TSV Schott Mainz fliegt aus dem DFB-Pokal

Der TSV Schott traf in der ersten Runde des DFB-Pokals auf Hannover 96. Foto: Lukas Görlach

Kein Fußballwunder, aber eine bittere Niederlage: Oberligist TSV Schott Mainz verliert gegen Hannover 96. Zwei Treffer waren Eigentore.

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MAINZ. Das Wunder ist ausgeblieben. Die Oberliga-Fußballer des TSV Schott Mainz haben ihr Debüt im DFB-Pokal gegen Zweitligist Hannover 96 0:3 (0:2) verloren. Bitter: Treffer eins und drei waren Eigentore – eingeleitet von nicht geahndeten Fouls der Niedersachsen. Als die Spieler auf dem Feld stehen, setzt das große Grinsen ein. Minutenlanger Applaus, verstärkt mit Klatschpappen, übertönt gemeinsam mit den singenden Hannover-Ultras die vom Verband veranlasste Klima-Durchsage und zaubert so manchem Mainzer ein Strahlen ins Gesicht. Ja, es passiert wirklich, wir spielen DFB-Pokal und das Gros der 4.500 Zuschauer glaubt an uns. Warum auch nicht, am Vortag hatte Fünftligist Stuttgarter Kickers die drei Klassen höher angesiedelten Fürther rausgehauen. Es ist möglich.

Genau so legen die Mainzer los. Der erste gewonnene Zweikampf nach 59 Sekunden wird ebenso bejubelt wie der erste Einwurf weit vorne nach 95 Sekunden – und Tim Müllers Versuch aus spitzem Winkel nach zwei Minuten. Der TSV spielt mutig, sucht mal über weite Bälle auf Pierre Merkel, mal über die schnellen Außen, mal über den Halbraum und den Versuch in die Schnittstellen zu kommen, den Weg nach vorne. Nach Christian Hahns deutlich verzogenem Abschluss (10.) schallen „TSV“-Rufe durch das Bruchwegstadion.

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Wütender Protest der Mainzer

Am dichtesten am Erfolgserlebnis ist Nicolas Obas, der nach famosem Dribbling aufs kurze obere Eck zielt – und Leo Weinkaufs fangbereite Hände trifft. Als die Niedersachsen in Minute 15 erstmals richtig gefährlich werden, geht ein erleichtertes Raunen durchs Rund. Es wird stimmungsvoll. Merkel, als Ex-Braunschweiger erkennbar extra-motiviert, muss angeschlagen runter, kommt wieder, holt sich mit einem Revanchefoul Gelb ab. Auch Hahn muss bald behandelt werden, Etienne Portmann hält die Sohle drüber und wird ebenfalls verwarnt. Ob sich hier beim Unparteiischen die Waage neigt?

Zwei Mainzer Ecken bringen nichts ein. Und die Profis sind eiskalt. Portmann bleibt, gefoult von Fabian Kunze, liegen, 96 spielt weiter, Sei Muroya spielt flach quer, Dominik Ahlbach und Maximilian Beier rutschen rein – Eigentor (36.), unter wütenden Protesten der Mainzer. Mit Video-Assistent hätte es das Tor wohl nicht gegeben. Co-Trainer Marco Senftleben sieht Gelb, die Mainzer sind kurz geschockt, Louis Schaub darf unbedrängt flanken, Julius Haas bleibt stehen, Beier springt zum Ball und spitzelt ihn ins lange Eck (42.). So schnell kann es gehen.

Mainz müht sich

Den Gang in die Kabinen bestreiten alle Akteure unter Applaus. Die Mainzer Fans honorieren die beherzte Vorstellung ihrer Freizeit-Fußballer, die 96er den Zwischenstand. Rückkehr unter blau-weißen Luftschlangen. Der TSV startet couragiert, eine Ecke, zwei, drei Versuche in schneller Folge. Aber Hannover verteidigt auch stabil. Und reproduziert quasi sein Führungstor. Luftduell, Kunze springt Silas Schwarz in den Rücken, der Ball kommt zu Muroya, dessen flache Hereingabe Haas ins eigene Netz grätscht (50.). Auch dieser Treffer hätte im Bundesliga-Betrieb wahrscheinlich keine Anerkennung gefunden, was TSV-Trainer Aydin Ay an der Seitenlinie auch deutlich macht.

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Klar, dass Zweikampfbewertungen spätestens jetzt ein ständiges Reizthema sind. Zumal die sportlichen Dinge geregelt sind. Mainz müht sich weiter, Hannover ist klar spielbestimmend, hat Chancen. Als Schwarz ein Dribbling anzieht und per Flachschuss daneben zielt, brandet wieder Applaus auf (81.). Und, besonders herzlich, bei Lars Hermanns Pflichtspiel-Comeback nach sechsmonatiger Zwangspause. Dass der Innenverteidiger nach seinem schweren Autounfall so schnell zurück sein würde, hatte man kaum zu hoffen gewagt. Zumindest dieses kleine Wunder wurde aus Mainzer Sicht wahr.