Die Kita Eiche in Ober-Ramstadt lässt per Video vorlesen: Bürgermeister, Pfarrerin und viele andere machen sich die Mühe, um die Kinder zu unterhalten.
Von Miriam Gartlgruber
Die Kita Eiche hat eine Lösung gefunden, wie der bundesweite Vorlesetag trotz Corona stattfinden kann: Die Beteiligten haben zugesagt, sich beim Vorlesen filmen zu lassen.
(Foto: Karl-Heinz Bärtl)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
OBER-RAMSTADT - Ein bisschen ist es wie im Kino am Freitagvormittag im Evangelischen Kinder- und Familienzentrum Eiche: Stühle stehen in mehreren Reihen hintereinander, der Raum ist abgedunkelt, ein Beamer wirft ein Bild an die Wand. Die Kinder sind hibbelig, gleich startet hier ein Film mit Pfarrerin Nicola Bültermann-Bieber, die aus dem Kinderbuch „Frederick“ von Leo Lionni vorlesen wird.
Grund dafür ist der bundesweite Vorlesetag, der laut Kindertagesstättenleiterin Martina Knöß in diesem Jahr ein wenig anders aussieht als sonst. „Normalerweise kommen an diesem Tag Menschen von außerhalb zu uns, um den Kindern vorzulesen. Aufgrund der Pandemie und der stark angestiegenen Fallzahlen im Landkreis ist das dieses Mal aber nicht möglich. So haben wir uns Gedanken gemacht, wie es trotzdem gelingen kann, Geschichten ins Haus und zu den Kindern zu holen.“
Der Bürgermeister arbeitet sogar mit zwei Kameras
Das Team sei schließlich auf die Idee gekommen, die Veranstaltung online auszurichten und habe die Vorleser im Vorfeld gebeten, ein Video von sich beim Lesen aufzunehmen. „Die Idee stieß gleich auf Zustimmung und es ist gigantisch, was uns an Videos erreicht hat: teilweise wurden Szenen mit Musik hinterlegt, die Drittklässler der Eiche-Schule haben Töne eingespielt und Bürgermeister Werner Schuchmann hat zwei Kameras eingesetzt, damit es nicht langweilig wird“, freut sich Knöß.
Neben dem Bürgermeister, der Eiche-Schule und Nicola Bültermann-Bieber habe auch eine Kollegin in Elternzeit,ein Video gesendet. Ihr Buch „Kleiner blauer Pinguin“ richte sich eher an die jüngeren Kinder. „Altersmäßig haben wir für jeden etwas.“ Als Sprach-Kita legt das Evangelische Kinder- und Familienzentrum Eiche laut Martina Knöß großen Wert darauf, Sprache in den Blick zu nehmen und zu fördern. Mit einer halben zusätzlichen Stelle, die vom Bund finanziert werde, solle sprachliche Bildung als Bestandteil in der Kindertagesbetreuung unterstützt werden.
„Dazu gehört natürlich auch das Vorlesen, denn das ist wichtig für den Spracherwerb. Es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse darüber, dass Kinder, die viel vorgelesen bekommen, die Schule besser bewältigen und auch selbst mehr Interesse am Lesen und an Büchern haben“, so Knöß.
Unter normalen Umständen bestehe im Kinder- und Familienzentrum auch eine Kooperation mit der Stadtbücherei, die zeige: Lesen muss nicht teuer sein. Seit mehreren Jahren nimmt die Kita laut der Leiterin zudem am bundesweiten Vorlesetag teil und nutzt ihn unter anderem als Möglichkeit, die Wichtigkeit des Vorlesens in die Familien zu tragen.
In der Kita soll an diesem Tag auch außerhalb der Vorlese-Filme vorgelesen werden: „Die Kolleginnen in den Kindergruppen ergänzen das Onlineangebot mit weiteren Lese-Aktionen“, so Knöß. Dabei werde aufgrund der aktuellen Situation darauf geachtet, dass sich die Kindergruppen nicht untereinander mischten.
In regelmäßigen Online-Konferenzen tausche man sich mit den anderen Ober-Ramstädter Kindertagesstätten aus. „Die Kitas haben sich seit Beginn der Pandemie weiterentwickelt“, resümiert Knöß. Einen Corona-Fall habe es bei ihnen bisher nicht gegeben, die Pandemie sei aber durchaus Thema im Alltag der Kinder. „Veranstaltungen, wie der Vorlesetag, schaffen Normalität, daher versuchen wir immer, Wege zu finden, dass sie unter Pandemiebedingungen funktionieren.“