Der Bundesgesundheitsminister geht davon aus, dass die Inzidenz in Deutschland derzeit bis zu dreimal so hoch sei wie ausgewiesen. Auch Frankreich kämpft mit steigenden Fallzahlen.
BERLIN/FRANKREICH. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schätzt das aktuelle Corona-Infektionsgeschehen deutlich kritischer ein, als es die Meldezahlen zeigen. Es sei davon auszugehen, dass die tatsächliche Inzidenz in Deutschland derzeit zwei- bis dreimal so hoch sei wie ausgewiesen, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch in Berlin. Zu sehen sei auch eine deutliche Zunahme von Fällen der neuen, ansteckenderen Virusvariante Omikron, die Sorgen bereite.
Der Minister appellierte an alle Bürger, Silvester so zu verbringen, dass keine neuen Infektionsketten entstünden. «Bitte feiern Sie in ganz kleiner Runde.» Die nach Meldezahlen der Gesundheitsämter ausgewiesenen Fallzahlen unterschätzten die bestehende Gefahr.
Derzeit werde daran gearbeitet, eine bessere Datenlage zu bekommen, erläuterte Lauterbach. Er sei sich sicher, dass zur bereits vorgesehenen Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) am 7. Januar «eine solide und für diese Zwecke vollkommen ausreichende Datenlage» vorhanden sein werde.
Rekordwert von rund 208.000 Neuinfektionen in Frankreich
Die Zahl der binnen eines Tages in Frankreich nachgewiesenen Corona-Neuinfektionen ist auf rund 208.000 gestiegen. "Beim Blick auf die Zahlen, die wir registrieren, neige ich dazu, von einer Flutwelle zu sprechen", sagte Gesundheitsminister Olivier Véran am Mittwoch in der Nationalversammlung in Paris, wie der Sender France info berichtete. "Das sind Zahlen, die mich in Schwindel versetzen." Jede Sekunde würden zwei Menschen in Frankreich positiv auf Corona getestet. Nach Weihnachten hatte die Regierung bereits verschärfte Corona-Regeln angekündigt. Vom 15. Januar an soll in vielen Lebensbereichen eine 2G-Regel greifen. Tests reichen nicht mehr.
Von dpa