Wir beantworten die Fragen unserer Leser zum Coronavirus –...

Die Ausbreitung des Coronavirus wirft viele Fragen auf. Foto: dpa

Wie groß ist die Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht? Mit welchen Konsequenzen muss gerechnet werden? Wir beantworten Fragen, die für viele Menschen wichtig sind.

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RHEINLAND-PFALZ/HESSEN. Was passiert, wenn die Schule des Kindes schließt, um die Ausbreitung einzudämmen – und dadurch Arbeiten wegen fehlender Betreuung nicht möglich ist? Wer übernimmt den Ausfall? Diese Frage ist für viele Eltern mit einem Mal hochaktuell: Grundsätzlich sind Beschäftigte verpflichtet, sich um eine anderweitige Betreuung zu bemühen. Gerade bei kleinen Kindern ist das aber oft schwierig. Betroffenen wird empfohlen, schnellstmöglich gemeinsam mit dem Arbeitgeber nach einer Lösung zu suchen. Eventuell kommt Arbeit von zu Hause aus in Frage. Auch Überstundenabbau oder unbezahlter Urlaub könnte eine Möglichkeit sein. Erkrankt das Kind (unter zwölf Jahren), greifen die gesetzlichen Regelungen zur Freistellung. Vorgesehen sind bis zu zehn Tage pro Kind und Elternteil, bei Alleinerziehenden also 20 Tage (§ 45 SGB V). Ist das Kind dagegen gesund, die Kita aber zum Beispiel wegen Corona-Gefahr geschlossen, liegt zumindest bei kleineren Kindern eine unverschuldete persönliche Verhinderung im Sinne von § 616 BGB vor. Dann ist eine bezahlte Freistellung für einen kürzeren Zeitraum (wenige Tage) möglich. Manche Tarif- oder Arbeitsverträge schließen diese Option aber aus.

Wie lange ist man bei einer nachgewiesenen Coronainfektion eigentlich ansteckend und wie lange dauert der Krankheitsverlauf? Derzeit geht man von einer Inkubationszeit von bis zu 14 Tagen aus, in der man andere Menschen anstecken kann. Laut Robert-Koch-Institut liegt die Inkubationszeit im Mittel bei fünf bis sechs Tagen. Nach den Erfahrungen in China erholen sich Corona-Patienten bei einem leichten Krankheitsverlauf normalerweise innerhalb von zwei Wochen. Bei einem schweren Krankheitsverlauf kann es zwischen drei und sechs Wochen dauern, bei einem kritischen Krankheitsverlauf mit Atemversagen oder Multiorganversagen auch länger.

Kann ich mich mit einer Schutzimpfung gegen Lungenentzündung gegen das Coronavirus schützen? Nein. Trotzdem kann eine Impfung gegen Pneumokokken, die Lungenentzündungen verursachen, derzeit sinnvoll sein. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ruft alle Menschen ab 60 Jahren dazu auf, sich gegen Pneumokokken impfen zu lassen. Dadurch schützt man sich zwar nicht vor einer Infektion mit dem Coronavirus, aber vor einer Zweitinfektion mit Bakterien, die den Körper weiter schwächen könnte.

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Bei der Grippe verringert sich die Zahl der Erkrankungen regelmäßig mit Beginn der wärmeren Jahreszeit. Ist das bei Corona auch zu erwarten? Diese Hoffnung zerschlägt sich zusehends. „Man kann sich nicht darauf zurückziehen, dass man sagt, im Sommer ist alles vorbei“, sagt Sandra Ciesek, Virologin an der Frankfurter Universitätsklinik. In Kalifornien oder im Iran scheine es ja nicht so zu sein, dass das Virus bei 15 Grad nicht mehr aktiv sei, sagt sie. Und auch in Italien, wo die Zahl der Infektionen steil ansteigt, herrschen schon Frühlingstemperaturen. Zwar seien Atemwegsinfektionen im Winter häufiger, alleine durch die trockene Heizungsluft, aber: „Alleine durch höhere Temperaturen wird das Virus nicht verschwinden“, sagt Ciesek. Auch nach dem Berliner Virologen Christian Drosten sei wohl derzeit damit zu rechnen, „dass wir direkt in eine Epidemiewelle hineinlaufen“. Wir müssten damit rechnen, dass ein Maximum von Fällen in der Zeit von Juni bis August auftreten werde. Dies würden neue, verfeinerte Modellrechnungen einer Studie aus den USA ergeben. Die Zahl der Grippefälle fällt hingegen in Deutschland erfahrungsgemäß Ende März deutlich ab, wenn die Temperaturen steigen.

Können auch Tiere sich mit dem Coronavirus infizieren? Laut Süddeutscher Zeitung konnte bei einem Hund in Hongkong der Erreger in geringer Konzentration in Nase und Schnauze festgestellt werden. Das Tier weist jedoch keine Symptome auf. Während des SARS-Ausbruchs 2003 wurden zudem ebenfalls einige Katzen und Hunde positiv getestet, ohne dass von ihnen weitere Infektionen ausgingen. Laut der Weltorganisation für Tiergesundheit gibt es daher bislang keinen Nachweis, dass Hunde eine Rolle bei der Verbreitung des neuen Coronavirus spielen oder krank werden. Infizierte Tierhalter sollten sich aber vorsichtshalber von ihrem Tier fernhalten oder aber wenigsten vor und nach dem Berühren die Hände waschen.

Woran kann man erkennen, dass jemand am Coronavirus infiziert ist? Zum Beispiel auch bei jemandem, der eh schon unter chronischem Schnupfen und Husten leidet und regelmäßig Niesattacken hat. Schnupfen und Niesen weisen eigentlich eher auf einen grippalen Infekt hin. Wenn der Betroffene zudem keinen Kontakt zu einem bestätigt Erkrankten hatte oder aus einem Risikogebiet zurückkommt, ist die Wahrscheinlichkeit aktuell noch eher gering, dass man sich angesteckt hat. Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus sind vor allem Fieber und trockener Husten, zudem Abgeschlagenheit, Halskratzen, Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost, manchmal Übelkeit und Durchfall. Bei einer richtigen Grippe fühlt man sich wiederum meist schlagartig krank und hat direkt hohes Fieber. Ein grippaler Infekt entwickelt sich hingegen meist über einen längeren Zeitraum und auch Schnupfen spricht wie gesagt eher hierfür. Im Zweifelsfall sollte man sich telefonisch Rat beim Hausarzt suchen oder unter der Servicenummer 116117.

Ich gehöre nach einer Blutkrebsbehandlung zur Risikogruppe. In meiner Situation erlebe ich eher ein Flachreden der Epidemie. Oft wird von den Risikomenschen auch nur im Nebensatz gesprochen. Vielleicht könnte man diese Gruppen mal konkret aufzählen? Laut dem Robert-Koch-Institut haben folgende Personen ein Risiko für schwere Verläufe bei einer Infektion mit dem Coronavirus: Zunächst vor allem ältere Personen und zwar mit stetig steigendem Risiko ab etwa 50 bis 60 Jahren. Manche Experten geben als Alter, ab dem man vorsichtig sein sollte, auch erst das Rentenalter an. „Ab diesem müsste man Bürger schützen“, ist René Gottschalk, der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamtes, überzeugt. Vor allem ab 70 beziehungsweise ab 80 Jahren steigt die Gefahr für schwere Verläufe dann aber deutlich. Dazu kommen Vorbelastungen, die eine Infektion erschweren können. Hier sind wiederum vor allem Raucher im Fokus, speziell wenn diese unter chronischem Lungenerkrankungen (etwa COPD) leiden. Aber auch Menschen mit Vorerkrankungen des Herzens, Erkrankungen der Lunge wie Asthma. Patienten mit chronischen Lebererkrankungen, Diabetes sowie Krebspatienten oder Patienten mit Immunsuppression oder sonstwie geschwächtem Immunsystem sollten besonders vorsichtig sein. Zudem sind offenbar Männer etwas stärker gefährdet als Frauen. Woran dies liegt, ist noch nicht bekannt.

Wer gehört nicht zu den Risikogruppen? Im Gegensatz zur Grippe sind Kinder nicht besonders durch das Coronavirus gefährdet und haben meist nur leichte Verläufe. Auch Schwangere gehören nicht zur Risikogruppe. Laut dem Robert-Koch-Institut wurde nach bisherigen Erkenntnissen aus China kein erhöhtes Risiko gegenüber nicht schwangeren Frauen mit gleichem Gesundheitsstatus festgestellt. Zudem geht man aktuell davon aus, dass das Virus nicht von der Mutter auf das Kind übertragen werden kann.

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Müssten bei einer drohenden Epidemie nicht die Besuchszeiten in Krankenhäusern und Altersheimen rigoros bis aufs Notwendigste verboten werden? Warum ist das noch nicht geschehen? Auf hessischer und rheinland-pfälzischer Seite gibt es inzwischen durchaus Gespräche der Gesundheitsämter mit Pflegeheimen darüber, wie man Senioren besser schützen könnte. Auch in einigen Krankenhäusern sind die Besuchszeiten bereits eingeschränkt, zum Beispiel an der Universitätsklinik Frankfurt. Auf jeden Fall sollte man aber Besuche in Krankenhäusern und Seniorenheimen derzeit strikt vermeiden, wenn man Erkältungssymptome hat.