Es ist eng: Um 5 Uhr am Morgen zeichnet sich noch kein klarer Favorit im Rennen um die US-Präsidentschaft ab. Im umkämpften Florida liegt Donald Trump vorn.
WASHINGTON . Bei der US-Präsidentschaftswahl hat sich in entscheidenden Bundesstaaten ein knappes Rennen abgezeichnet. Der republikanische Amtsinhaber Donald Trump lag in Florida und Ohio knapp in Führung.
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Der Demokrat Joe Biden wiederum hoffte auf die Staaten Michigan, Pennsylvania und Wisconsin im Mittleren Westen, wo die Auszählung am Dienstagabend (Ortszeit) allerdings länger zu dauern schien. Landesweit sah es zunächst jedenfalls nicht nach einem überwältigenden Sieg für Biden aus, der in Umfragen vor der Wahl deutlich vorne gelegen hatte.
Bis zum späten Abend konnten sich beide Kandidaten die Stimmen der Wahlleute aus mehreren Bundesstaaten sichern. Dabei gab es zunächst keine Überraschungen: Trump und Biden sicherten sich jeweils die auch 2016 vom Kandidaten ihrer Partei gewonnenen Staaten.
In vielen umkämpften Bundesstaaten wie North Carolina, Georgia und Pennsylvania war noch unklar, wer sich durchsetzen würde. Auch aus dem bevölkerungsreichen Texas gab es noch kein Ergebnis. In dem traditionell republikanischen Staat lag Trump in Führung, es zeichnete sich aber ein überraschend knappes Rennen ab.
In Florida, einem wichtigen Staat mit 29 Wahlleuten, schnitt Trump US-Medien zufolge vor allem in Bezirken mit hohem Latino-Anteil gut ab. Besonders im bevölkerungsreichen County Miami-Dade erzielte sein Herausforderer Biden weniger Stimmen, als er voraussichtlich bräuchte, um den Staat zu gewinnen. Auch in North Carolina und Georgia zeichneten sich Vorteile für Trump ab. Der Republikaner ist für einen Sieg auf die Staaten angewiesen, Biden könnte die Wahl auch noch ohne sie gewinnen. Um Präsident zu werden, braucht ein Kandidat die Stimmen von mindestens 270 Wahlleuten aus den Bundesstaaten.
Wegen der Corona-Pandemie ist es in diesem Jahr schwierig, den Auszählungsstand während der Wahlnacht einzuschätzen. Viele Biden-Anhänger hatten erklärt, per Briefwahl abstimmen zu wollen. Wähler von Präsident Trump wollten eher am Wahltag ihr Votum abgeben. Die Bundesstaaten haben unterschiedliche Methoden dafür, wann sie welche Stimmen auszählen, so dass große Umschwünge im Laufe der Wahlnacht möglich sind.
Die US-Bürger waren am Dienstag aufgerufen, den Präsidenten, die 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses sowie rund ein Drittel der 100 Mandate im Senat neu zu bestimmen. Zudem gab es in vielen Bundesstaaten örtliche Abstimmungen. Der US-Präsident wird nicht direkt gewählt. Der Wahlsieger in einem Bundesstaat gewinnt dort die Stimmen der Wahlleute. Diese wählen dann im Dezember den Präsidenten.
Die Wahlnacht im Minutenprotokoll zum Nachlesen (Zeiten in MEZ)
0.00 Uhr: In Teilen von Kentucky und Indiana schließen die Wahllokale. Anderswo wird noch gewählt - die USA erstrecken sich über mehrere Zeitzonen. Mehr als 100 Millionen Menschen haben bereits vor dem eigentlichen Wahltag abgestimmt.
1.10 Uhr: Erste Ergebnisse und Prognosen: Trump gewinnt laut Medienberichten in Indiana und Kentucky, Biden in Vermont - keine Überraschung. Mit Spannung erwartet werden die Ergebnisse in dem guten Dutzend besonders umkämpfter "Battleground States", auf die es bei dieser Wahl ankommt.
1.36 Uhr: Trump gewinnt erwartungsgemäß West Virginia.
1.41 Uhr: Biden gewinnt wie erwartet Virginia. Ein erster - zu dem Zeitpunkt noch bedeutungsloser - Zwischenstand: Biden steht bei 16 Stimmen von Wahlmännern und -frauen im Electoral College, Trump bei 24. Für den Wahlsieg sind 270 nötig.
1.45 Uhr: Erste vorsichtige Warnzeichen für Biden im "Battleground State" Florida: Beide Kandidaten liegen nach Auszählung von geschätzt gut zwei Dritteln der Stimmen eng beieinander. US-Experten geben Trump aber gute Chancen für einen Sieg. Florida mit seinen 29 Wahlleuten ist für ihn besonders wichtig, Biden hätte noch weitere Wege zur Präsidentschaft.
2.00 Uhr: In einer ganzen Reihe von Bundesstaaten gibt es Ergebnisse: Trump gewinnt weitere vier, Biden weitere sechs Staaten - jeweils wie erwartet.
3.10 Uhr: Weitere wenig überraschende Ergebnisse kommen hinzu: Biden gewinnt die Bundesstaaten New York und New Mexico, Trump Nebraska, Louisiana, Wyoming, North Dakota und South Dakota.
3.30 Uhr: Prognosen zufolge siegt Biden in Colorado. In den entscheidenden "Battleground States" gibt es dagegen noch keine Ergebnisse. Neben Florida zeichnen sich auch in North Carolina und Georgia Vorteile für Trump ab. Er ist auf alle drei Staaten dringend angewiesen. In Ohio sieht es dagegen zunächst so aus, als würde Biden besser abschneiden als erwartet.
3.58 Uhr: Die Demokraten verdrängen in Colorado einen Republikaner von einem Senatssitz und rücken damit einer möglichen Mehrheit im Senat einen Schritt näher. 4.00 Uhr: Nach einem überwältigenden Sieg für den in den Umfragen vorne gelegenen Biden sieht es zunächst nicht aus. Gespannt wird jetzt in Richtung Texas geschaut. Eigentlich eine republikanische Hochburg, melden erste Countys dort, dass Biden im Vergleich zu Hillary Clinton vor vier Jahren deutlich Boden gut macht.
4.00 Uhr: Nach einem überwältigenden Sieg für den in den Umfragen vorne gelegenen Biden sieht es zunächst nicht aus. Gespannt wird jetzt in Richtung Texas geschaut. Eigentlich eine republikanische Hochburg, melden erste Countys dort, dass Biden im Vergleich zu Hillary Clinton vor vier Jahren deutlich Boden gut macht.
4.45 Uhr: In den entscheidenden Bundesstaaten gibt es immer noch keine Ergebnisse. Generell sieht es so aus, als würden sich die Wähler in den meisten Staaten ähnlich wie vor vier Jahren entscheiden. Um zu gewinnen, muss Biden Trump aber Staaten abnehmen.
5.00 Uhr: Beide Kandidaten sammeln weiter Siege in Staaten, in denen sie klare Favoriten waren. In keinem der rund 30 Staaten, in denen mittlerweile ein Sieger ausgerufen ist, hat es im Vergleich zu 2016 einen Wechsel der siegreichen Partei gegeben.
5.18 Uhr: TV-Sender melden, dass die Demokraten die Mehrheit im US-Repräsentantenhaus behalten.
5.20 Uhr: Zu diesem Zeitpunkt stand vor acht Jahren fest, dass Barack Obama wiedergewählt wird. 2008 war sogar eine halbe Stunde früher klar, dass er gewinnt. In diesem Jahr ist man von einem schnellen Ergebnis weit entfernt.
5.30 Uhr: Voraussichtlich läuft die Entscheidung auf Michigan, Wisconsin und Pennsylvania im Mittleren Westen sowie Arizona im Südwesten hinaus. Dort gibt es für die Demokraten auf Basis erster Auszählungen Grund zur Hoffnung. In Florida und Ohio liegt dagegen Trump in Führung.
6.05 Uhr: Nach Prognosen mehrerer Fernsehsender hat Trump Ohio gewonnen.
6.31 Uhr: Mit Iowa geht ein weiterer "Battleground State" an Trump.
6.38 Uhr: Ein weiteres Ausrufezeichen: Trump holt den umkämpften Staat Florida.
6.45 Uhr: Trotz der Rückschläge gibt sich Biden siegessicher: "Bleibt zuversichtlich, wir werden das gewinnen", ruft er seinen Anhängern zu. Und er ruft zur Geduld auf: Es könne womöglich noch dauern, bis ein Ergebnis feststeht. In den noch offenen, umkämpften Staaten Michigan, Wisconsin und Pennsylvania hatten Wahlleiter bereits zuvor erklärt, dass es möglicherweise Tage dauern werde, bis alle Stimmen ausgezählt seien.
6.45 Uhr: Fast zeitgleich schreibt Trump auf Twitter von einem "großen Sieg". Kurz darauf erneuert er eine schon vor der Wahl geäußerte Unterstellung: "Sie versuchen, die Wahl zu stehlen." Dies werde er nicht zulassen. Twitter versteckt die Nachricht umgehend hinter einem Warnhinweis, die Informationen darin seien "umstritten" und könnten in Bezug auf die Wahl "irreführend" sein.
7.09 Uhr: Im bevölkerungsreichen Texas lag Trump Umfragen zufolge nur knapp im Führung. Die vorsichtigen Hoffnungen der Demokraten, Biden könnte die republikanische Hochburg Texas erobern, sind nun dahin: Trump holt sich den Bundesstaat.
7.16 Uhr: Auch die Hoffnungen der Demokraten auf eine Mehrheit im Senat erhalten einen Dämpfer: Die republikanische Senatorin Joni Ernst verteidigt - wie bereits mehrere ihrer Parteifreunde in anderen Staaten - in einem Kopf-an-Kopf-Rennen ihren Sitz. Demnach wird es nach bisherigem Stand mindestens 46 republikanische und 43 demokratische Senatoren geben.
8.31 Uhr:Trump spricht angesichts der Verzögerung beim Wahlergebnis von "massivem Betrug" und kündigt an, vor das Oberste US-Gericht zu ziehen, um eine weitere Auszählung der Stimmen zu stoppen. Und er erklärt sich zum Wahlsieger: "Wir waren dabei, diese Wahl zu gewinnen. Offen gesagt haben wir diese Wahl gewonnen." Wie und wann er den Supreme Court angesichts der weiterhin laufenden Auszählung anrufen möchte, bleibt offen.
8.45 Uhr: In entscheidenden Bundesstaaten steht das Ergebnis weiter aus. In Georgia und Pennsylvania wird Journalisten zufolge in der Wahlnacht (Ortszeit) aber nicht mehr weiter ausgezählt. Die Wahlhelfer wollen sich erst ab 10 Uhr Ortszeit (16.00 Uhr MEZ) wieder treffen. Auch in Wisconsin und Michigan wird nicht mehr mit einem Ergebnis in der Wahlnacht gerechnet.
8.59 Uhr: Biden gewinnt den umkämpften Staat Arizona, der lange als sichere Bastion der Republikaner galt. Es ist der erste Staat, den Biden Trump abnehmen kann.
9.00 Uhr: Nach 42 von 50 ausgezählten Bundesstaaten lautet der Zwischenstand: Biden hat 235 Wahlleute auf seiner Seite, Trump 213.
Von dpa