GEW: Mehr Tests und 1500 neue Lehrkräfte

Bildungschancen hängen in Deutschland sehr vom Elternhaus ab. Kann ein Sozialindex an Schulen für mehr Gerechtigkeit sorgen? Symbolfoto: dpa

Der angepeilte geregelte Unterricht in Rheinland-Pfalz kann nach Meinung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft nur unter bestimmten Bedingungen stattfinden.

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MAINZ. Kein Abstand, keine Masken – dann aber bitte auch mehr Corona-Tests. Diese Forderung richtet die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) für das neue Schuljahr an das rheinland-pfälzische Bildungsministerium. Diese hatte vor einigen Wochen Reihentests auf das Virus an 35 bis 50 ausgewählten Schulen und Kitas sowohl vor wie auch nach den Sommerferien angekündigt. „Das ist sinnvoll, reicht aber nicht aus“, sagt der GEW-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer. „Wir müssen weiter denken.“

Deutliche engmaschigere Tests bei Lehrkräften, Schülern und Personal könnten nicht nur zur Beruhigung der Beteiligten beitragen, gerade mit Blick auf eine vielleicht drohende zweite Corona- oder eine Erkältungswelle im Herbst. Hammer findet die Tests unerlässlich, wenn wie geplant ab 17. August wieder voller Regelbetrieb herrscht und damit der 1,50-Meter-Abstand nicht mehr gelten kann. „Experten empfehlen, einmal pro Woche zu testen“, sagt Hammer, welche, macht Hammer deutlich, welche Testintensität ihm vorschwebt.

Die ausgebaute Teststrategie ist ein Baustein eines ganzen Forderungskatalogs, den die GEW am Montag vorlegte. Sein Tenor: Vieles lief gut, Vieles ist gut geplant, aber es muss nachgebessert werden. Die bisherigen Maßnahmen des Bildungsministeriums habe er als „richtig und nachvollziehbar empfunden“, betont Hammer, aber im Vollbetrieb muss noch mehr kommen. Das gelte für die Hygiene („Klassenräume muss man mehrmals täglich putzen, da darf Geld keine Rolle spielen“), das gelte für die vom Ministerium geplanten Sommerkurse („Begrüßenswert, aber sie werden nicht ausreichen, um Defizite auszugleichen, die bei einigen Schülern entstanden sind.“

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Vor allem aber gelte es für das Lehrpersonal. „Eine erhebliche Aufstockung des Personals durch Schaffung von zusätzlichen Planstellen und der weitere Ausbau der Vertretungsreserve“ – das steht im Forderungskatalog der GEW ganz oben. Eine ganz konkrete Zahl wollte Hammer am Montag nicht nennen, allerdings sieht er an einigen Orten einen Mehrbedarf von 25 Prozent – das entspricht ungefähr der Zahl von Lehrkräften, die zur Corona-Risikogruppe zählen und damit für Präsenzunterricht womöglich nicht zur Verfügung stehen.

Die vom Landeselternbeirat ins Spiel gebrachte Zahl von 1500 zusätzlichen Lehrkräften hält Hammer für „nicht zu hoch gegriffen“. Wichtig wäre der Ausbau des Vertretungspools, der zumindest bei Gymnasiallehrern machbar sein sollte, weil der Markt genügend hergibt. Bei Grundschullehrern wird das deutlich schwieriger – der Markt an Fachkräften ist abgegrast. Nur mit zusätzlichem Personal sei individuelle Betreuung in geteilten oder kleineren Klassen machbar – Letzteres ist auch eine bekannte Forderung des Philologenverbandes, die deren Landesvorsitzende Cornelia Schwartz am Montag erneuerte. „Wir ziehen da an einem Strang“, betont Hammer. Sowohl in Personal wie Räume und digitale Infrastruktur müsse schlicht mehr investiert werden. Zudem hofft er ebenso wie der Landeselternbeirat, dass so schnell wie möglich der fortgeschrieben Hygieneplan für das neue Schuljahr vorliegt. Laut Bildungsministerium soll das auf jeden Fall vor den Sommerferien passieren. Die beginnen bekanntlich am Freitag.

Von Ulrich Gerecke