Der Fall Ayleen zeigt erneut, wie wichtig es ist, Kindern einen sicheren Umgang mit dem Internet zu vermitteln, um sie vor Gefahren schützen. Diese Hilfsmittel gibt es.
WIESBADEN. Die große Liebe, im Internet kennengelernt. Das mag es geben. Oft lauern in den unendlichen digitalen Weiten für Kinder und Jugendliche aber auch Gefahren, manchmal gar der Tod, wie zuletzt bei der 14-jährigen Ayleen aus Baden-Württemberg, deren Leiche am Wochenende im Teufelsee im hessischen Wetteraukreis gefunden wurde. Das Mädchen soll ihren mutmaßlichen Mörder über das Online-Spiel „Fortnite“ kennengelernt haben.
Was ist Fortnite? In dem vor fünf Jahren veröffentlichten Computerspiel (freigegeben ab zwölf Jahren) geht es darum, auf andere Mitspieler zu schießen. Dies kann man mit mehreren Spielern gleichzeitig tun, mit denen man im Chat kommuniziert. Das Spiel ist wegen seines Suchtpotenzials umstritten und in manchen asiatischen Ländern als „jugendgefährdend“ verboten.
Was ist außerdem beliebt? Bei Jugendlichen sind die sozialen Netzwerke Snapchat und TikTok populär. Über die Streaming-Plattform Twitch verfolgen Nutzer „live“ Videospiele anderer Nutzer.
Welche Gefahren bestehen? Neben der Suchtgefahr besteht das Risiko von Cybermobbing und -grooming, der sexuellen Belästigung und des gezielten Ansprechens von Kindern durch Erwachsene.
Was kann ich tun? Experten raten, Kinder und Jugendliche offen über Gefahren im Netz aufzuklären: etwa klarzumachen, dass nicht jeder, der sich als Gleichaltriger ausgibt, dies tatsächlich ist, und dass man keine persönlichen Daten wie Alter oder Wohnadresse preisgeben sollte. Wichtig ist demnach, ein vertrauensvolles Gesprächsklima, in dem auch (vermeintlich) peinliche Dinge ohne Angst vor Strafe angesprochen werden können. Die Vorbildfunktion von Eltern sollte keinesfalls unterschätzt werden.
Welche technische Hilfe gibt es? Jugendschützer empfehlen, Ortungsdienste am Smartphone zu deaktivieren. Außerdem gibt es bestimmte Jugendschutzfilter für Geräte und verschiedene kinderfreundliche Browser und Suchmaschinen wie Kiddle, KidRex, KidSplorer, KidzSearch oder Kidoz.
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Sind Regeln sinnvoll? Der Wiesbadener Lehrer und Jugendmedienschutz-Fachberater Günter Steppich rät Eltern, keine Angst vor Regeln zu haben: „Seien Sie halt mal der ‚dumme Papa’ oder die ‚dumme Mutter’.“ Dazu können bestimmte Internetzeiten und maximale Nutzungsdauern, gerade in den Ferien, gehören. Außerdem die Einhaltung der Altersgrenzen: TikTok etwa ist erst ab 13 Jahren freigegeben. Auch sollten Eltern mit Kindern besprechen, welche Inhalte diese posten dürfen und welche nicht. Die Initiative www.internet-abc.de empfiehlt die Unterzeichnung eines Mediennutzungsvertrags zwischen Eltern und ihren Kindern.
Darf ich mein Kind überwachen? Experten raten davon ab, Spionage-Apps wie mySpy oder eyeZy zu verwenden, weil sie die Privatsphäre des Kindes verletzen. Bei Ortungs-Apps sei es etwas anderes.
Wo erhalte ich Unterstützung? www.klicksafe.de bietet zahlreiche Infos und Tipps, auch www.sicher-im-netz.de und www.schau-hin.info geben wertvolle Ratschläge. www.jugendschutz.net dient darüber hinaus auch als Beschwerdestelle.