Meinung

Wochenrückblick für Worms: Wie wahr!

Marina Held
ARCHIV - 10.07.2019, Rheinland-Pfalz, Worms: Lisa Hrdina als Ortlieb steht bei der Fotoprobe zu den Nibelungen-Festspielen auf der Bühne. Die Schauspielerin wird mit dem diesjährigen Mario-Adorf-Preis geehrt. Die 30-jährige erhält die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung «für ihre außergewöhnlichen Leistungen» bei den Nibelungen-Festspielen in Worms. Foto: Uwe Anspach/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Was waren wir nervös. Schulbesuche, das bedeutet immer, dass einem mal jemand schonungslos und nachhaltig die Wahrheit sagt! Nachhaltig war die Woche auch an anderer Stelle.

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Kindermund tut Wahrheit kund. Ja, da ist was dran. Wer hat sie nicht gemacht, die Erfahrung, vom gewitzten Kind völlig schonungslos enttarnt zu werden? Wir hatten da also so unsere Befürchtungen. Was würden sie wohl sagen: „Zeitung? Langweilig!” Oder: „Zeitung? Ja, kann man mal lesen, aber so richtig spannend ist anders.” Es war mal wieder an der Zeit, bei den jüngsten Zeitungslesern vorbeizuschauen. Schüler lesen Zeitung, das Leseprojekt von – Sie wissen schon. Aber was lesen sie? Was interessiert? Die Antworten waren – sagen wir mal – nicht ganz das, was wir erwartet hatten. Gerechnet hatten wir mit vielem. Der Renner im Vorjahr: Tiergeschichten. Aber nun: Die Wormser Politik, die Bauprojekte der Stadt. Ja, ist das denn möglich? Sich in so jungen Jahren schon für die Politik der Heimat interessieren – saßen da etwa die Nachwuchspolitiker von morgen? Auf jeden Fall wurde unser Erwartungshorizont einmal kräftig durchgeschüttelt.

Durchgeschüttelt – da kommt uns noch jemand in den Sinn. Das wurde vermutlich auch der 40-jährige Fahrer, der am vergangenen Wochenende auf dem Verkehrsübungsplatz Gas und Bremse verwechselt hatte und den Abhang zum Fahrweg hinuntergeschlittert ist. Ein Glück ist die Sache glimpflich ausgegangen! Lustig ging’s auch leider nicht weiter diese Woche. Über ein Sturmereignis, bei dem eine Familie ihr Hab und Gut verliert, macht man keine Witze, beim besten Willen nicht. Da wünscht man alles Glück dieser Welt für ein baldiges Happy End. Hallo, wir sind aufs Positive bedacht. Gab’s diese Woche vielleicht auch was Schönes? Ja, das gab’s. Bei den Nibelungen-Festspielen wird nichts weggeworfen. Alte Kostümteile oder Werbematerialien werden zu Rucksäcken und Taschen. Was für eine Idee, das ist gelebte Nachhaltigkeit! Und wer schon mal versucht hat, mit der Maschine die perfekte Naht zu nähen, weiß, mit etwas Übung kann man vielleicht mal sagen: „Kommt Zeit, kommt Naht.” Aber einfach ist es nicht. Ein Rucksack aus Ortliebs Schlafanzug – ja, den mit dem Fuchsschwanz. Im Dino-Muster, aber bitte aus dem Teil ohne Kunstblut. Den würden wir voller Stolz in die Welt tragen!