPD-Kandidatin mit. „Es ist ja eine paradoxe Situation. Sie zieht deshalb nicht über die Landesliste in den Bundestag ein, weil die SPD in Hessen so viele Direktmandate geholt hat.“ Dass die Sozialdemokraten in Wiesbaden bei den Zweitstimmen und auch in ganz Hessen stärkste Kraft sind, „freut mich sehr. Und Nadine hat Ingmar Jung in ein Kopf-an-Kopf-Rennen gezwungen. Sie kann erhobenen Hauptes aus dieser Wahl gehen“.

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Kristina Schröder, früher ebenfalls Bundesfamilienministerin (CDU), traut es Armin Laschet zu, dass er es „mit seiner Persönlichkeit schafft, eine Jamika-Koalition zu schmieden, in der alle Partner ihnen wichtige Projekte durchsetzen können“. Die Partei müsse sich angesichts des „ausgesprochen schlechten“ Ergebnisses neu aufstellen und auch klare Kante zeigen. „Die Methode Merkel funktioniert ohne Angela Merkel nicht.“ Jungs Sieg als Direktkandidat nennt Kristina Schröder „eine kleine Sensation“. Die Union habe ja in fast keiner Stadt in Deutschland direkt gewinnen können. Dass Jung dies geschafft habe, zeige, „wie sehr die Wiesbadener ihn schätzen“.

Von Anke Hollngshaus