Warum es unterm Strich kaum Anlass zur Freude gibt. Doch wer die Schuld daran trägt, lässt sich nicht so leicht sagen wie gedacht.
MAINZ. Dass der Tankrabatt aus Verbrauchersicht womöglich nicht lange hält und von Preissteigerungen wieder aufgefressen wird, deutete sich bereits in den vergangenen Tagen an. So waren die Kraftstoffpreise am 1. Juni, als die steuerlichen Erleichterungen bundesweit scharf geschaltet wurden, im Vergleich zum 31. Mai nicht um – rechnet man die Effekte der Absenkung der Energiesteuer auf die Mehrwertsteuer mit ein – 35,2 Cent (E10) und 16,7 Cent (Diesel) abgesenkt worden, sondern nach Berechnungen des Spritpreisportals mehr-tanken.de bei E10 um rund 26 Cent (von 2,153 auf 1,896 Euro je Liter) beziehungsweise bei Diesel um 11,1 Cent (von 2,41 auf 1,93 Euro).
Am Folgetag ging es demnach bei E10 auf 1,915 Euro hoch, Diesel blieb in etwa auf dem Niveau des Vortages. Und am Freitagmorgen dann um 10 Uhr zahlte man im bundesweiten Durchschnitt nach Berechnungen des Spritportals für den Liter Diesel wieder mehr als zwei Euro (2,015 Euro) und für E10 1,95 Euro.
Damit blieb zum genannten Zeitpunkt bei Diesel vom 16,7-Cent-Rabatt unterm Strich, gemessen am Durchschnittspreis vom 31. Mai, nur noch eine Ersparnis von rund vier Cent pro Liter übrig, bei E10 von den 35,2 Cent noch 20 Cent. Das ist zwar gerade bei E10 immer noch um einiges günstiger, doch schlägt man zur besseren rechnerischen Vergleichbarkeit die steuerlichen Erleichterungen wieder drauf, ergibt sich ein anderes Bild. Inklusive der 35,2 Cent hätte der Liter E10 am Freitag um 10 Uhr rund 2,30 Euro gekostet. Das wären 15 Cent mehr als am 31. Mai, also am Tag vor dem Tankrabatt, und noch einmal zehn Cent mehr als der bisherige Höchststand von 2,20 Euro, der am 10. März registriert worden war.
So gerechnet hätte der E10-Preis zum genannten Zeitpunkt ein neues Allzeithoch erreicht. Umgekehrt heißt das: Rechnet man den Tankrabatt zur besseren Vergleichbarkeit auch aus früheren Spritpreisen raus, wäre E10 noch nie so teuer gewesen wie jetzt. Diesel läge mit Rabatt-Aufschlag mit rund 2,18 Euro zwar noch um einiges unter dem bisherigen Allzeithoch von 2,33 Euro (nach Daten von mehr-tanken.de), aber deutlich über den Niveaus, die in den Monaten April und Mai erzielt worden waren.
Wie argumentiert die Mineralölindustrie?
Während viele Experten und Politiker der Mineralölindustrie vorwerfen, sie würde im Windschatten des Rabatts den Reibach machen, und daher die Bundesregierung für die Steuererleichterungen scharf kritisieren, zeigt sich die Mineralölbranche davon unbeeindruckt und verweist auf vielfältige „Angebots- und Nachfragefaktoren“. Erste Auswertungen hätten gezeigt, „dass die Preise in den Morgenstunden des 1. Juni aufgrund der Energiesteuersenkung sukzessive nachgegeben haben“, sagte ein Sprecher des Branchenverbandes Fuels und Energy. Die Energiesteuer sei aber nur eine von vielen Komponenten, die den Kraftstoffpreis bestimmten. “Ausschlaggebend für den Preis an der Zapfsäule ist zum Beispiel neben den Beschaffungskosten und dem Wechselkurs zum Dollar auch das jeweilige Wettbewerbsumfeld der Tankstelle.“ Auch in den drei Monaten des Spritpreisrabatts wirkten also die bestehenden Angebots- und Nachfragefaktoren weiter, so der Sprecher.
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Und in einem früheren Statement für diese Zeitung betonte der Verband, dass die höhere Nachfrage und das begrenzte Angebot auf dem Weltmarkt zu stark gestiegenen Produktpreisen und zu höheren Tankstellenpreisen geführt hätten. Das gelte für Kraftstoffe aus heimischer Produktion ebenso wie für im Ausland hergestellte und importierte Ware. „Dadurch haben sich die Produktmärkte für Benzin und Diesel vom Rohölmarkt derzeit weitgehend abgekoppelt.”
Wie haben sich Börsenpreise entwickelt?
Der Preis für Diesel ist an der Börse gemessen am letzten Höchststand vom 3. Mai (rund 1307 Dollar) und mit einem zwischenzeitlichen Tief um 2,8 Prozent auf 1311 US-Dollar je Tonne (Freitag 13 Uhr) gestiegen. Der durchschnittliche Dieselpreis an der Zapfsäule kletterte – den Tankrabatt herausgerechnet und an den Daten von mehr-tanken.de orientiert – im Vergleichszeitraum um rund fünf Prozent. Der Börsenpreis für Benzin legte im genannten Zeitraum von rund 3,5 US-Dollar auf 4,2 US-Dollar je Gallone (rund vier Liter) zu. Das ist ein Plus von 20 Prozent. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der für Mitteleuropa maßgeblichen Nordsee-Ölsorte Brent wiederum kletterte um gut neun Prozent auf 117,4 US-Dollar (Stand Freitag 13.30 Uhr). E10 wurde im bundesweiten Durchschnitt und gerechnet ohne den Rabatt in dieser Zeit um rund 15 Prozent teurer.