Rheinland-Pfalz startet Kampagne, um Erzieher zu gewinnen

Gummistiefel – gar kein so einfaches Wort. Beim Lernen der deutschen Sprache helfen speziell ausgebildete Sprachförderkräfte den Kindern in sogenannten Sprach-Kitas.

In Rheinland-Pfalz sind 1500 Vollzeitstellen in den Kitas nicht besetzt. Wie man diese Lücke schließen will, erläuterte Bildungsministerin Hubig beim Start einer Werbekampagne.

Anzeige

Mainz. Von 26.000 Vollzeitstellen in den rheinland-pfälzischen Kitas sind derzeit 1500 nicht besetzt. Das berichtete Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) bei einer Podiumsdiskussion zum Start einer Werbekampagne am Montag im Landesmuseum in Mainz. Von dieser Aktion erhofft sich das Land, mehr Interessenten für den Beruf des Erziehers und der Erzieherin zu gewinnen. Die Kampagne, die auf Plakaten und in den sozialen Medien laufen soll und zu der es eine Internetseite gibt, richtet sich an die Generation Z, also an junge Leute, die zwischen 1995 und 2010 geboren worden sind.

Fachkräfte würden aufgrund der demografischen Entwicklung fehlen, erläuterte die Ministerin. Aber auch, weil in den vergangenen Jahren die Kitas so stark ausgebaut worden seien. Seit 2006 gebe es 75 Prozent mehr Fachkräfte in den Kitas. Das Angebot sei erweitert worden, die Betreuungszeiten verlängert, der Betreuungsschlüssel verbessert, zählte Hubig auf. Die Folge: Es braucht mehr Mitarbeiter. Deren Arbeitgeber ist jedoch nicht das Land, sondern der jeweilige Kita-Träger, also etwa Kommunen, Kirchen und anderen Institutionen.

6000 junge Menschen in Ausbildung zum Erzieher

Um mehr Fachkräfte zu erhalten, sei die Zahl der Ausbildungsplätze gestiegen. Derzeit seien 6000 junge Menschen in Ausbildung zum Erzieher, erzählte Hubig. Die Azubis werden ihr zufolge nicht auf den Personalschlüssel in den Kitas angerechnet.

Anzeige

„Kinder haben einen Rechtsanspruch, in eine Kita gehen zu können”, sagte Karin Graeff, Vorsitzende des Landeselternausschusses. Im Grunde würde alles auf dem System Kita aufbauen, etwa, ob die Eltern arbeiten gehen können. Über die Aufgaben einer Kita sprach Claudia Theobald, Vorsitzende des Kita-Fachkräfteverbands. „Die Bildungsbiografie beginnt nicht erst in der Schule”, sagte sie. Neben der Gewinnung neuer Azubis sei ihr aber auch die aktuelle Situation ihrer Kollegen wichtig. „Die rheinland-pfälzischen Fachkräfte hoffen auf Verbesserungen”, mahnte Theobald. Dass die Träger gute Arbeitsbedingungen schaffen wollen, betonte Sven Normann, Fachbereichsleiter kommunale Jugendarbeit in Weißenthurm (Kreis Mayen-Koblenz) und Ortsbürgermeister von Wirges. Um kurzfristig die Einrichtungen zu entlasten, dürfen unter anderem Vertretungskräfte länger als sechs Monate angestellt werden, ergänzte Hubig. Außerdem können die Einrichtungen so viele Hauswirtschaftskräfte wie nötig beschäftigen.

Gewerkschaft: Auch über Arbeitsbedingungen sprechen

Susanne Wingertszahn, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds Rheinland-Pfalz/Saarland (DGB), begrüßte laut Mitteilung die Kampagne und die angestoßene Debatte um die Wertschätzung der Arbeit in Kitas. „Im Zuge dieser Debatte wird auch sicher über Bezahlung, Dauer der Ausbildung, Arbeitsbedingungen oder die finanzielle Unterstützung des Landes für Kita-Träger gesprochen“, sagte Wingertszahn. Kritik übte die CDU-Landtagsfraktion, die Kampagne komme zu spät. Der Abgeordnete Thomas Barth fand: „Aus unserer Sicht muss die Erzieherinnen- und Erzieherausbildung auf neue Füße gestellt werden, denn das Berufsbild hat sich in anspruchsvoller Weise gewandelt.”

Ministerin Hubig hofft sich von der Fachkräftekampagne mehr Azubis. Wenn ihre Anzahl um zehn bis 15 Prozent ansteigen würde, „wäre dies ein riesiger Erfolg”. Die Kampagne kostet 1,5 Millionen Euro und soll drei Jahre laufen.