Eintracht Frankfurt kündigt Klage gegen Beschränkung an

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Am Samstag verlor die Eintracht, hier mit Ali Akman am Ball, das Testspiel mit 2:3 gegen Racing Straßburg. Vor leeren Rängen. Wie viele Zuschauer werden beim Saisonstart erlaubt sein? Foto: Jan Hübner
© Jan Hübner

Der Streit um die Zuschauerzahl beim Testspiel der Frankfurter Eintracht eskaliert. Eine mögliche Verhandlung vor Gericht könnte auch Auswirkungen auf die nächsten Spiele haben.

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FRANKFURT. Die Frankfurter Eintracht wird gegen die vom Hessischen Sozialministerium betriebene Beschränkung der Zuschauerzahl auf 5000 für das Testspiel am Samstag gegen AS St. Etienne juristisch vorgehen. Dies erklärte Vereinsjustitiar Philipp Reschke am Montag.

Eintracht hat grundsätzliche Einwände

Nach dieser Ankündigung eskalierte der Streit zwischen Stadt und Land. Mit dem Gesundheitsamt Frankfurt hatte der Klub eine „mutige, salomonische und akzeptanzfähige Lösung“ für 10.000 Zuschauer vereinbart. Das Wiesbadener Sozialministerium von Minister Kai Klose (Grüne) hatte als übergeordnete Behörde dem Frankfurter Gesundheitsamt von Leiter Stefan Majer (Grüne) am Sonntag widersprochen. Die Obergrenze von 5000, die bei einer 7-Tage-Inzidenz über 35 gilt, könne „nicht auf 5000 plus Geimpfte und Genesene" ausgeweitet werden. Es müsse ein neuer Bescheid zugestellt werden, der nur 5000 Zuschauer erlaubt. Doch die Frankfurter Behörde weigert sich. „Beim Genehmigungsverfahren haben wir uns strikt an die Verordnung des Landes Hessen zum Schutz der Bevölkerung vor Infektionen mit dem Coronavirus gehalten“, argumentierte Gesundheitsdezernent Majer gegen die Auffassung des Landes. Danach müsse die Behörde geimpfte oder genesene Personen bei der Höchstzahl von Teilnehmenden eben nicht mitzählen. Darum würde seien Behörde vorerst keinen neuen Bescheid ausstellen. Die Eintracht hat zudem ganz grundsätzliche Einwände. „Wir halten die reine Abhängigkeit für Zuschauer-Zulassungen von einem Inzidenzwert für sachlich falsch und rechtlich nicht haltbar“, sagte Reschke.

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Fußballspiel als Anreiz zum Impfen

Die Eintracht und die Stadt Frankfurt hatten ausgesprochen sauer auf die „Grätsche“ aus Wiesbaden reagiert. „Gerade jetzt, wo die Impfbereitschaft zurückgeht, brauchen wir doch Anreize für die Menschen, sich impfen zu lassen. Und für viele ist eben ein Fußballspiel ein solcher Anreiz", sagte Majer (Grüne). Auch der Frankfurter Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) sprang dem Klub bei. „Erlauben Sie Geimpften und Genesenen den Zutritt zu Veranstaltungen über die jeweiligen Höchstgrenzen hinaus", appellierte er in einem offenen Brief an Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und Sozialminister Kai Klose (Grüne). Er könne keinen Grund erkennen, warum zusätzlich zu den geplanten 5000 Zuschauern nicht noch 5000 weitere Fans ins Stadion dürften solange diese geimpft oder genesen seien. Feldmann: „Im Gegenteil: Gerade jetzt, da genug Impfstoff da ist und die Impfbereitschaft zugleich merklich zurückgeht, braucht es doch solche Anreize", so der Oberbürgermeister. Reschke bezeichnete den Inzidenzwert von 35 als „nicht schlüssig“ für eine Begründung für Einschränkungen.

Die Eintracht geht davon aus, dass das Verwaltungsgericht bis Freitag eine Entscheidung treffen würde sollte es zu einer Verhandlung kommen. Diese gelte zunächst nur für dieses eine Spiel, könnte aber durchaus Auswirkungen auf die nähere Zukunft mit dem Bundesligastart haben. Die Eintracht trägt ihr erstes Heimspiel am 21.August gegen den FC Augsburg aus, möchte dann 25.000 Zuschauer zulassen. Eine weitere Saison ohne Zuschauer oder mit wenigen Zuschauern wäre existenzbedrohend. Die aus Wiesbaden geplante Einschränkung sei „Pandemie 2020“, schimpfte Reschke, es würden aber Lösungen für 2021 gebraucht. „Egal ob Theater, Museen, Kinos oder eben Fußball, wir sind auf cleverere Lösungen angewiesen als noch vor fünf Monaten“, sagte Reschke, die aktuellen Verordnungen mit der reinen Festlegung auf Inzidenzwerte seien von der Politik „nicht zu Ende gedacht.“

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Von Peppi Schmitt