Wir beantworten die Fragen unserer Leser zum Coronavirus

aus Coronavirus-Pandemie

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Corona; Virus; Krankheit

Vom Infektionsrisiko beim Schwimmbadbesuch bis zur Versorgung während einer Quarantäne – wir beantworten Fragen, die viele Menschen zurzeit bewegen.

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RHEINLAND-PFALZ/HESSEN. Die Lage rund um das Coronavirus verändert sich nicht nur schnell, sondern ist bisweilen auch schwer zu überblicken. Neue Empfehlungen werden ausgesprochen, die nächsten Stufen bei den Vorsorgestrategien beginnen zu greifen. Nachfolgend bieten wir Ihnen aktuelle Antworten auf Fragen, die unsere Leser bewegen.

Wie lange überlebt das Virus auf Gegenständen (Briefen, Kleidung, Speisen und Getränken – oder aber Türgriffen und Griffen von Einkaufswagen)?

Das ist eine Frage, die sehr viele unserer Leser umtreibt. Die Gefahr, sich über Oberflächen zu infizieren ist allerdings gering. Bei den Tests mit dem früheren SARS-Virus habe man zwar festgestellt, dass dieses sechs Tage lang auf Oberflächen überlebt habe, so die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek. Allerdings sei dies unter Laborbedingungen festgestellt worden und heiße nicht, dass man sich nach fünf Tagen auch anstecken könne. Vielmehr handele es sich um ein theoretisches Risiko. Ansonsten hätte man nun bei den Coronaviren auch einen viel rascheren Anstieg bei den Neuinfektionen, als dies der Fall sei. Auch René Gottschalk, der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamtes, gibt Entwarnung: Es gebe zwar Viren wie das Norovirus, bei denen man sich nachgewiesenermaßen über Oberflächen durch eine Schmierinfektion infizieren könne. „Das gilt aber nicht für die Coronaviren“, sagt er. Bei diesen spielt vielmehr die Tröpfcheninfektion eine Rolle. Im Zweifelsfall ist Händewaschen aber immer sinnvoll. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hält zudem auch eine Infektion über importierte Waren wie Lebensmittel oder Spielwaren für sehr unwahrscheinlich.

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Wie groß ist die Gefahr einer Ansteckung in Schwimmbädern, warmen Sprudelbecken oder Saunen? Können die Viren im Wasser oder in der Wärme überleben?

Auch hier ist die Einschätzung der Experten eher beruhigend: Sie gehen davon aus, dass das Virus im Schwimmbad aufgrund des Chlors im Wasser zerstört und durch die Große Menge an Wasser im Becken eh stark verdünnt wird und somit kein Infektionsrisiko bestehe. Allerdings, meint Sandra Ciesek, müsste man die Wirksamkeit von Chlor auf das Virus abschließend noch einmal experimentell beweisen. „Ich denke aber nicht, dass das Risiko größer wäre, als wenn Sie zum Beispiel mit der U-Bahn fahren.“ Auch in Saunen gehen die Virologen davon aus, dass die Coronaviren über 60 Grad nicht überlebensfähig seien. Zumindest sei das bei RNA-Viren meist so, zu denen die Coronaviren gehören. Ein Infektionsrisiko gebe es eventuell in den Toiletten oder der Umkleide, weshalb auch hier geraten wird, im Anschluss gründlich die Hände zu waschen.

Sind Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben, nach ihrer Genesung immun? Oder können sie sich erneut anstecken und erkranken?

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Covid-19-Patienten bilden nach einer Infektion mit dem Coronavirus Antikörper. Das berichtet Isabella Eckert von der Abteilung für Infektionskrankheiten am Universitätsklinikum Genf gegenüber dem NDR. Allerdings wisse man noch nicht, wie lange dies anhalte. Wenn man sich allerdings andere Coronaviren anschaue, könne man von einem Zeitraum von ein paar Jahren ausgehen. Bei Sars seien Antikörper zum Beispiel drei bis fünf Jahre nachweisbar.

Wie wird die Versorgung mit Lebensmitteln oder Medikamenten gesichert, wenn sich eine Familie in Quarantäne befindet (und eventuell auch der Verwandtschafts- und Bekanntenkreis)? Wer besorgt dann die benötigten Sachen?

„Die Versorgung der Menschen in Quarantäne ist zunächst selbst zu organisieren – über Verwandte, Freunde, Bekannte, Nachbarn und so weiter“, berichtet das Gesundheitsamt Mainz-Bingen über das Prozedere. Sollte dies allerdings einmal nicht möglich sein, würde man seitens des Gesundheitsamtes für eine Regelung sorgen. „Aber: Bisher und auch bei vergangenen Krankheitswellen und Epidemien hat es hier noch nie Probleme gegeben“, wird betont. Die Quarantäne-Versorgung sei bisher immer reibungslos über den eigenen Bekanntenkreis gelaufen. Auch René Gottschalk vom Frankfurter Gesundheitsamt erklärt, dass man aber auf eventuelle Notfälle vorbereitet sei, dann könnten etwa Rotes Kreuz oder die Feuerwehr aushelfen.

Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um eine Quarantäne wieder verlassen zu dürfen?

Nur der „Krankheitsverdächtige“ – also jemand, der aus dem Risikogebiet kommt oder Kontakt zu einem gesichert Infizierten hatte – ist häuslich zu isolieren, erklärt das Gesundheitsamt Mainz-Bingen. Wenn die Person im Verlauf der Quarantäne nicht erkranke, ende diese nach der längst möglichen Inkubationszeit nach 14 Tagen. Solange der Betroffene nicht tatsächlich selbst erkrankt sei, müsse auch die Familie nicht unter Quarantäne stehen.

Wie verhalte ich mich meiner Familie (zwei Erwachsene, ein Kind drei Jahre, ein Kind zehn Monate) gegenüber, wenn ich mich angesteckt habe? Werde ich dann extra isoliert? Oder muss man dann davon ausgehen, dass ich alle angesteckt habe – und alle unter Quarantäne gestellt werden?

Wenn eine Person mit Verdacht auf eine Coronainfektion ohne Symptome in der Familie ist, so sollte diese während der Zeit der Quarantäne in einem eigenen Raum leben und schlafen, heißt es vom Gesundheitsamt Mainz-Bingen. Gemeinschaftsräume etwa zum Essen sollten nur alleine aufgesucht werden. Dabei müsse die Hygiene streng beachtet werden. „Die übrige Familie muss dann aber nicht isoliert werden.“ Entwickle der Betroffene dann aber doch noch Symptome und werde positiv auf das Coronavirus getestet, müsse das weitere Vorgehen auch in Bezug auf die Familie mit dem Gesundheitsamt und dem behandelnden Arzt festgelegt werden.

Warum schließt man aufgrund der sprunghaft steigenden, bestätigten Fälle nicht für ein paar Wochen die Schulen / Kitas / Universitäten, wie es Italien derzeit macht?

Vorsichtshalber alle Schulen und Kindergärten im Land etwa zwei Wochen zu schließen, wird in Hessen und Rheinland-Pfalz derzeit abgelehnt. Aus Sicht der Verantwortlichen wäre dies in der aktuellen Situation ein Eingriff, der nicht verhältnismäßig wäre, erklärt etwa auch René Gottschalk, der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamtes. Auch die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek könnte sich dies derzeit nicht vorstellen, weil die Konsequenzen dadurch, dass viele Eltern dann nicht mehr arbeiten könnten, zu gravierend seien. Einzelne Schließungen von Schulen und Kindergärten gibt es aktuell immer dann, wenn es in diesen einen bestätigten Corona-Fall gibt.

Wie sollten sich ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen derzeit verhalten?

Gerade älteren Menschen oder Menschen mit einem geschwächtem Immunsystem wird geraten, momentan ihre Sozialkontakte so weit wie möglich zu reduzieren und Menschenansammlungen oder Reisen zu vermeiden. Darauf wies etwa Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) bei einem Pressetermin hin. So sollte man derzeit auch überlegen, ob man seine Oma/seinen Opa lieber nur anruft, wenn man erkältet ist – und sie dann erst später, wenn man wieder gesund ist, besucht. Der Berliner Virologe Christian Drosten geht sogar noch einen Schritt weiter: Er rät, in den nächsten Monaten bis zum Ende des Sommers die Kinder nicht mehr zu den Großeltern zur Betreuung zu geben – zum Schutz der Älteren – und für diese stattdessen etwa Einkäufe zu übernehmen. Das erfordere ein Umdenken. Sein Rat: „Die Risikogruppen müssen verstehen, dass sie das ernst nehmen müssen“, so Drosten.