Der Befreiungsschlag für Eintracht Frankfurt?

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Wolfsburgs Wout Weghorst (r) versucht gegen Frankfurts Torwart Kevin Trapp (M) ein Tor zu erzielen.  Foto: Swen Pförtner/dpa

Das war ein „Brutal wichtiger Sieg“ gegen Wolfsburg, sagt Torwart Kevin Trapp. Eben dieser war in der Partie überragend. Daichi Kamada schoss kurz vor Schluss den Siegtreffer.

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FRANKFURT. FRANKFURT.- Manchmal kann ein einziges Spiel, ein einziger Sieg alles verändern. Der 2:1 (1:0) -Erfolg der Frankfurter Eintracht beim VfL Wolfsburg gehört in diese Kategorie. Er hat Erleichterung gebracht und Befreiung, einen Sprung in der Tabelle nach vorn und eine so deutliche Verbesserung im Abstiegskampf, dass die Eintracht nun die besten Chancen aller bedrohten Teams hat. „Es war ein absoluter Befreiungsschlag“, sagte Trainer Adi Hütter, „das tut uns richtig gut.“ Torwart Kevin Trapp sprach später von einem „brutal wichtigen Sieg“ und machte damit deutlich, welche Last auf den Schultern der Spieler gelegen hatte nach zuvor sechs Spielen ohne Sieg, „es war für den Kopf eine große Erleichterung.“ Der Eintracht bietet sich nun die Möglichkeit, sich noch in dieser Woche aller Sorgen zu entledigen. Am Mittwoch müssen sie zum Nachholspiel bei Werder Bremen antreten, am Samstag zum Heimspiel gegen den FSV Mainz 05. Schon ein Sieg und dann 35 Punkte könnte reichen, um ein weiteres Jahr Bundesliga zu spielen, bei zwei Siegen wäre alles klar. „Wir müssen jetzt genau da weitermachen, wo wir heute aufgehört haben“, fordert der Trainer.

Erfolg war ebenso unerwartet wie glücklich

Der Erfolg gegen die zuletzt so starken „Wölfe“ war so unerwartet wie glücklich. Aber er war sicher auch nicht unverdient. Die Eintracht hatte nach der Gegentorflut der letzten Wochen endlich einmal über 90 Minuten eine halbwegs stabile Defensivarbeit auf den Rasen gebracht. Endlich einmal konnte der Trainer ohne Einschränkung loben. „Wir haben taktisch diszipliniert gespielt, die Spieler sind in den Zweikämpfen an die Grenzen gegangen“, sagte er. Manager Bruno Hübner ergänzte: „Es war eine geschlossene Mannschaftsleistung.“ Eine Floskel, die diesmal aber zutraf. Das gemeinsame Auftreten war der Schlüssel zum dritten Auswärtssieg. Diesmal gab es keine Aussetzer einzelner Spieler, keine komplett unnötigen Fehler. „Wir haben als Mannschaft auf dem Platz gestanden, zusammen um jeden Meter gekämpft, sehr gut zusammen gegen den Ball gearbeitet“, sagte Timothy Chandler. Und natürlich gab es ein paar herausragende Spieler und herausragende Aktionen, die in der Bundesliga nötig sind, um Erfolg zu feiern.

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In der ersten Halbzeit, als die Eintracht durch ein Elfmetertor von André Silva, der zuvor selbst gefoult worden war, in Führung gehen konnte, hielt der Torwart die „Null“. Kevin Trapp rettete zwei, dreimal überragend. „Ich freue mich, dass ich der Mannschaft mit meiner Leistung helfen konnte“, sagte der Nationalspieler bescheiden, „ob der Sieg am Ende glücklich war, ist zweitrangig für uns.“ Kapitän David Abraham hat nach seiner kurzen Verletzungspause eine fast makellose Abwehrarbeit verrichtet, die Dreierkette mit den erfahrenen Abraham, Hasebe und Hinteregger war zwar nicht immer Herr der Lage, hat aber nie den Kopf verloren. Die Rückkehr zu dieser Abwehrformation hat sich als gewinnbringend herausgestellt.

Genau wie die Hereinnahme von Dominik Kohr als zweiten „Abräumer“ neben Sebastian Rode. Die Eintracht hatte das körperliche Spiel der Wolfsburger von der ersten Minute an angenommen und damit die richtigen Akzente gesetzt. Das hat zwar zu insgesamt sechs gelben Karten geführt, aber auch zum Respekt des Gegners. Ins positive Gesamtbild passte sogar die gelb-rote Karte, die der erst in der 77.Minute eingewechselte Lucas Torró in der Nachspielzeit hinnehmen musste. Er hat durch ein taktisches Foul im Mittelfeld einen letzten Angriff der Wolfsburger verhindert. „Mir hat am meisten gefallen, dass sich jeder Spieler, egal ob er begonnen hat oder eingewechselt wurde, von der ersten bis zur letzten Minute in den Dienst der Mannschaft gestellt hat“, lobte der Trainer indirekt auch den unglücklichen Spanier.

Kamada „Der Weg hat sich gelohnt“

Auch der Siegtreffer von Daichi Kamada fünf Minuten vor dem Ende war ein Gemeinschaftswerk und hatte dennoch zwei eigene Geschichten. Es war Kamadas zweites Saisontor im zweiten Spiel hintereinander. Vor ein paar Tagen hatte er den 2:3-Anschlussstreffer beim 3:3 gegen Freiburg erzielt. „Ich war total platt, bin aber noch ein letztes Mal zum Tor gesprintet“, sagte Kamada, „der Weg hat sich gelohnt.“ Genau wie die Einwechslung des Vorlagengebers Bas Dost, der an alter Wirkungsstätte lange auf seinen Einsatz warten musste und wohl ziemlich sicher darüber nicht begeistert gewesen wäre. Mit dem Assist zum Sieg aber hat sich möglicher Ärger auch da von selbst erledigt. „Ich bin reingekommen, weil wir nach vorne mehr machen mussten“, analysierte der Holländer sachlich, „ich denke, ich habe das ordentlich gemacht und mit meinem Assist dazu beigetragen, dass wir gewonnen haben.“ Er habe zwar keinen einzigen Ball am Fuß gehabt, schmunzelte er, „ich kann mehr, aber heute war es eben nur mit dem Kopf.“

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Von Peppi Schmitt