Nicht zu bremsen: HSG Wetzlar fegt Frisch Auf Göppingen aus der Rittal Arena
Die HSG Wetzlar kennt in der Handball-Bundesliga offenbar keine Grenzen. In einer grandiosen Partie, die 4317 Zuschauer in der Rittal Arena zu Begeisterungsstürmen animierte, fegten die Mittelhessen ihren Kontrahenten Frisch Auf Göppingen mit einem 29:19 (12:12)-Sieg regelrecht aus der Halle.
Von Ulrich G. Monz
Hier ist die Welt noch in Ordnung für Jannik Kohlbacher (rechts Zarko Sesum). Aber nach seinem fünften Treffer muss der Kreisläufer der HSG Wetzlar schon in der ersten Halbzeit verletzungsbedingt ausscheiden. Trotzdem gewinnt die HSG mit 29:19 gegen Frisch Auf Göppingen. Foto: Ben
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WETZLAR - Die HSG Wetzlar kennt in der Handball-Bundesliga offenbar keine Grenzen. In einer grandiosen Partie, die 4317 Zuschauer in der Rittal Arena zu Begeisterungsstürmen animierte, fegten die Mittelhessen ihren Kontrahenten Frisch Auf Göppingen mit einem 29:19 (12:12)-Sieg regelrecht aus der Halle. Das Kollektiv um HSG-Trainer Kai Wandschneider unterstrich mit diesem klaren Erfolg seine großartige Form und stabilisierte mit 14:2 Punkten seit Anfang März 2017 den für die Europacup-Teilnahme sechsten Tabellenrang.
HSG Wetzlar - Frisch Auf Göppingen 29:19
"Ich bin extrem beeindruckt von der Leistung meiner Spieler. Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen in der ersten Halbzeit hat sich die Mannschaft nach der Pause überragend präsentiert. Nur wenn man stark im Kopf ist, kann man zu einer solchen Form auflaufen", schwärmte Wetzlars Coach Kai Wandschneider von der Vorstellung seiner Truppe.
30 Minuten lang sah es jedoch nicht nach einer "Abfuhr" der Gäste aus, denn die Schwaben, die am Wochenende in eigener Halle beim EHF-Final-Four Turnier dabei sind, agierten auf Augenhöhe mit den Lahnstädtern. Obwohl die Hausherren mehrmals mit drei Toren führten, richteten sich die Gäste an den Paraden ihres Keepers Bastian Rutschmann auf und markierten bis zum Wechsel den 12:12-Gleichstand.
Nach der Pause ging Frisch Auf durch Adrian Pfahl gar mit 13:12 in Führung. Doch was danach kam, war ein Handball-Orkan, in dem Göppingen Grund und Boden verlor und hoffnungslos unterging. Die HSG-Kämpen spielten sich nun in einen Rausch. Filip Mirkulovski führte mit seinen Auslösehandlungen eindrucksvoll Regie in dem Wetzlarer Handball-Event, Philipp Weber riss mit seinen dynamischen Aktionen das Publikum von den Sitzen, während Wetzlars Keeper "Benko" Buric mit insgesamt 56 Prozent gehaltener Würfe erneut zu einer Weltklasseform auflief. Beim 17:15 (40.) konnte Frisch Auf noch hoffen, doch schon drei Minuten später musste FA-Trainer Magnus Anderson seine dritte Auszeit nehmen, um seine Mitarbeiter wachzurütteln. Vergebens, die Crew der Schwaben kam über die Funktion eines Wetzlarer Sparringpartners nicht mehr hinaus. Das Göppinger Debakel nahm über die Stationen 22:16 (47.) und 26:18 (56.) seinen Lauf. Ein Doppelschlag von Anton Lindskog, der seit der 24. Minute für den am Knöchel verletzten Jannik Kohlbacher auf dem Feld stand, bedeutete beim 28:18 (58.) nicht nur die Zehn-Tore-Führung, sondern war auch ein Arbeitsnachweis für eine schwedische Lindskog-Delegation aus Näsby, die den Weg nach Wetzlar gefunden hatte. Rund ein Dutzend schwedischer Freunde und Familienangehörige, die Anton noch am Samstagvormittag über die Gießener Einkaufsmeile Seltersweg geführt hatte, verfolgten in dunkelgrünen Shirts mit dem Aufdruck "Anton Lindskog - Näsby IF ... mein erster Verein" die ausgezeichnete Vorstellung ihres Idols.
Nach dem 29:19-Endstand zeigte sich Göppingens Übungsleiter Magnus Anderson maßlos enttäuscht: "Ich bin sprachlos über die Leistung meines Teams in der zweiten Halbzeit. In der Pause waren wir noch optimistisch und haben über gute Sachen gesprochen, doch dann schaffen wir in 28 Minuten nur sechs Tore und bekommen eine richtige Klatsche". FA-Manager Gerd Hofele sprach von einer "unterirdischen Vorstellung" seines Teams.
Kollege Björn Seipp gab dagegen seiner Begeisterung Ausdruck, indem er sagte: "Das ist unwirklich, was hier passiert. Wahnsinn, was für ein tolles Kollektiv wir haben."