1999 verschwand die 13-jährige Melanie aus Wiesbaden. 2008 fanden Waldarbeiter ihre Leiche. Melanies Mörder ist bis heute nicht bekannt. Nun aber prüft die Polizei neue Hinweise.
WIESBADEN. 2009 herrscht traurige Gewissheit: Zehn Jahre nachdem die 13-jährige Melanie Frank aus Wiesbaden-Klarenthal verschwand, ihr Schicksal die ganze Stadt bewegte, überbringen Ermittler Melanies Mutter die Nachricht: Ihre Tochter ist tot. Waldarbeiter fanden Teile ihrer Leiche im Spätsommer 2008 in einem Waldstück bei Kisselbach im Hunsrück. Vier Jahre nach dieser Nachricht stirbt Melanies Mutter – ohne je Gerechtigkeit erfahren zu haben.
Melanie Frank wurde Opfer eines Gewaltverbrechens, wahrscheinlich trieben sexuelle Fantasien den Mörder des Mädchens an. Davon gehen die Ermittler 20 Jahre nach der Tat aus. Der Täter ist bis heute nicht gefasst. Doch die Ermittlungen laufen weiter. Am Mittwoch hat das hessische Landeskriminalamt den Fall in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… ungelöst“ nochmal aufgerollt – und neue Hinweise erhalten.
Mehrere Hinweise seien eingegangen, die die Ermittler nun intensiv auswerteten und bearbeiteten, teilt ein Sprecher des LKA mit. Zur Zahl der Hinweise wie auch zu deren Inhalt und Qualität könne man „aus ermittlungstaktischen Gründen“ jedoch keine Angaben machen.
Am 16. Juni 1999 hatte Melanies Mutter ihre Tochter gegen 20.30 Uhr losgeschickt, um Zigaretten zu holen. Doch die 13-Jährige kam nicht mehr zurück in die Wohnung in der Graf-von-Galen-Straße im Wiesbadener Stadtteil Klarenthal. Gemeinsam mit der Großmutter machte sich Melanies Mutter auf die Suche, noch am selben Abend startete die Polizei eine Suchaktion, die ganz Wiesbaden über Tage und Wochen verfolgte.
In der TV-Sendung vom Mittwoch spielten auch Zeugen eine Rolle, die Melanie am Abend ihres Verschwindens nochmal in der Graf-von-Galen-Straße gesehen haben wollen. Eine andere Zeugin hatte Hilferufe aus der weiter entfernten Albrecht-Dürer-Anlage gehört. Als Melanie verschwand trug sie ein auffälliges grünes T-Shirt mit dem Motiv eines Baseballspielers darauf.
Seit September 2020 hat das hessische LKA eine eigene „Cold Case Unit“. Ermittler kümmern sich also nur um diese Fälle, die teils seit Jahrzehnten ungelöst sind – immer in der Hoffnung, doch noch einen Täter zu finden. Kriminalhauptkommissar Jochen Adler gehört zu dieser Einheit, er besprach mit Moderator Rudi Cerne am Mittwoch auch nochmal den Fall Melanie Frank.
Um dem Verdacht einer Sexualstraftat nachzugehen, suchen Adler und seine Kollegen auch mögliche weitere Opfer. Konkret gehe es um Frauen und Männer, die Ende der 90er Jahre zwischen zehn und 14 Jahre alt waren und in der Umgebung von Wiesbaden-Klarenthal lebten. In der Live-Sendung sagte Adler: „Womöglich haben sich Opfer aus Scham bis heute nicht gemeldet.“
Auch auffällige Beobachtungen in der Nähe des Fundorts von Melanies sterblichen Überresten interessieren die Polizei: Am 20. August 2008 waren Waldarbeiter dabei, an der L214 nahe des kleinen Ortes Kisselbach im Hunsrück das Dickicht auszudünnen. Dabei fanden sie den Schädel und Oberschenkelknochen des Mädchens. Melanies sterbliche Überreste wiesen jedoch keine Spuren auf, die die Ermittler zum Mörder des Mädchens führten.
Unser Podcast zum Fall Melanie Frank
Auch in unserem Podcast erzählen wir den „Cold Case“ Melanie Frank nochmal detailiert nach. Reporter Manfred Knispel, der einst intensiv über den Fall berichtete, liefert dabei hautnahe Einblicke. Hier findet ihr zudem unsere multimediale und interaktive VRM Story mit allen Details zum Fall.