Diese Tipps helfen gegen Hitze in der Wohnung

Besonders im Dachgeschoss wird es im Sommer heiß. Foto: dpa

Bei hohen Temperaturen wird es besonders in Städten in vielen Wohnungen unerträglich warm. Ein Experte erklärt, wie wir unsere Wohnungen abkühlen können.

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REGION. So schön der Sommer auch ist: Wenn selbst die Wohnung keine Abkühlung mehr verspricht, wird’s für viele Menschen unangenehm. Der Schlaf ist schlecht, die Entspannung bleibt aus und beim Blick auf den Wetterbericht der nächsten Tage fangen die Schweißperlen direkt wieder an zu fließen.

Wir haben mit Hans Weinreuter, Fachbereichsleiter Energie und Bauen bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, gesprochen. Das Wetter kann zwar auch er nicht ändern, ein paar Tipps gegen Hitze und für etwas kühlere Luft in der Wohnung hat er dennoch.

1. Richtiges Lüften

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„Lüften hilft vor allem in der zweiten Nachthälfte, dann kommt die Abkühlung – am besten natürlich bei Durchzug“, sagt Hans Weinreuter. Die Faustregel: Immer dann die Fenster auf, wenn’s drinnen heißer ist als draußen.

Im Dachgeschoss kann sich das also auch tagsüber mal lohnen. Wer den ganzen Tag zuhause ist, sollte aber natürlich mal frische Luft rein lassen – am besten auf der Seite, auf der die Sonne nicht scheint.

Wo kein Durchzug möglich ist, kann ein Ventilator für Zirkulation sorgen. Tipp vom Fachmann: Den Ventilator abends vorm geöffneten Fenster aufstellen, Richtung Raum postieren und mit einer Zeitschaltuhr in der zweiten Nachthälfte starten lassen.

Befeuchtete Vorhänge können bei Durchzug zudem Verdunstungskälte erzeugen. Übertreiben sollte man es mit der Befeuchtung der Wohnung natürlich nicht: Zu viel Feuchtigkeit in den eigenen vier Wänden kann zur Last für die Bausubstanz werden, im schlimmsten Fall droht Schimmel.

„Um drei bis fünf Grad lässt sich ein Zimmer nachts durchaus runterkühlen je nachdem wie die Randbedingungen sind“, sagt Weinreuter. Um das zu überprüfen und das eigene Hitzeempfinden auszutricksen, lohnt sich der Kauf eines Thermometers. Weinreuter: „Besonders hilfreich sind kombinierte Thermo- und Hydrometer, die auch die Luftfeuchtigkeit messen.“

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2. Rollläden, Außenjalousien und andere Verschattungen

Klar, Vorhänge sind besser als nichts, doch heizt sich der Raum zwischen Vorhang und Scheibe gewaltig auf und die Wärme strömt weiter. „Den besten Hitzeschutz bieten daher außen an den Fenstern angebrachte Rollläden oder Jalousien“, sagt Hans Weinreuter.

Besondres kritisch seien Fenster in der Dachschräge. Weinreuter: „Ein gut gedämmtes Dach hilft da auch nichts, denn ein großes Fenster reicht aus, um einen ganzen Raum aufzuheizen.“

Wer außen keine Schattenspender hat, kann dafür sogar finanzielle Unterstützung von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bekommen. Dafür müssen die Rollläden aber auch einen gewissen Einbruchschutz gewährleisten. Mieter müssen vor der Installation aber den Vermieter um Erlaubnis fragen.

3. Sonnenschutzfolien und Sonnenschutzverglasungen

Menschen, die im Hochsommer wagemutig außen Tücher am Fenster anbringen, sieht man immer wieder. Hilfsmittel können Sonnenschutzfolien oder -verglasungen sein. „Eine Kompromisslösung“, sagt Experte Weinreuter und denkt dabei an alle, die keine Chance haben, Rollläden außen nachzurüsten.

Während die Sonnenschutzverglasungen mit einer stärkeren Reflektion und Absorption der Sonnenstrahlen arbeiten, sollte man sich bei den Folien über Müll und Verschleiß Gedanken machen, sofern Bewohner sie im Herbst wieder von den Fenstern nehmen.

Wichtige Anmerkung vom Fachmann der Verbraucherzentrale: Diese Hilfsmittel halten nicht nur Wärme, sondern auch Licht dauerhaft ab. „Daher sollte man sich das gut überlegen, denn Fenster sind schließlich auch da, um Licht rein zu lassen.“

4. Klimageräte

Mehr Klimageräte in aller Welt heißt auch: mehr Stromverbrauch. „So heizen wir das Klima weiter an, wenn der Strom nicht ökologisch produziert ist“, sagt Hans Weinreuter. Und das kostet auch noch: Die Stiftung Warentest hat errechnet, dass die Stromkosten über zehn Jahre bei so genannten Monoblockgeräten oft über den Anschaffungskosten liegen.

Wer sich so ein mobiles Gerät anschaut, sollte daher auf eine gute Energieeffizienzklasse achten (A ist hier am besten). Die Kosten liegen laut Stiftung Warentest bei 300 bis 600 Euro. Nachteil: Der Abluftschlauch muss durch das Fenster raus geführt werden, so kann wieder Hitze rein kommen.

Eine Alternative sind fest installierte Split-Klimageräte, die laut Testbericht zwischen 1.300 und 2.840 Euro kosten können, dazu kommen noch Installationskosten. Diese Geräte verbrauchen weniger Strom und sind leiser.

Sie arbeiten wie ein Kühlschrank mit Kühlmittel. Dafür braucht es aber einen kleinen Durchbruch zu einem Außengerät, in dem die Wärme des Kühlmittels an die Umgebungsluft abgegeben wird. „Das“, sagt Weinreuter, „kann aber natürlich das Mikroklima in der Stadt verändern.“

5. Ventilatoren

„Ventilatoren regen die Verdunstung auf der Hautoberfläche an“, sagt Hans Weinreuter. „Für zusätzliche Abkühlung sorgt man, indem man kaltes Wasser über die Arme laufen lässt oder sogar mit Wadenwickeln.“

Der Stromverbrauch bei Ventilatoren ist deutlich geringer als bei Klimageräten. Tischventilatoren gibt es ab 20 Euro, Standgeräte ab 25 Euro, Turmventilatoren starten bei 60 Euro. Oben endet die Preisspanne laut Stiftung Warentest bei 400 Euro. Unterschiede gibt es auch bei der Lautstärke der Geräte.

Weil Ventilatoren aber keinen Einfluss auf die Raum-, sondern nur auf die gefühlte Temperatur haben, bringt es nichts, sie in leeren Wohnungen laufen zu lassen.

6. Dach- und Fassadenbegrünung

Egal ob bei Projekten der öffentlichen Hand oder im Privaten: Immer öfter ist die Begrünung von Dächern und Fassaden ein Thema. „Der Trend geht zur Dachbegrünung. Da geht es in erster Linie um das Mikroklima in den Städten, das durch die Wasserverdunstung verbessert wird“, sagt Bau-Experte Weinreuter.

Wer auf seinem eigenen Grundstück aber die Möglichkeit hat, kann gerade auf der Südseite mit Bäumen und Sträuchern auch für Schatten in der Wohnung sorgen und die Hitze aussperren. Hans Weinreuter sagt: „Und wenn im Winter die Blätter weg sind, kommt dennoch Licht rein.“

7. Umschauen und umbauen

Zweifelsfrei eine Frage des Geldes. Doch Experte Weinreuter warnt: „Ein Schnäppchen beim Hauskauf generiert oft Folgekosten – zum Beispiel für eine nachträgliche Dämmung.“ Weil Wärme immer von warm zu kalt fließt, funktioniert eine Hausdämmung nicht nur im Winter.

Den größten Effekt haben aber noch immer die Fenster durch die direkte Sonneneinstrahlung. Hans Weinreuter ist daher froh, dass der Trend zu großen Fenstern gen Süden für einen schönen Ausblick vorbei ist.

Wer bei Bestandsimmobilien mit dem Energieausweis oder bei Neubauten mit Bau- und Leistungsbeschreibungen überfordert ist, bekommt Hilfe bei den Verbraucherzentralen. Gegen Geld sind auch „Energiechecks“ vor Ort möglich.

8. Mit dem Vermieter sprechen

Wer an der Mietwohnung etwas umbauen will, muss mit dem Vermieter sprechen. Der ist aber nicht verpflichtet, in heißen Wohnungen eine Klimaanlage einzubauen oder die Miete zu erlassen.

Es gibt jedoch einzelne Ausnahmen: Das Amtsgericht Hamburg hielt mal eine Mietminderung von 20 Prozent in einer Obergeschosswohnung für angemessen. Im diesem Fall entsprach allerdings der Wärmeschutz nicht dem Stand der Technik, der zum Zeitpunkt der Errichtung der Wohnung vorgeschrieben war.

Heißes Wetter kommt immer öfter in der Region vor. Philipp Durillo erklärt in unseren „FaktNews“, was Hitze mit dem Körper macht und wie wir uns am besten gegen Hitze schützen können.