Karadeniz und die „Kleine Eintracht“ vor dem Re-Start

Im ersten Duell dieser Bezirksliga-Saison hatte die Eintracht-Reserve (in blauen Trikots) gegen Karadeniz 4:2 die Nase vorne. Foto: Mario Luge
© Mario Luge

Die Kreuznacher Bezirksligisten haben an der Spitze Duftmarken gesetzt. Dies wollen sie auch 2020 bestätigen. Die Voraussetzungen sind jedoch unterschiedlich.

Anzeige

BAD KREUZNACH. Eng zu geht es in der Fußball-Bezirksliga Nahe. Mit der SG Eintracht Bad Kreuznach II (36 Punkte, Platz 2) und Karadeniz Bad Kreuznach auf Rang vier (32) sind gleich zwei Klubs aus der Kurstadt dem Ligaprimus aus Hüffelsheim (38) auf den Fersen. Doch der Blick der „Verfolger“ richtet sich eher auf die eigenen Geschicke, denn auf die Konkurrenz. Doch wer sichert am Ende seinen Sitzplatz in der Spitzengruppe?

Eintracht Kreuznach II

Seit Jahresbeginn ist Thomas Schwarz Trainer der Verbandsliga-Mannschaft. Viel verändert habe sich dadurch jedoch nicht, zumindest nicht für die Reserve, sagt Trainer Ercan Ürün. „Was das Personal und die sportliche Zielsetzung angeht, hat sich kaum was getan“, erklärt der SGEler. Einzig Sakura Kawaguchi kehrte wieder in seine japanische Heimat zurück. Drei Wochen lang trainierten erste und zweite Mannschaft gemeinsam, dann wurden die groben Kader beider Teams eingeteilt.

„Natürlich sind die Jungs hochmotiviert. Es ist ein neuer Trainer da, der ist hungrig und will was bewegen, klar dass alle Spieler sich da beweisen wollen“, freut sich Ürün über den Status quo. „Davon können wir nur profitieren und es sind einige großartige Talente dabei, die auf jeden Fall eine Rolle in der Verbandsliga spielen werden.“

Anzeige

In Sachen Zielsetzung habe sich auch nicht viel getan. „Mit der ersten Mannschaft wollen wir natürlich die Klasse halten und mit der Zweiten so weit wie oben landen.“ Dass das trotz der guten Ausgangslage kein Zuckerschlecken wird, sei allen Spielern bewusst. „Die Liga ist so ausgeglichen wie lange nicht, da kann jeder jeden schlagen. Wir wollen weiter unseren Fußballspielen und dann sehen, wo wir landen“, schaut Ürün voraus.

Dass sich eines der Topteams nach vorne absetzen kann, hält der Eintracht-Coach für unrealistisch. „Es werden auf jeden Fall drei, vier Mannschaften bis zum Saisonende oben mitmischen. Es bleibt spannend bis zum Schluss.“ Umso wichtiger ist ein guter Start in die Restrückrunde, die mit einem Topspiel gegen den Dritten SG Veldenzland beginnt. „Gerade die ersten drei Spiele sind extrem wichtig“, betont Ürün, der mit seinem Team Wiedergutmachung gegen Aufsteiger SGV betreiben will. Das Hinspiel verloren die Kreuznacher mit 1:3.

Karadeniz Bad Kreuznach

Ebenfalls keine schlechte Ausgangslage haben eigentlich die Kicker von Karadeniz Bad Kreuznach. „Wir haben sehr schwere Zeiten hinter uns“, weiß Trainer Beytullah Kurtoglu. Doch die Löwen überzeugten in der ersten Saisonhälfte. „Wir haben als Mannschaft eine brutale Entwicklung hingelegt und diese Hinrunde war das Sahnehäubchen drauf“, reflektiert der 32-Jährige, der wegen einer Verletzung nur neun von 16 Spielen mitwirken konnte.

Im Winter habe man jedoch bewusst nicht nachgelegt. „Wir haben eine gute Mischung“, stellt Kurtoglu klar. Von der TSG Sprendlingen kam mit Dustin Voigt ein Youngster. „Wenn alle da sind, haben wir 18 Spieler, plus zwei Torhüter. Leider ist das ja nie der Fall“, kommt der Karadeniz-Coach auf das große Aber zu sprechen. Denn an Training war bei den Bad Kreuznachern lange Zeit nicht zu denken. „Der Amateurfußball leidet aktuell wirklich enorm“, findet Kurtoglu. Keine Chance, mal organisatorisch oder taktisch Dinge einzustudieren.

Anzeige

Seine hohen Ansprüche, die der 32-Jährige an sich und seine Spieler stellt, musste er schon zurückschrauben. „Sonst bist du einfach nur noch extrem enttäuscht. Das ist brutal, schließlich steckt man da viel Herzblut und Zeit rein“, sagt der Spielertrainer, der eine klare Meinung zum Thema Amateursport hat und diese auch versucht, an seine Spieler zu vermitteln: „Entweder man macht das mit Leidenschaft oder man lässt es ganz.“ Stattdessen sehen die eigenen Spieler es als Bestrafung, „wenn sie mal privat laufen gehen sollen“.

Für Kurtoglu steht fest, mit nur 20 Prozent Training könne man den Gegnern in der Bezirksliga kein Paroli bieten. „Da wirst du abgeschlachtet, weil spätestens nach 60 Minuten die Kraft weg ist“, macht der Trainer klar, was es braucht: Laufen, kämpfen und weite Wege gehen. Doch wie, wenn die Luft fehlt. „Deshalb müssen wir zusehen, dass wir die nächsten Wochen mit mindestens zehn oder zwölf Mann trainieren. Nur so bekommen wir die Abläufe wieder rein und schaffen die Basics, um in der Bezirksliga mitspielen zu können“, sagt Kurtoglu.

Weit weg sei man davon entfernt, Ansprüche für die vorderen Plätze anzumelden. „Die Liga ist zweitrangig, wir müssen erst mal wieder ordentlich trainieren, um was aufzubauen. Erst, wenn wir auf dem Platz wieder die gleiche Sprache sprechen, können wir wieder Fahrt aufnehmen“, hofft der Spielertrainer.