Viele Firmen gerieten wegen der Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten. Der Staat will mit verschiedenen Förderprogrammen helfen. Hessen zieht nun eine Zwischenbilanz.
WIESBADEN. Um die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise abzufedern sind seit Anfang April rund 6,6 Milliarden Euro staatliche Unterstützung an hessische Unternehmen und Freiberufler geflossen. Dazu zählten steuerliche Erleichterungen, Zuschüsse, Kredite und Bürgschaften, teilten Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) und Finanzminister Michael Boddenberg (CDU) am Mittwoch in Wiesbaden mit. So habe vielen Betrieben geholfen werden können, die bisherigen Folgen des Lockdowns zu verkraften.
Die Stimmung in der Wirtschaft Nachdem das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland wegen der Pandemie um mehr als zehn Prozent eingebrochen war, erkennen beide Minister einen vorsichtigen Aufwärtstrend. Al-Wazir gab aber auch zu bedenken: "Wir werden mit den Auswirkungen noch lange zu tun haben und manche werden erst später sichtbar werden." Es gäbe Branchen, "da brummt es", etwa bei Plexiglasherstellern oder Fahrradhändlern. Dagegen "brenne es" nach wie vor bei allen Unternehmen, wie davon lebten, möglichst viele Menschen zusammenzubringen - etwa Veranstalter oder Clubs. Allerdings gilt auch: "Wir helfen nur dort, wo es krisenbedingt zu Problemen gekommen ist", betonte Al-Wazir.
Steuerliche Erleichterungen Mit einem Betrag von 4,4 Milliarden Euro machen die Steuererleichterungen den größten Anteil der Corona-Finanzhilfen aus. Hessen bietet unter anderem an, dass schon gezahlte Steuervorauszahlungen erstattet oder herabgesetzt werden können. Zudem besteht die Möglichkeit, Steuernachzahlungen stunden zu lassen. Mehr als 223 000 Anträge dazu seien in den vergangenen Monaten bearbeitet worden. Wieviel Steuergeld doch noch nachträglich in der Staatskasse landet - diese Frage lasse sich derzeit nicht seriös beantworten, sagte Boddenberg. Voraussichtlich werde das erst im Mai 2021 deutlich.
Corona-Soforthilfe Insgesamt sind bisher 952 Millionen Euro Soforthilfe des Bundes und des Landes an hessische Unternehmen ausgezahlt worden. Im Schnitt waren es nach Angaben des Wirtschaftsministeriums knapp 9000 Euro. Die Soforthilfe war vor allem für kleinere Betriebe und Freiberufler mit bis zu fünf Beschäftigen gedacht. Von der Gesamtsumme haben der Bund rund 720 Millionen Euro und das Land rund 232 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Von den rund 134 600 gestellten Anträgen seien 106 505 bewilligt worden.
Hessen-Mikroliquidität Aus dem Darlehensprogramm "Hessen-Mikroliquidität" flossen bislang rund 172 Millionen Euro an mehr als 5700 kleine und mittlere Firmen. Das Angebot der WIBank, dem Förderinstitut des Landes, wird verlängert und mit weiteren 150 Millionen Euro ausgestattet. Es steht für Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten bereit. Die Höhe des durchschnittlich bewilligten Darlehens beträgt demnach 30 000 Euro.
Überbrückungshilfen Für die neue Überbrückungshilfe des Bundes, die am 8. Juli an den Start ging, sind in Hessen bereits mehr als 1700 Anträge eingereicht worden. Der Beginn der Auszahlung steht kurz bevor, wie die Minister ankündigten. Das Programm richtet sich unter anderem an Soloselbstständige, die wegen der Corona-Krise einen erheblichen Umsatzeinbruch verzeichnen mussten. Möglich ist ein Zuschuss von maximal 150 000 Euro für drei Monate.
Bürgschaften und Garantien In der Corona-Krise hat das Land sein Bürgschaftsvolumen von 1,5 Milliarden Euro auf 5 Milliarden Euro hochgesetzt. Die Bürgschaftsbank des Landes habe bislang rund 64 Millionen Euro an Krediten ermöglichen können. "Hessen hat darüber hinaus in sechs Fällen Landesbürgschaften in Höhe von insgesamt 326 Millionen Euro bewilligt", sagte Boddenberg. "Dies ermöglichte unter dem Strich für die Unternehmen eine Kreditaufnahme von fast 1,4 Milliarden Euro."
Von dpa