Der Lockdown zermürbt die Menschen. Rheinland-Pfalz und Hessen wollen Städten und Kreisen Perspektiven eröffnen und vor Ort neue Wege jenseits der Verbote ermöglichen.
MAINZ/WIESBADEN. Steigende Inzidenzen, geschlossene Läden. Der Lockdown als dauerhafter Ist-Zustand? Dieses Szenario erhält mit der Diskussion um Konzepte, wo und wie Lockerungen trotz Corona möglich sein können, einen markanten Kontrapunkt. Verschiedene Bundesländer wollen Modellregionen ausweisen - auch Rheinland-Pfalz und Hessen.
Modell soll wissenschaftlich begleitet werden
Nach Ostern soll es in Rheinland-Pfalz damit losgehen. Dann können Kommunen, in denen die Inzidenz unter 50 liegt, mit Modellprojekten für sicheres Öffnen starten. Die Voraussetzung dafür sind unter anderem schlüssige Test- und Nachverfolgungskonzepte sowie die Nutzung der Luca-App und der vom Helmholtz-Zentrum entwickelten Software Sormas. Erfüllt eine Kommune diese Kriterien, sind dort wieder Kultur, Sport, Gastronomie und Einzelhandel möglich. Bewerbungen und nähere Infos gibt es unter https://ea-rlp.de/modellkommunerlp.
Das "Rheinland-Pfalz-Modell" soll wissenschaftlich begleitet werden, um Erkenntnisse für weitere Öffnungen im ganzen Land zu gewinnen. "Gemeinsam mit den Kommunen wollen wir die besten Lösungen finden, wie Neuinfektionen vermieden werden können, ohne das gesellschaftliche Leben komplett herunterzufahren", sagt Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Dreh- und Angelpunkt des Modells ist ein intensives Testkonzept. Schnell- und Selbsttests sollen dabei von den teilnehmenden Kommunen beschafft werden.
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Großes Interesse am Modell hat der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) bekundet. Ebling verweist auf die Erfüllung wichtiger Kriterien. So habe Mainz ein eigenes Testzentrum. Problem: In den letzten Tagen ist die Inzidenz in der Landeshauptstadt wieder über 50 gestiegen. In anderen Städten wie Trier wird eine Teilnahme am "Rheinland-Pfalz-Modell" noch geprüft.
Bewerberstädte bringen sich bereits in Stellung
"Selbstverständlich wird es auch in Hessen Modellregionen geben. Eine Konkretisierung erfolgt zeitnah", heißt es beim Gesundheitsministerium in Wiesbaden. Die Bewerberstädte bringen sich bereits in Stellung. Da Rüdesheim die Besucherströme nicht coronakonform regulieren könne, sei es besser, Optionen für eine geregelte Öffnung zu schaffen, wirbt Bürgermeister Klaus Zapp bei Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) um die Einstufung als hessische Modellkommune. Auch Frankfurt, Fulda, Bad Homburg, Büdingen und die Landeshauptstadt Wiesbaden wollen Lockerungen über Schnelltests ermöglichen. "Das würde bedeuten, dass Einzelhandel, Gastronomie und Kultur wieder öffnen dürfen und Sport auch in Gruppen wieder ermöglicht wird, allerdings nur für diejenigen, die einen tagesaktuellen negativen Schnelltest vorweisen können", schreiben Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) und Bürgermeister Oliver Franz (CDU). Dazu könne die Testinfrastruktur ausgebaut werden. Sie verweisen auf die Drogeriekette dm, die den Aufbau von Schnelltestzentren angekündigt hat.
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"Unser Ziel ist es, bis Ende April deutschlandweit 500 dm-Testzentren aufzubauen", bestätigte der für das Projekt verantwortliche dm-Geschäftsführer Christian Harms. Die ersten Zentren in Verbindung mit dm-Filialen starten in Frankfurt, Hanau und Fulda. Gesundheitsminister Klose begrüßt die Initiative: "Zur Bewältigung der Pandemie kommt es darauf an, Netzwerke zu bilden und Kapazitäten unbürokratisch und schnell zu verknüpfen."
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