Erste Erfolge des Lockdowns: Weniger Schüler und Lehrer müssen in Quarantäne. Allerdings entscheidet jedes Gesundheitsamt anders über die Vorgehensweise nach einem positiven Test.
WIESBADEN. Die Quoten von Lehrern und Schülern, die wegen behördlicher Corona-Auflagen nicht am Präsenzunterricht teilnehmen können, sind in Hessen seit einer Woche rückläufig. Seit 10. November sank der Wert bei den Schülern von rund 3,5 Prozent auf 2,1 Prozent, wie das Kultusministerium in Wiesbaden am Dienstag auf dpa-Anfrage mitteilte. Bei den Lehrkräften schrumpfte die Quote von 3,9 Prozent auf gut 2 Prozent.
"Wir sind optimistisch, dass die letzten landesweiten Änderungen mit einer Maskenpflicht ab Stufe 5 und konstanten Lerngruppen in den Stufen 1 bis 6 sowie die allgemeinen Beschränkungen im gesellschaftlichen Leben dafür verantwortlich sind", erklärte ein Ministeriumssprecher. Binnen einer Woche gingen rund 10.000 Schüler und 1.400 Lehrkräfte mehr in den Unterricht.
Wer alles nach einem positiven Coronavirus-Test in der Schulgemeinschaft in Quarantäne muss, das entscheiden die Gesundheitsämter vor Ort und für jeden Fall individuell. In der Regel wird für einzelne Schüler, ganze Klassen oder Lerngruppen Quarantäne verhängt. Ganze Schulen werden eher selten geschlossen.
"Einfache Lösungen gibt es da nicht."
Wegen des Infektionsgeschehens haben laut Ministerium inzwischen fünf Kommunen für bestimmte Jahrgänge einen Wechselunterricht zwischen Präsenz in der Schule und Lernen von zu Hause aus verfügt. Laut dem vierstufigen Plan der Landesregierung entspricht dies Stufe 3. Er gilt in den Kreisen Lahn-Dill, Limburg-Weilburg und in Hanau (jeweils ab Jahrgangsstufe 7) sowie in Stadt und Kreis Offenbach für die Sekundarstufe II und Berufliche Schulen.
Sechs weitere Kommunen haben den Angaben zufolge einzelne Maßnahmen verfügt, die Teil der Stufe 3 sind. Dies sind Landkreis und Stadt Gießen, die Kreise Groß-Gerau, Bergstraße und Darmstadt-Dieburg sowie die Städte Wiesbaden und Darmstadt. Hessens Landesregierung hatte wiederholt betont, den Präsenzunterricht an den Schulen soweit wie möglich aufrechterhalten zu wollen.
Der Landesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Stefan Wesselmann, mahnte zwar mit Blick auf die Gesundheit von Lehrern und Schülern, Präsenzunterricht nicht "auf Biegen und Brechen" durchzusetzen. Jedoch sei auch ein flächendeckendes Wechselmodell nicht sinnvoll. Dann würde die Notbetreuung für solche Kinder, die gerade nicht im Präsenzunterricht sind, zusätzliche Ressourcen an Räumen und Personal binden. Wesselmann sprach sich grundsätzlich dafür aus, die Entscheidungen vor Ort zu treffen. "Einfache Lösungen gibt es da nicht."
Bislang 70.000 freiwillige Tests in diesem Schuljahr
Der Ministeriumssprecher kündigte an, dass das Angebot kostenloser Corona-Tests für Lehrer bis auf weiteres verlängert wird. Es greift, wenn keine konkreten Symptome einer Infektion mit dem Coronavirus vorliegen. Einen Anspruch haben alle Mitarbeiter an Schulen oder der Jugendhilfe, die regelmäßig Kontakt zu Schülerinnen und Schülern haben. Sie können sich alle 14 Tage testen lassen. Seit Beginn des Schuljahres hat es laut Ministerium 70.000 solcher freiwilligen Tests gegeben.
Das Sozialministerium kündigte an, dieses Angebot für Fachkräfte in Kitas und Kindertagespflege ab dem 30. November ebenfalls fortzusetzen. Hessen will für beide Berufsgruppe das Verfahren auf Schnelltests umstellen.
Gerade in Einrichtungen mit kleinen Kindern sei es unverantwortlich, sich in der kalten Jahreszeit alleine auf das Lüften der Räume zu stützen, mahnte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Vor allem Kinder in den Krippen im Alter von unter drei Jahren könnten nicht ständig in kalten Räumen betreut werden. Von den Erzieherinnen könne auch nicht erwartet werden, dass diese die Kinder ständig an- und ausziehen. Pädagogische Arbeit verkomme dann zu einer reinen Aufbewahrung der Kinder. Helfen könnte aber in den Kitas der Einsatz von Luftfiltern.
Von dpa/lhe