Warum diese sieben Impf-Ängste unbegründet sind

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Die Impfnachfrage hat in den Praxen spürbar nachgelassen. Auch wenn es sich kaum lohne, rheinhessische Hausärzte wollen weiter impfen.    Archivfoto: Franziska Gabbert/dpa
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Viele sind sich noch immer unsicher, ob sie sich impfen lassen sollen. Wir erklären, warum die Impfung auch für Jüngere sinnvoll ist und wovor man außerdem keine Angst haben muss.

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MAINZ / WIESBADEN. Bayern-Star Joshua Kimmich hat sich bisher nicht gegen Corona impfen lassen. Der Fußballer hat damit eine erneute Debatte über die Corona-Impfung ausgelöst. So scheint es noch immer unterschiedliche Wissensstände bezüglich der Impfung zu geben. Wir erklären, warum die Impfung auch für jüngere Menschen sinnvoll ist und warum sich auch Schwangere impfen lassen sollten.

Warum sollte man sich impfen lassen, wenn die Impfung doch nicht vor der Infektion schützt? Zwar können sich auch Geimpfte noch mit dem Coronavirus infizieren, doch schützen die Impfstoffe sehr wirkungsvoll vor einem schweren Verlauf. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist die Wahrscheinlichkeit, schwer an Covid-19 zu erkranken, bei den vollständig geimpften Personen um etwa 90 Prozent geringer als bei den nicht geimpften Menschen.

Allein der Impfstoff von Johnson&Johnson hat im Unterschied zu den anderen Impfstoffen eine vergleichsweise geringere Wirksamkeit gegenüber der Delta-Variante. Er kann eine schwere Erkrankung, die eine Behandlung im Krankenhaus erfordert, nur zu etwa 70 Prozent verhindern. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission allen Personen, die bisher eine Impfstoffdosis der Vakzine Janssen von Johnson&Johnson bekommen haben, eine zusätzliche mRNA-Impfstoffdosis ab vier Wochen nach der Janssen-Impfung.

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Ich bin jung. Vermutlich werde ich gar nicht schwer an Corona erkranken. Warum sollte ich mich impfen lassen? Es stimmt, dass nach wie vor die Altersgruppe der über 80-Jährigen das höchste Risiko hat, bei einer Infektion ins Krankenhaus eingeliefert zu werden. In den letzten Wochen wurden laut RKI allerdings die meisten Hospitalisierungen – also Behandlungen im Krankenhaus – für die Altersgruppe der 35- bis 59-Jährigen verzeichnet. Zudem zählen auch junge Menschen mit Vorerkrankungen wie Adipositas, Diabetes oder Bluthochdruck zur Risikogruppe. Unsicher bleibt auch, ob und wie häufig Long-Covid nach einer Corona-Infektion vorkommt. Nachgewiesenermaßen leiden auch Personen, die nur eine leichte Erkrankung oder sogar gar keine Symptome hatten, unter Langzeitfolgen.

Es gibt keine Langzeitstudien zu den Impfstoffen. Was ist, wenn erst später Nebenwirkungen auftreten? Viele Menschen glauben, dass auch ein Jahr nach der Impfung noch Nebenwirkungen auftreten können. „Das gibt es nicht, hat es noch nie gegeben und wird auch bei der Corona-Impfung nicht auftreten“, sagt Carsten Watzl von der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. „Die Impfung erzeugt eine Immunreaktion“, erklärte Watzl auf Twitter. Diese sei nach wenigen Wochen abgeschlossen und der Impfstoff sei dann aus dem Körper verschwunden. Daher würden Nebenwirkungen immer recht kurz nach der Impfung auftreten.

Sowohl die Ständige Impfkommission (Stiko) und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Deutschland als auch die Europäische Arzneimittelbehörde (Ema) in Europa halten das Risiko von Langzeitfolgen für viel geringer als den Nutzen der Impfung.

Die Impfung kann aber eine Herzmuskelentzündung hervorrufen. Das stimmt. Zu den sehr seltenen Nebenwirkungen der mRNA-Impfstoffe zählen Herzmuskelentzündung (Myokarditis) und Herzbeutelentzündung (Perikarditis), wobei insbesondere junge Männer nach der zweiten Impfung betroffen sind. Die Myokarditis kommt bei einem von etwa 17.000 jungen Männern vor. Todesfälle sind in Deutschland allerdings nicht aufgetreten. Zudem kann eine Herzmuskelentzündung auch nach einer Infektion auftreten. Sie ist da sogar viermal häufiger als nach einer Impfung. Männer zwischen 20 und 50 Jahren scheinen das höchste Risiko für eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) zu haben.

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Können die mRNA-Impfstoffe unser Erbgut verändern? Nein. „Die Impfstoff-mRNA gelangt nicht in den Kern unserer Zellen, sondern nur in deren Außenbereiche“, erläutert Professor Lars Dölken von der Universität Würzburg. Sie sei in unserem Körper extrem instabil und nach vier Wochen sei von der ursprünglich injizierten Impfstoff-mRNA kein einziges Molekül mehr in unserem Körper. Damit die Impfstoff-mRNA unser Erbgut verändern könnte, müsste sie erst einmal von RNA in DNA umgeschrieben werden – was unsere Zellen aber normalerweise gar nicht können. Und selbst wenn Viren-DNA tatsächlich in unsere eigene DNA eingebaut würde, würde dies sofort von unserem Immunsystem erkannt und die entsprechende Zelle abgetötet werden.

Schadet die Impfung von Schwangeren dem ungeborenen Baby? Impfungen während der Schwangerschaft können sowohl die werdende Mutter als auch das ungeborene Kind vor Infektionskrankheiten schützen. Die Corona-Schutzimpfung mit einem mRNA-Impfstoff wird ab dem zweiten Schwangerschaftsdrittel von der Stiko empfohlen, da Schwangerschaft ein Risikofaktor für schwere Covid-19-Verläufe sein kann – vor allem im Falle von Vorerkrankungen wie Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes mellitus.

Macht die Impfung unfruchtbar? Dieses Gerücht ist laut RKI definitiv falsch. In der Zulassungsstudie des Biontech-Impfstoffs wurden zwölf Frauen in der Gruppe der Geimpften innerhalb des Nachbeobachtungszeitraums von zwei Monaten schwanger, elf Frauen in der Placebo-Gruppe, die keinen Impfstoff bekommen hatten. Weitere Studien aus Israel und den USA bestätigten, dass kein Unterschied hinsichtlich der Fruchtbarkeit von Geimpften und Ungeimpften gefunden werden konnte.

Und würde das Gerücht stimmen, dass durch die Impfung ein Antikörperprotein gebildet wird, das sich gegen die Plazenta richtet, müsste ja auch die Infektion mit Corona unfruchtbar machen. Denn auch bei einer Infektion kommt es zur Bildung von Antikörpern gegen das Spike-Protein.