Welche Aufgaben in Ahrbrück und Hönningen am dringendsten gelöst werden müssen und warum für die Menschen dort jeder Cent der VRM-Spendenaktion benötigt wird.
AHRBRÜCKEN/HÖNNINGEN. In Ahrbrück und Hönningen, den beiden von der Flut stark beschädigten Orten, für die diese Zeitung eine Spendenaktion gestartet hat, gehen die Aufräumarbeiten weiter. „Wir sind ein wenig auf dem Wege der Besserung“, bringt es Ahrbrücks Ortsbürgermeister Walter Radermacher auf den Punkt. Allerdings ist das Ziel noch in weiter Ferne, zu groß sind die Zerstörungen, die die gewaltige Regenflut in der 1200-Seelen-Gemeinde angerichtet hat. Dennoch klingt aus Radermachers Worten Zuversicht. „Wir haben ein Stück Infrastruktur wieder hergestellt“, sagt er. Gemeint ist die Verbindung zum durch die zerstörten Brücken abgeschnittenen Ortsteil und die Versorgung der Menschen. Der sich auftürmende Schutt wird zu den eingerichteten Halden gebracht.
Schicksal von zwölf Menschen noch immer ungeklärt
Eine von Radermachers schwersten Aufgaben in diesen Tagen ist der Abgleich der Vermisstenlisten. Noch immer ist das Schicksal von zwölf Menschen aus dem Dorf ungeklärt. Neun Ahrbrücker kamen bei der Hochwasserkatastrophe ums Leben.
Dass am Samstag ein kurzer Schauer niedergegangen ist, sieht der Ortsbürgermeister eher positiv: „Dadurch wurde der viele Staub gebunden.“ Dennoch ist Walter Radermacher mit einem mulmigen Gefühl in die Nacht gegangen. „Als der Regenschauer heftiger wurde, konnte man den Leuten ansehen, wie sie teilweise in Panik geraten sind“, beschreibt er die Situation am Samstagnachmittag. „Regenprasseln ist im Moment gar nicht gut für uns hier.“ Umso erleichterter war man dann am Sonntagmorgen.
Während die Trinkwasserversorgung gesichert ist – das Leitungswasser muss abgekocht werden, zudem gibt es Tanks, die im Ort verteilt aufgestellt sind –, ist die Abwasserbeseitigung ein mit jedem Tag dringender werdendes Problem. „Unsere größte Sorge ist, dass wir ein massives Fäkalienproblem und eine Seuchengefahr bekommen“, stellt Radermacher fest. Im Nachbarort seien bereits 20 Menschen aus dem Ahrtal in Quarantäne.
60 Meter tiefer Brunnen gebohrt
Sein Kollege Jürgen Schwarzmann aus Hönningen berichtet, dass auch hier die Aufräumarbeiten voranschreiten – doch auch im Nachbarort ist man von so etwas wie Normalität noch meilenweit entfernt. Aktuell wurde ein 60 Meter tiefer Brunnen gebohrt, der über eine Aufbereitungsanlage die rund 1100 Hönninger mit Trinkwasser versorgen soll. Zehn Kilometer Rohrleitung sind bestellt. „Wir hoffen, dass wir Mitte der kommenden Woche dann die Wasserzufuhr haben“, verdeutlicht Schwarzmann. Kita und Mehrgenerationenspielplatz sind wieder freigeschaufelt. Auf dem neuen Sportplatz, der eigentlich in der nächsten Woche hätte eingeweiht werden sollen, wird vorerst ein großer Parkplatz eingerichtet. Zu groß sind die Schäden, die das Hochwasser hier angerichtet hat.
In Hönningen hat man zwischenzeitlich einen strukturierten Wiederaufbauplan erstellt. Strukturiert heißt, dass die zahlreichen Hilfsangebote mit den tatsächlichen Bedarfen der Geschädigten abgeglichen werden. Die füllen ein einfaches Formular aus, auf dem die Dinge festgehalten werden, die dringend benötigt werden. Das kommt wie der Newsletter, den man in Hönningen schon sehr schnell nach der Unglücksnacht aufgelegt hat, in die Briefkästen der Einwohner. „Den lassen wir durch Kinder verteilen, weil das Internet bei uns ja erst mal platt ist“, sagt Schwarzmann. Pragmatismus ist angesagt.
Hilfe von außen wird strukturiert
In Hönningen sind wie andernorts viele fremde Helfer am Start. Doch auch das geschieht in der Gemeinde strukturiert. Vorab wird nämlich am Telefon gecheckt, welche Fähigkeiten der potenzielle Helfer hat und ob die hier benötigt werden. Ist das nicht der Fall, werden diese Angebote an die Nachbarn in Ahrbrück oder eine zentrale Vermittlungsstelle weitergeleitet. Eines gilt jedoch sowohl für Hönningen als auch für Ahrbrück: Es wird vor allem Geld benötigt, um den Menschen, die alles verloren haben, wieder eine Perspektive zu geben. Deshalb hoffen Walter Radermacher und Jürgen Schwarzmann auf die Spendenbereitschaft der Leserinnen und Leser dieser Zeitung.
Von Thomas Ehlke