SGE-Vorstand Reschke: „Neapel ist kompliziertes Pflaster”

aus Eintracht Frankfurt

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Philipp Reschke wird neuer Vorstand bei Eintracht Frankfurt.
© Jan Hübner

Philipp Reschke hatte intensive erste Monate als Eintracht-Vorstand. Im Interview spricht er über eine „garstige Losfee” und die Herausforderungen vor den Spielen gegen Neapel.

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Wie war Ihr erstes gutes halbes Jahr als Vorstandsmitglied der Eintracht? Haben sie solch eine intensive Zeit auf sich zukommen sehen?

Als ich mich mit dem möglichen neuen Amt erstmals beschäftigte, waren der Gewinn des Europapokals und die Quali für die Champions League noch ein paar Reisen entfernt. Mit der Intensität, die auf uns zukommen sollte, konnte ich zu dem Zeitpunkt natürlich nicht rechnen – drei Wettbewerbe, Magdeburg, Marseille, Darmstadt, Neapel. Die Losfee hat uns schon gefordert bisher. Alles andere habe ich so erwartet, wie es gekommen ist. Und es sind ja mit Bereichen wie Zuschauerservice, Merchandising, Recht und Personal auch etwas berechenbarere Ressorts hinzugekommen.

Sind Sie „sauer“ auf Axel Hellmann, weil er Ihnen die eher unangenehmen Aufgaben übertragen hat? Vor allem auch in den letzten Wochen, in denen Axel Hellmann interimsweise für die DFL arbeitet?

Das Timing war gut gewählt (lacht). Im Ernst - es ist keine unangenehme, sondern eine großartige Aufgabe - mit gelegentlichen Herausforderungen, die aber nicht neu oder überraschend für mich sind. Und für die garstige Losfee kann auch Axel Hellmann nichts.“

Sie arbeiten schon seit über 20 Jahren für die Eintracht und haben entsprechend auch schon einige nicht ganz so rosige Zeiten miterlebt. Wie bewerten Sie unter diesem Aspekt die jüngste Entwicklung?√

Man hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass wir eines Tages wieder sportlich an frühere, glanzvollere Jahre anknüpfen würden und man sich von dem chronischen Sicherheits-Blick nach unten in der Tabelle ein wenig entkoppeln könnte (Wer hier länger als zehn Jahre dabei ist, wird den aber wohl nie mehr ganz abschütteln können - was auch gut so ist). Aber wenn man mir im Mai 2016 prophezeit hätte, wie wir uns seither auf allen Ebenen entwickelt haben… wer hätte so etwas jemals allen Ernstes erwarten können?

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Was waren in Ihren 22 Jahren im Verein die größten Herausforderungen?

(überlegt lange) Es gab und gibt viele, aber der Kampf um die Lizenz 2002 – ich war erst 16 Monate an Bord – war für mich sicher die größte Herausforderung und das spannendste und gleichzeitig großartigste Erlebnis, weil es eine ganz existenzielle Dimension hatte. Es war eine historische Weggabelung, an der sich letztendlich nach ein paar harten gerichtlichen Runden entschied, dass es mit diesem Verein und uns allen weitergehen konnte.

Und welche sind es aktuell?

Das exponentielle Wachstum und den sportlichen Erfolg mit all seinen Auswirkungen zu begleiten und mit sensibler Hand zu steuern, nach außen und nach innen. Das gilt umso mehr in Zeiten, in denen die äußeren Einflussfaktoren alles andere als stabil sind, wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch.

Wie sieht ein „normaler“ Arbeitstag von Ihnen aus? Gibt es sowas überhaupt?

Die Hälfte meiner Arbeit ist sehr strukturiert und die andere Hälfte bewegt sich aktuell immer entlang der Lage. Die letzten, vor allem internationalen Jahre haben insoweit aus einem Ausnahme- einen Regelzustand gemacht.

Wie funktioniert der Austausch mit den Fans konkret?

Der Austausch mit der aktiven Fanszene erfolgt auf vielen Ebenen in unterschiedlichsten Formen und Beziehungen. Institutionell kommen wir im Fanbeirat zusammen, in dem alle relevanten Gruppen dieser aktiven Fanszene vertreten sind, die Fan- und Förderabteilung von Eintracht Frankfurt e.V., der Fanclubverband, der Nordwestkurve-Rat und die Ultras Frankfurt, aber auch das Frankfurter Fanprojekt und natürlich unsere Fanbeauftragten. In diesen Bahnen findet auch außerhalb von Sitzungen ein permanenter und durchaus auch kontroverser, offener, ehrlicher aber respektvoller Mehrebenen-Austausch zu kleinen und großen, operativen, kulturellen und fanpolitischen Themen statt.

Welche Aufgaben fallen für Sie konkret nach den Zwischenfällen wie ein Marseille an?

Die neue Position bringt mit sich, dass die kommunikative Begleitung solcher Ereignisse nun bei mir liegt und ich vor Kameras und Mikrofone treten muss, wenn die Vorfälle derart erläuterungsbedürftig sind, wie sie es in Marseille waren. Es hat bei uns gute Tradition, dass wir uns erst mal ein umfassendes Bild der Sachlage verschaffen, bevor wir uns äußern, aber bei solchen Kollateralschadensereignissen muss man sofort Worte finden.

Das Hessenderby im DFB-Pokal gegen Darmstadt ging zum Glück friedlich, ohne Zwischenfälle und Zusammenstöße der Fanlager über die Bühne. Wie ist das gelungen?

Das ist nicht kurz und knackig zu beantworten. Die Bereitschaft der Fanlager zu Vernunft und Besonnenheit einerseits, der umfangreiche Sicherheitsaufwand und die konzentrierte Vorbereitung aller Beteiligten andererseits, der Verlauf des Spiels - es kommen sehr viele Faktoren zusammen, um so ein Fazit bei einem Derby ziehen zu können.

Wie groß ist Ihre Erleichterung, dass es ruhig geblieben ist?

Die Freude über das sportliche Weiterkommen ist groß. Die Zufriedenheit mit dem Gesamtverlauf ist es auch.

Mit den Spielen gegen Neapel und vor allem mit der Partie in Neapel, wird’s kurz nach dem Derby direkt wieder brenzlig. Was ging in Ihnen vor, als die Eintracht Neapel zugelost bekam?

Wir fuhren unter dem Motto und mit dem Auftrag „Alles, außer Neapel!“ nach Nyon. Das dürften wir grandios in den Sand gesetzt haben - ob man uns nochmal schickt, bleibt offen (lacht). Neapel ist, nach allem, was wir u.a. auch von internationalen Gegnern Neapels in der jüngeren Vergangenheit gehört haben, ein ausgesprochen kompliziertes Pflaster, um es mal wertfrei auszudrücken.

Sehen Sie für das Heimspiel gegen Neapel Probleme auf sich zukommen?Wenn ja: Wo könnte es kritisch werden? Am Stadion oder in der Innenstadt?

Es wird eine ähnlich komplexe Aufgabe für die Organisation und die Sicherheitsträger wie das Spiel gegen Darmstadt. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass wir uns am Ende ausschließlich über das Sportliche und ein weiteres europäisches Fest unterhalten können. Daran wird gearbeitet, sowohl in der Stadt als auch im und rund ums Stadion.

Wie bereiten Sie das Rückspiel in Neapel vor?

Wir treffen uns unter der Leitung von Florian Reißing, der bei uns als sog. „Main Contact“ die operative Gesamtverantwortung auch gegenüber der UEFA trägt, seit Anfang des Jahres in einer Arbeitsgruppe wöchentlich, um alles, was mit dem Spiel in Neapel zu tun hat, vorzubereiten und um dort mit 2400 Gefährten hinzufahren, uns fürs Viertelfinale zu qualifizieren und mit Allen wieder heil nach Hause zu kommen. Das ist eine umfangreiche und sehr kleinteilige Aufgabe. Bis jedes Puzzleteil an seinem Platz ist, dauert es noch ein bisschen. Wir wollen am Ende einen halbwegs verlässlichen Plan für alle, die nach Neapel fahren, entwickeln, der auch vor Ort funktioniert. Wir sprechen uns zudem mit ehemaligen Gegnern vorab, um die Gefahr von ‚Zufällen‘ und Nicklichkeiten so gering wie möglich zu halten und arbeiten auch mit rechtlicher Expertise vor Ort - was wir allerdings an allen Standorten so praktizieren.

Was macht Ihnen am meisten Sorge mit Blick auf das Spiel in Neapel?

Es gibt ein paar Auswärtsspielstandorte, die sehr zuverlässig und gut organisiert sind und die verlässliche, organisatorische Zusagen geben. Und dann gibt es andere, die genau das Gegenteil von dem machen, was man vorher besprochen hat. Das stellt sich zumeist erst so kurzfristig heraus, dass man keine echte Einwirkungsmöglichkeit mehr vor Ort hat. Ob ein „falsches Spiel“ gespielt wird oder ob es organisatorische Defizite sind, lässt sich im Nachhinein schwer sagen. Solche Kunde ereilt uns über Dritte auch zu Neapel. Deswegen sind wir in der Vorbereitung wachsam und umsichtig. Marseille war Herausforderung genug und hat vor allem wegen der Disziplin unserer Anhänger rund um das gesamte Spiel halbwegs funktioniert. Ähnliche Umstände - in leicht potenzierter Form - müssen wir in Neapel erwarten. Wir werden alles dafür aufbringen, dass dort so wenig wie möglich dem Zufall überlassen wird – auf dem schmalen Grat, auf dem Zusagen kurzfristig nicht eingehalten werden und Umstände sich unerwartet verändern. Das ist die große Herausforderung.

Gibt es schon Empfehlungen, wie die Fans am sichersten nach Neapel bzw. in Stadion kommen?

Wir haben ja schon ein, zwei Empfehlungen rausgegeben. Es wird sich in den nächsten Tagen herauskristallisieren, wie der Ablauf vor Ort ist. Man wird aber wie schon in Marseille von einer zwingend durch die Behörden vor Ort vorgeschriebenen und durchregulierten Busanfahrt von einem festgelegten Meeting Point ausgehen müssen. Dass eine individuelle Stadionanreise nicht zu empfehlen ist, lässt sich jetzt schon sehr deutlich sagen.

Wie können sich die Frankfurter Fans in Neapel schützen?

Wir empfehlen jedem, der in Neapel sein wird, uns auf unseren Kanälen zu folgen. Wir werden ab 1 Tag vor dem Spiel ganz eng getaktet sehr konkrete Handlungsempfehlungen und Informationen rausgeben. Je unerfahrener man ist, desto eher sollte man sich daran halten.

Setzen Sie dabei auch auf die Vernunft des Eintracht-Anhangs? Wenn man sich unter den Fans umhört, sind viele gewarnt oder bleiben aus Angst sogar zu Hause.

Geduld und Vernunft sind enorm wichtig bei solchen Konstellationen. So schwierig das ist. Wenn man, wie in Marseille, vielleicht zwei Stunden in einem Bus festsitzt, nicht aufs Klo kann bzw. darf, wird den Menschen teilweise Abenteuerliches abverlangt. Es gibt zum Teil auch Situationen, in denen nur darauf gewartet wird, dass der ein oder andere unserer Anhänger mal die Geduld verliert. Diese provozierenden Konstellationen kennen wir auch von anderen Standorten, aber das möchte ich Neapel keinesfalls vorab unterstellen.

Wie schwierig ist es, mit diesem nicht greifbaren Faktor „Vernunft“ umzugehen? Das kann man ja nicht komplett kontrollieren/steuern.

Wir versuchen, so nah wie möglich am Geschehen zu sein, um maximal möglichen Einfluss nehmen zu können – auf Fans einerseits und auf Entscheidungsträger der Organisatoren und Behörden andererseits. Wir sind international an jedem Standort mit mindestens einem muttersprachlichen Anwalt am Start. Das trägt immer zur Deeskalation und zu mehr Vernunft bei. Wir gehen in alle Vorab-Meetings mit Muttersprachlern aus dem eigenen Haus - die Sprachbarriere ist nicht zu unterschätzen. Was kontrollierbar ist, versuchen wir auch zu kontrollieren.

Gibt es ein Worst-Case-Szenario, auf das Sie sich vorbereiten?

Dass wir ausscheiden. Das Sportliche wird einen unmittelbaren Einfluss auf alles andere haben. Rasen und Ränge hängen in der k.o.-Phase noch enger zusammen.

Kann man ein Spiel noch richtig verfolgen, wenn man immer Sorge haben muss, es passiert etwas?

Natürlich - das Spiel zieht mich grundsätzlich jederzeit in seinen Bann. Aber hin und wieder gibt es auch andere Konstellationen. Bei unserem Spiel bei Lazio Rom (Dezember 2018, Anm. d. Red.) hat mich die Partie nur bedingt interessiert, weil es zu viele sicherheitsrelevante Vorfälle im Stadion gab. In Marseille habe ich mich auch nicht aufs Spiel konzentriert, das konnten ohnehin nur die Franzosen.

Schauen Sie generell mehr in die Fankurve oder mehr aufs Spielfeld?

Für mich fängt das Spielfeld auf den Rängen an und umgekehrt. Ich unterscheide da nicht mehr.

Sprung in den Juni: Denken Sie insgeheim manchmal über den 10. Juni und Istanbul nach?

Nein, daran denke ich nicht. Aber gelegentlich witzeln wir darüber und es bleibt das ferne Gefühl, dass man selbst das Champions League Finale in einem verrückten und wundersamen Laden wie unserem nicht ausschließen kann. Dein Verstand hätte dir solche Gedanken früher strikt untersagt. Dass dieser Verstand mittlerweile einen Türspalt offen lässt, dass das zwar nicht wahrscheinlich, aber eben auch nicht komplett ausgeschlossen ist, fühlt sich ungewohnt aber großartig an.