Kurz nach Beginn von Wartungsarbeiten an der Gaspipeline Nord Stream 1 kommt auch aus anderen Leitungen kein russisches Gas in Deutschland an. Die Frage ist, ob es dabei bleibt.
BERLIN/MOSKAU. Aus dem jüngsten Lagebericht Gasversorgung der Bundesnetzagentur, der am Mittwoch um 13 Uhr veröffentlicht wurde, geht hervor, dass derzeit überhaupt kein russisches Gas mehr in Deutschland ankommt. Ob es sich um eine „technische Lücke“ der Versorgung handelt oder den Beginn des seit Monaten befürchteten kompletten Lieferstopps, ist derzeit nicht absehbar. Sollte es beim Lieferstopp bleiben, dürfte sich die Versorgungssituation schon bald weiter verschärfen.
Gas aus Russland fließt über mehrere Pipelines in Deutschland, das meiste über Nord Stream 1, erhebliche Mengen aber auch über die Pipelines Jamal und die Ukraine-Route. Nord Stream 1 kommt aus der Ostsee in Greifswald an, die anderen Pipelines in Mallnow (aus Polen) und Waidhaus (aus Tschechien).
Noch keine Gründe bekannt
In dem Bericht der Bundesnetzagentur heißt es: „Alternative Transportrouten wie z.B die Yamal Pipeline oder auch die Ukraine Route stehen zwar zur Verfügung, werden allerdings nicht genutzt.“ Zu den Gründen für den kompletten Lieferstopp äußert sich die Bundesnetzagentur nicht. Bis Dienstag floss anscheinend zumindest über Waidhaus russisches Gas in die westlichen Netze.
Nicht zuletzt wegen der fortgesetzten Lieferung von Gas aus Russland war es in den vergangenen Tagen noch möglich, die Gasspeicher in Deutschland weiter zu füllen, auch wenn der Aufbau des Bestands zuletzt fast zum Erliegen kam. Laut Bundesnetzagentur waren die Speicher am Dienstag zu 64,6 Prozent gefüllt. Angestrebt werden 90 Prozent bis November, was aber ohne Lieferungen aus Russland sehr schwierig werden dürfte.
Russland hatte die Pipeline Nord Stream 1 am Montag wie angekündigt für Wartungsarbeiten vom Netz genommen; angeblich sollen die Arbeiten rund zehn Tage dauern. Schon vorher war der Gasfluss durch die Pipeline deutlich gedrosselt worden – angeblich wegen des Fehlens einer in Kanada reparierten Turbine. Ob der komplette Lieferstopp am Mittwoch ein vorübergehender Zustand bleibt, erscheint derzeit völlig offen. Der russische Gaskonzern Gazprom und der ukrainische Netzbetreiber hatten am Mittwochvormittag noch gemeldet, dass trotz des Krieges weiter über die Ukraine russisches Gas nach Europa geliefert werde. Die für Mittwoch vereinbarte Liefermenge wurde 41,3 Millionen Kubikmeter angegeben. Nur kommt davon derzeit eben nichts über die deutsche Grenze.