Bischof Kohlgraf zur Missbrauchsstudie

Bischof Peter Kohlgraf (re.) äußert sich auf einer Pressekonferenz zur Missbrauchsstudie.

Das Bistum Mainz versagte unter den Kohlgraf-Vorgängern bei der Aufklärung sexueller Übergriffe. Am Mittwoch hat sich der heutige Bischof dazu geäußert.

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Mainz. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat bei einer Pressekonferenz an diesem Mittwoch (11 Uhr) ausführlich zu den Ergebnissen einer Missbrauchsstudie im Bistum Mainz Stellung genommen. Die am vergangenen Freitag vorgestellte Studie des Regensburger Anwalts Ulrich Weber hatte ergeben, dass im Bistum unter früheren Bischöfen, darunter auch Karl Lehmann, Fälle von sexueller Gewalt jahrzehntelang verharmlost, nicht konsequent verfolgt und teils auch verschwiegen wurden. Erst unter Kohlgraf sei ein klarer Wille zur Aufklärung erkennbar. Bei der Pressekonferenz im Erbacher Hof beantworteten auch Generalvikar Udo Bentz und die Bevollmächtigte Stephanie Rieth Fragen. Anschließend stellt sich Bischof Kohlgraf im Exklusiv-Interview live den Fragen der VRM-Reporter.

Hier können Sie das Interview mit Bischof Kohlgraf im Re-Live sehen:

Hier können Sie die Pressekonferenz vom Mittag im Re-Live sehen:

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Studie: Bistum Mainz hat in vielen Fällen sexuellen Missbrauch begünstigt

Die Studie spricht von 181 Beschuldigten und 401 Betroffenen seit dem Krieg, bei denen sexuelle Übergriffe hoch plausibel seien. Das ist zumindest die bekannt gewordene Zahl - die Dunkelziffer ist ungewiss. Weber, der vom Bistum mit der Studie beauftragt worden war, hatte bei der Vorstellung gesagt: „Das Bistum als verantwortliche Institution hat durch unangemessenen Umgang und mangelnde Kontrolle in vielen Fällen sexuellen Missbrauch begünstigt.” Pfarrgemeinden hätten mit einer Solidarisierung mit Beschuldigten und der Diskreditierung von Opfern eine Aufklärung erschwert und weitere Vorfälle ermöglicht. Kohlgraf hatte am Freitag in einer ersten kurzen Stellungnahme nach der Veröffentlichung von „erschreckenden Ergebnissen” und „Verbrechen” gesprochen. Ein ganzes System habe versagt.

„Die Taten und Vergehen, die mit der Studie an die Öffentlichkeit kommen, gehören genauso wie das Wegsehen und die Unfähigkeit, Betroffenen Gehör und Glauben zu schenken, zur Geschichte des Bistums Mainz”, sagte Kohlgraf. Es sei wichtig, dieses Versagen bei der Bewertung des Lebens von Bischöfen wie Albert Stohr (1945-1961), Hermann Kardinal Volk (1962-1982) und Lehmann (1983-2017), der von 1987 bis 2008 auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war, nicht auszusparen. „So wichtig ihre Verdienste in vielen Bereichen waren, so unmissverständlich haben wir auch gehört: Ihnen war der Schutz von Tätern und Kirche wichtiger als die Not von Betroffenen, auch wenn es in der Amtszeit von Kardinal Lehmann unterschiedliche Phasen des Umgangs gibt”, sagte Kohlgraf.

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