Der perfekte Test wird zur Lehrstunde für die Eintracht
Am Samstag musste Eintracht Frankfurt im Testspiel bei Ajax Amsterdam eine klare Niederlage einstecken. Doch Adi Hütter zeigt sich im Nachgang mit den Erkenntnissen zufrieden.
Von Peppi Schmitt
Eintracht-Trainer Adi Hütter.
(Foto: dpa)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
FRANKFURT - Irgendwann, es war so kurz nach der Halbzeit, wurde es den Spielern der Frankfurter Eintracht zu bunt, was die Kollegen von Ajax Amsterdam da mit ihnen veranstalteten. Hacke, Spitze, eins, zwei, drei, ein Dribbling hier, ein Dribbling da, eine technische Provokation nach der anderen, Beinschüsse inklusive und schließlich ein fantastisch herausgespieltes Tor mit „Veräppelungs“-Charakter. Das war den Frankfurtern dann doch zu viel. Fortan begannen sie sich zu wehren, mit mehr Kampfgeist und mit einer großen Portion Härte. Und nur so konnten sie die Niederlage auch in einem normalen Maß halten.
Mit 1:2 (0:1) unterlagen die Frankfurter dem holländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam und waren damit ziemlich gut bedient. Und der Trainer war sogar richtig zufrieden. „Das war ein Supertest und wir haben unsere Grenzen aufgezeigt bekommen“, sagte Adi Hütter, „wir haben versucht, uns bestmöglich zu verkaufen. Wir mussten teilweise leiden und hinterherlaufen.“
Klare Dominanz der Holländer
Die Unterschiede zwischen beiden Mannschaften waren frappierend. Die Holländer waren schneller, technisch stärker, spritziger, in nahezu allen Bereichen schlicht besser. Die 6000 Zuschauer in der Amsterdam-Arena hatten ihre helle Freude am Spiel ihres Teams. Bei der Eintracht hielt sich die Freude naturgemäß in engen Grenzen. Nach einem haarsträubenden Fehlpass von Sebastian Rode war Ajax schon in der 4. Minute in Führung gegangen. Der Ball war von Filip Kostic zu Lassina Traore geprallt. Nach dessen Zuspiel hatte Quincy Promes sich gegen Torwart Kevin Trapp die Ecke aussuchen können. Damit war die Richtung des Spiels früh vorgegeben. „Die Mannschaft ist nicht frisch gewesen, das hat man gesehen“, sagte der Trainer nach der Lehrstunde, „wir müssen noch an einigen Sachen arbeiten“. Das war vornehm untertrieben.
Die Eintracht muss an vielem, an fast allem arbeiten. Ajax war in allen Mannschaftsteilen klar besser, mit einer Ausnahme. Diese Ausnahme war Nationaltorwart Kevin Trapp, der eine überragende Leistung zeigte und sich nun auf die Länderspiele freut. „Ich fühle mich sehr gut. Ich habe viel gearbeitet und mir viel vorgenommen. Ich kann jetzt mit sehr viel Selbstvertrauen zur Nationalmannschaft reisen“, sagte er. Die Chancen, in Abwesenheit von Manuel Neuer und André Ter Stegen zu seinen bislang drei Länderspieleinsätzen zwei hinzufügen, sind groß. Vor Trapp aber hatte bei der Eintracht phasenweise Konfusität geherrscht. Für die meisten, erstaunlicherweise auch für David Abraham und Martin Hinteregger, ging alles viel zu schnell, was die Amsterdamer da so machten. Was natürlich auch daran gelegen haben könnte, dass die Eintracht erst zwei Wochen im Training steht.
Der Faktor Zeit kann also Hoffnung machen. Trapp jedenfalls flogen die Bälle nur so um die Ohren, je einmal traf Ajax noch Pfosten und Latte. Als gleich nach dem Wechsel Mohammed Kudus auf 2:0 erhöht hatte, hätte es so richtig übel werden können für die Eintracht. Doch dann machte Ajax den Fehler und schaltete in den Überheblichkeitsmodus. „Wir lassen uns nicht gerne vorführen, da müssen wir auch mal dazwischenhauen“, beschrieb der Trainer den nun erwachten Ehrgeiz seiner Spieler.
Schwächen wurden deutlich
Mit viel Härte stemmten sich die Frankfurter nun entgegen, André Silva gelang nach einer Ecke sogar prompt der Anschlusstreffer und in der letzten halben Stunde war es ein Freundschaftsspiel auf Augenhöhe, das so gar nicht mehr freundschaftlich war. Die Funken sprühten in den überhart geführten Zweikämpfen, es gab gelbe Karten hüben wie drüben. „Wir lassen uns nicht gerne vorführen, da müssen wir auch mal dazwischenhauen“, sagte Sebastian Rode. Das taten sie denn auch.
Die Eintracht hat also bewiesen, dass sie kämpfen und sich wehren kann. Das ist keine neue Erkenntnis. „Wir haben gute Reaktionen gezeigt“, urteilte der Trainer. Vieles andere aber muss noch viel besser bis zum Saisonstart Mitte September, denn die Knappheit der Niederlage kann nicht über die vielen Schwächen hinwegdeuten. Nachdenklich stimmt, dass es altbekannte Schwächen waren. Zu wenig Tempo, zu wenig Präzision eine zu schlechte Passquote und wenig Zusammenhang der einzelnen Mannschaftsteile. Wenn dann Spieler wie Daichi Kamada und Filip Kostic, die eigentlich zu den Leistungsträgern gehören sollten, es sogar an Körpersprache fehlen lassen, wird es schwierig. Freilich: Es war nur ein Testspiel in der Vorbereitung. Das sollte nicht überbewertet werden. Aber auch nicht schöngeredet. Wenn Mittelfeldspieler Rode sagt, man könne „viel Gutes“ aus dem Spiel ziehen, kann sich das zunächst einmal nur darauf beziehen, dass so ziemlich jeder erkannt haben wird, an wie vielen Ecken und Enden es noch fehlt.