Eintracht Frankfurt: Nicht nur die Emotionen sprudeln

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Diebische Freude: Timothy Chandler (links) und David Abraham, die hier über den Heimsieg in der Europa-League-Gruppenphase gegen Standard Lüttich jubeln. Archivfoto: dpa
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Wie die Frankfurter Eintracht auch finanziell von der Europa League profitiert und warum FC Red Bull Salzburg international FC Salzburg heißen muss.

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FRANKFURT. Endlich wieder Europapokal. Bei der Frankfurter Eintracht atmen sie auf, dass so schnell nach der spielerischen Blamage von Dortmund (0:4) die nächste schwere Aufgabe bevorsteht. Beim Heimspiel in der Europa-League-Zwischenrunde gegen den FC Salzburg am Donnerstag (18.55 Uhr, live auf DAZN) soll alles wieder anders werden. Da will der Fußball-Bundesligist sein strahlendes Gesicht zeigen.

„Die Gruppenphase ist schön und nett, du hast deine garantierten Spiele“, sagt Sportvorstand Fredi Bobic mit großer Vorfreude, „aber die K.-o.-Phase ist das Spannende“. Und so richtig lukrativ ist die Europa League inzwischen auch. Mit 47.000 Zuschauern wird die Arena ausverkauft sein – wie immer in den vergangenen Jahren, wenn internationaler Fußball geboten wird. Aus den europäischen Spielen schöpft die Eintracht ihre neue wirtschaftliche Stärke, die den Club binnen vier Jahren aus den Tiefen der Liga bis ins vordere Mittelfeld geführt hat. 27,3 Millionen Euro haben die Frankfurter in der vergangenen Saison, als sie bis ins Halbfinale vorgestoßen waren, über die Prämienausschüttungen bei der Uefa verdient (Quelle: Kicker). Hinzugekommen sind mehr als zehn Millionen Euro an Zuschauereinnahmen bei sieben Heimspielen. In dieser Saison hat die Eintracht inklusive der Qualifikation schon jetzt sechs Heimspiele hinter sich. Es lohnt sich also auch diesmal, weit zu kommen, zumal die Eintracht aus den internationalen Vermarktungserlösen der Deutschen Fußball-Liga bis zu zehn Jahre lang profitieren wird.

Das siebte Europacup-Heimspiel bringt einen interessanten Gegner aus der Alpenrepublik, der im vergangenen Jahrzehnt den großen Wiener Clubs den Rang abgelaufen hat. Bis 2005 hießen die Salzburger noch SV Austria. Unter diesem Namen schalteten sie die Eintracht auch im bisher einzigen Aufeinandertreffen 1994 im Viertelfinale des Uefa-Pokals aus. Das Hinspiel hatte die Eintracht 0:1 in Wien verloren, Torschütze war ein gewisser Adi Hütter, im Rückspiel dann 1:0 gewonnen. Im Elfmeterschießen konnten sich aber die Österreicher durchsetzen – und auch da hatte der heutige Eintracht-Trainer getroffen.

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2005 wurde der Club vom Energydrink-Hersteller Red Bull übernommen und heißt seither FC Red Bull Salzburg. Allerdings nicht im Europapokal. Da müssen sie unter dem Namen FC Salzburg spielen, weil die Uefa es nicht toleriert, dass zwei Clubs, die von einem Unternehmen gesponsort werden, an den Wettbewerben teilnehmen. In diesem Fall betrifft dies RB Leipzig, deren Name in Deutschland freilich offiziell „Rasenballsport“ heißt. Das verstehe, wer will. Beide Clubs werden von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz gesponsort, dem mit einem geschätzten Vermögen von 23 Milliarden US-Dollar (Quelle: Forbes-Liste) reichsten Mann Österreichs. Der Gegner hat es also in sich. Dreizehn Meisterschaften haben die Salzburger gefeiert, zuletzt sechsmal in Folge triumphiert und auch fünfmal in den vergangenen sechs Jahren das Double geholt. Diese Titel haben prominente Trainer errungen: Adi Hütter natürlich, Roger Schmidt, der spätere Leverkusener, Marco Rose, der heutige Mönchengladbacher. Auch Niko Kovac hat in Salzburg das Trainerhandwerk gelernt, allerdings in der Junioren-Abteilung. Aktueller Coach ist der Amerikaner Jesse Marsch.

Wichtige Spieler verkauft, aber trotzdem noch stark

Salzburg ist ein „Absteiger“ aus der Champions League, konnte sich in der Gruppe mit Liverpool, Neapel und Brügge nicht durchsetzen, wurde aber Dritter. In der Winterpause haben sie mit Takumi Minamino (Liverpool) und Erling Haaland (Borussia Dortmund) Stammkräfte verkauft. Dennoch sind alle in Frankfurt weit davon entfernt, den Gegner zu unterschätzen. „Sie haben viele gute Spieler, die nachgerückt sind“, sagt Bobic. „Es ist eine sehr starke, gute Mannschaft.“ Das sieht Trainer Adi Hütter genauso. Für den 50-jährigen Österreicher sind die Spiele gegen Salzburg etwas ganz Besonderes. Dort war er Spieler, dort war er Trainer, dort lebt seine Familie.

Von Peppi Schmitt