Fanclub "Pohlheim und Umgebung" hält FCK seit 26 Jahren die Treue
Der erste Vorsitzende Uwe Weber ist mit 66 Jahren noch einer der Jüngsten beim Fanclub des 1. FC Kaiserslautern. Erinnerungen an glorreiche Zeiten.
Von Alex Milesevic
Zum 20-jährigen Jubiläum hat der Fanclub eine Urkunde vom Verein bekommen. Uwe Weber hat sie Zuhause aufgehängt. Foto: alm
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
POHLHEIM - "Otto, lass die Teufel raus!" An diesen Schlachtruf können sich besonders die älteren Fußball-Fans des FC Kaiserslautern gut erinnern. Denn die Erfolge des Vereins liegen schon länger zurück - der letzte mittlerweile schon 20 Jahre. Damals wurden die Roten Teufel unter Trainer Otto Rehhagel als Aufsteiger in der Bundesliga Deutscher Meister und schrieben damit Bundesligageschichte. Heute ist der Traditionsverein aus der Pfalz in die Tiefen der dritten Liga abgetaucht und spielt statt gegen den FC Bayern München oder Borussia Dortmund gegen Sonnenhof Großaspach oder SV Meppen. Trotzdem hält der Kaiserslautern-Fanclub "Pohlheim und Umgebung" der Truppe vom Betzenberg die Treue.
Uwe Weber leidet momentan besonders. Der Vorsitzende des Fanclubs ist gebürtiger Pfälzer und bekam die Liebe zum FCK schon von Vater und Onkel in die Wiege gelegt. Mittlerweile lebt er in Mittelhessen, aber an seiner Treue zu dem Verein aus der Pfalz hat sich nichts geändert. Er erzählt gerne von den Erfolgen in den Neunzigern, schließlich hat der 66-Jährige, wie die meisten in "Pohlheim und Umgebung" , die Erfolge selbst miterlebt. 68 Jahre ist der Altersdurchschnitt der Mitglieder, in der Vorstandschaft liegt er sogar bei 76, weshalb Weber die Truppe liebevoll "Seniorenfanclub" nennt.
Alle Mitglieder, abgesehen von Weber, stammen aus dem Kreis Gießen und der Umgebung. Der Großteil von ihnen kennt den 1. FC Kaiserslautern seit der ersten Bundesligasaison 1963 und können sich noch an die legendäre "Walter-Elf"erinnern. Besonders durch die großen Erfolge der Kicker vom Betzenberg in den Neunzigern wurden viele zu Symphatisanten des Vereins. Obwohl viele im Fanclub Anhänger anderer Vereine sind, ist in ihrem Herzen neben dem FC Bayern München oder Eintracht Frankfurt auch Platz für den 1. FC Kaiserslautern. Und so beschlossen 18 Gründungsmitglieder vor 26 Jahren, den mittlerweile vermutlich ältesten Kaiserslautern Fanclub zu gründen.
Uwe Weber gehört allerdings nicht dazu. Er wurde erst einige Jahre später durch einen Artikel in der Zeitung auf die Gemeinschaft aufmerksam und trat ihr bei. Einerseits aus Liebe zum FCK, andererseits auch aus Liebe zur Pfalz. "Das ist irgendwie auch ein bisschen Lokalpatriotismus", grinst er.
Seitdem hat der Fanclub zusammen viel erlebt und kann jede Menge Anekdoten erzählen. So wie diese: "Früher gab es am Betzenberg noch das Dorinth-Hotel. Dort war immer die Mannschaft untergebracht. Nach Heimspielen konnte man sich da immer an die Bar setzen. Irgendein Spieler kam immer vorbei, mit vielen konnte man sich dann unterhalten, mit einigen auch noch ein Bierchen trinken", schwärmt er. "Das Verhältnis war damals noch ein Anderes. Bei der Feier zum fünfjährigen Bestehen unseres Fanclubs sind auch ein paar Spieler gekommen. Ich kann mich zum Beispiel noch daran erinnern, dass einer von ihnen Pavel Kuka war. Heute ist das undenkbar."
In dieser Zeit sind die Mitglieder ihrem Herzensclub auch durch die ganze Republik gefolgt, egal ob nach Berlin, Hamburg oder in den Ruhrpott. "Bei dem Altersdurchschnitt geht das jetzt nicht mehr. Wir versuchen pro Saison zwei Spiele in Kaiserslautern zu gucken, eins in der Hinrunde und eins in der Rückrunde", erzählt Weber. Das Motto ist dabei: Entweder alle oder keiner. Dieses Motto nimmt der Fanclub sehr ernst. Niemand fährt alleine zu den Spielen, es wird niemand zurückgelassen. Diesen Zusammenhalt schätzt Weber sehr.
Das sei das Geheimnis des Fanclubs, antwortet er auf die Frage, wie man so etwas über eine so lange Zeit am Leben hält. "Wir sind untereinander auch befreundet. Früher in der ersten Liga haben wir uns immer Räumlichkeiten gemietet und die Spiele dann zusammen auf Premiere (Anm. d. R.: Vorgänger von Sky) geschaut, wenn wir nicht hingefahren sind. Es sind eben immer die gleichen Leute. Es gibt zwar keine Eintritte mehr, es tritt aber auch niemand aus dem Fanclub aus". Das ist für ihn der Grund, weshalb sich der Fanclub so lange hält. Der Kontakt mache es aus, es gebe keine Ausfälle und keine Querulanten.
Jedes Jahr veranstalten die Mitglieder zusammen eine Weihnachtsfeier, ein Grillfest und einen Ausflug. Der älteste Teilnehmer der diesjährigen Weihnachtsfeier war 85 Jahre alt. Wie lange das noch so weitergeht, weiß Uwe Weber nicht. Aber bei einer Sache ist er sich sicher: Wenn kein Sponsor kommt, hat der Traditionsverein aus Kaiserslautern auch keine Perspektive für die erste oder zweite Liga.