Eintracht-Boss Krösche wettert gegen Politik

aus Eintracht Frankfurt

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Beschäftigt sich intensiv mit dem Eintracht-Kader für die neue Saison: Sportvorstand Markus Krösche. Foto: dpa

Es sei „unmöglich, so den Profisport am Leben zu erhalten“, mäkelt der SGE-Vorstand über die Beschränkung der Fan-Zahlen. Einer seiner Spieler hat sich indes mit Corona...

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FRANKFURT. Jetzt hat es auch die Frankfurter Eintracht erwischt: Mit Ajdin Hrustic (25) fällt ein Profi wegen einer Corona-Erkrankung auf unbestimmte Zeit aus. Zudem hat Sportvorstand Markus Krösche scharfe Kritik an der Politik wegen des Umgangs mit der Pandemie. „Pandemie 2021 darf weder so aussehen noch sich so anfühlen wie Pandemie 2020", sagte Krösche in einem Gastbeitrag für den „Kicker“.

Hrustic hatte bereits am Dienstag über Erkältungssymptome geklagt, ein Schnelltest aber war negativ ausgefallen. Am Mittwoch wurde er dann positiv getestet. Alle anderen Spieler und der Betreuer- und Trainerstab wurden nach Angaben des Klubs negativ getestet, darunter auch Filip Kostic, der ebenfalls wegen einer Erkältung aktuell nicht am Training teilnehmen kann.

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Hrustic einer der letzten Ungeimpften im Kader

Kostic soll bereits im letzten Jahr an Covid erkrankt gewesen sein, würde damit als genesen gelten. Hrustic sei einer der letzten Spieler im Kader gewesen, „der sich bislang noch keiner Impfung unterziehen konnte“, erklärte die Eintracht auf ihrer Homepage. Der Spieler befinde sich nun in häuslicher Isolation. „Wir wünschen in allererster Linie Ajdin Hrustic einen möglichst milden Verlauf und eine gute Genesung“, sagte Sportvorstand Markus Krösche, „das Beispiel verdeutlicht einmal mehr die gesellschaftliche Bedeutung des Impfens.“

Hrustic hatte das Angebot des Klubs ausgeschlagen, sich nach dem letzten Spiel der vergangenen Saison gegen Freiburg am 22. Mai impfen zu lassen. Als Grund werden zeitliche Gründe genannt, der Spieler habe sofort zur australischen Nationalmannschaft aufbrechen müssen. Allerdings hat er sich auch nach der Rückkehr nach Deutschland und vor dem Einstieg in die Vorbereitung nicht impfen lassen, wohl um keinen Tag zu verpassen und seine Chancen auf einen Platz im Team nicht zu gefährden. Das hat zunächst geklappt. Doch nun wurde Hrustic, der bisher als großer Gewinner der Vorbereitung galt, ausgebremst.

Beim Pokalspiel gegen Waldhof sicher nicht dabei

In der normalen Praxis beträgt die Quarantäne zehn Tage, sodass er sicher beim Pokalspiel in Waldhof (8. August) nicht dabei sein wird und erst in der Woche vor dem Bundesligastart gegen Dortmund wieder ins Training einsteigen kann. Voraussetzung: Der Verlauf der Erkrankung ist mild. Am Donnerstag habe er „leichte Symptome“ gezeigt.

Für den Test gegen St. Etienne (Samstag, 15.30 Uhr) muss Trainer Oliver Glasner neben Hrustic noch auf weitere Spieler verzichten. Sebastian Rode (Knieverletzung) und Jesper Lindström (muskuläre Probleme) stehen wegen Verletzungen nicht zur Verfügung. Ragnar Ache wurde nach dem Olympia-Aus am Donnerstagabend in Frankfurt zurückerwartet, wird aber sicher noch den einen oder anderen Tag zur Akklimatisierung erhalten.

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Derweil hat Sportvorstand Krösche den aktuellen Umgang der Politik mit der Pandemie scharf kritisiert. Das Festhalten an der Koppelung von Öffnungsschritten an die Inzidenzwerte fühle sich an „als würden wir auf der Stelle treten, als habe es keine erfolgreiche Impfkampagne mit über 60 Prozent an mindestens erstgeimpften Menschen in der Gesamtbevölkerung Deutschlands gegeben, als seien flächenweite Tests noch immer illusorisch.“ Bei den aktuellen Regelungen, die der Eintracht zum Beispiel 10.000 Zuschauer für das Spiel gegen St. Etienne erlauben, spiele es keine Rolle, ob jemand getestet, geimpft oder genesen sei. Das sei nicht nachvollziehbar und würde die Unternehmen „Bundesligavereine“ in existentielle Nöte bringen. „Mit Entscheidungen dieser Art wird es unmöglich sein, den Profisport und die Veranstaltungsbranche dauerhaft am Leben zu erhalten“, sagt Krösche, „eine zeitnahe Vollauslastung der Stadien ist von existenzieller Bedeutung für alle Vereine.“

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Er mischt sich damit in die politische Debatte dieser Tage ein. „Wir müssen versuchen, jedem Einzelnen die eigene Entscheidungsgewalt für sein Handeln zurückzugeben, sofern man geimpft, genesen oder getestet ist“, fordert er, „die Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen sollte wieder mehr in den Vordergrund rücken, vor allem dann, wenn der Staat keine Lösungen mehr hat - und mit Impfung, Tests und Abstands- und Maskenmöglichkeit alles vorhanden ist.“

Von Peppi Schmitt