"Es war ein Jahr mit Höhen und Tiefen!"Kurz und knapp, aber äußerst treffend fasst Tim Rüdiger, Handballer der HSG Wetzlar, sein persönliches 2018 zusammen. Tolle sportliche Erfolge prägten die letzten zwölf Monate des 20-Jährigen ebenso wie verletzungsbedingte Rückschläge.
Von mcs
Tim Rüdiger bei einem Siebenmeter im Drittliga-Duell gegen Gelnhausen. Archivfoto: Gümbel
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WETZLAR/ALSFELD - "Es war ein Jahr mit Höhen und Tiefen!"Kurz und knapp, aber äußerst treffend fasst Tim Rüdiger, Handballer der HSG Wetzlar, sein persönliches 2018 zusammen. Tolle sportliche Erfolge prägten die letzten zwölf Monate des 20-Jährigen ebenso wie verletzungsbedingte Rückschläge. Passend zum US-Kult-Streifen mit Bill Murray in der Hauptrolle grüßte auch für den in Alsfeld geborenen Rüdiger "täglich das Murmeltier".
Denn bereits das Jahr 2017 verlief nach ähnlichem Muster. Nachdem der damals 18-Jährige mit der A-Jugend seines Vereins die Deutsche Meisterschaft errungen hatte, folgten langanhaltende Knieprobleme, die Tim Rüdiger bis ins letzte Jahr hinein begleiteten. Umso erfreulicher verlief das Comeback, mit der U23 der HSG Wetzlar feierte der Linkshänder im April 2018 die Meisterschaft in der Oberliga Hessen und den damit verbundenen Aufstieg in die Dritte Liga. "Das war natürlich toll, dass ich nach einer solch langen Pause endlich wieder Handball spielen und noch mithelfen konnte, den Aufstieg zu schaffen", denkt Rüdiger zurück an die schwierige Zeit und schiebt noch nach. "Mit dem Knie ist seitdem wirklich auch alles bestens. Über die kleinen Wehwehchen, die viele Handballer mal bei längeren Belastungen haben, geht es glücklicherweise nicht hinaus."
Und so startete der 20-Jährige mit der U23 auch schwungvoll in die Drittliga-Saison und hatte sich mit seinem Team als Aufsteiger überraschend schnell akklimatisiert. Den Klassenerhalt in der dritthöchsten deutschen Liga zu verwirklichen und die zweite Mannschaft der HSG Wetzlar dort zu etablieren, sieht Rüdiger als sehr lohnenswertes Ziel an. "Es ist alleine deswegen schon eine gute Klasse, da man aus der Jugend kommend auch dort mit Harz spielen kann", so der Linkshänder leicht schmunzelnd, führt aber noch weitere Gründe an. "Vor allem für die jungen Spieler ist das eine super Klasse. Da spielt man gegen gestandene Akteure, teilweise gegen Ex-Profis. Das ist eine echte Männerliga, in der ich persönlich schon einiges gelernt habe."
Im Oktober 2018 führte das Verletzungspech des grün-weißen Bundesligateams dann sogar zu den bisherigen Karriere-Highlights Rüdigers. Nachdem sich zunächst Kristian Björnsen, auch in der Stammsieben von Norwegens WM-Kader zu finden, verletzte und dann auch noch der zweite Rechtsaußen Lars Weißgerber ausfiel, schlug die große Stunde des gebürtigen Alsfelders. "Eins vorneweg: Ich wünsche bei aller Freude über meine Einsätze keinem, dass er sich verletzt. Aber natürlich ist mir das Pech im Bundesligateam nicht verborgen geblieben, und spätestens nach der Verletzung von Lars war es fast klar, dass es auf einen Spieler aus der U23 herausläuft, der aufrückt", beschreibt Rüdiger die für ihn wohl spannendste Zeit. "Da Timo Ludwig (zweiter Linkshänder der U23, die Redaktion) schon über 30 ist und einen Vollzeitjob hat, lief es dann auf mich hinaus, da ich nur ein wenig nach der Uni schauen musste."
Und so debütierte der 1,70 Meter große Rechtsaußen ausgerechnet im Pokal-Hessenderby gegen die MT Melsungen und traf gleich satte fünf Mal. Doch damit nicht genug, auch bei der darauffolgenden Bundesliga-Partie gegen FrischAuf Göppingen stand der Alsfelder über die vollen 60 Minuten auf der Platte und trug mit vier Treffern zum wichtigen Heimsieg bei, anschließendes Live-Interview beim TV-Sender Sky inklusive. "Es war letztlich gut, dass sich vor den Spielen alles so spontan und schnell entwickelt hat und ich praktisch keine Zeit zum Überlegen hatte. Sonst wäre ich vielleicht nervöser gewesen. Alles in allem waren das aber logischerweise überragende Erlebnisse."
Doch im Moment eines seiner absoluten Karriere-Highlights folgte direkt der Rückschlag, denn just in der Partie gegen Göppingen erlitt der Student der Ernährungswissenschaften einen Kahnbeinbruch. Um einen Gips an der Hand und eine Operation kam er zwar herum, zehn Wochen lang musste er aber eine Schiene tragen und konnte sich in dieser Zeit nur mit Kraft- und Fitnessübungen beschäftigen. "Vor allem kann man nicht genau einschätzen, wie lange der Heilungsprozess wirklich dauert. Da wird man schon ungeduldig", beschreibt der Linkshänder, der aber vor zwei Wochen das "Go" bekommen hat, wieder einsteigen zu dürfen. "Ich bin praktisch wieder 'gesund geschrieben' und habe auch schon wieder mittrainiert. Endlich!"
Da sich Tim Rüdiger in den letzten Jahren gefühlsmäßig immer zwischen den Extremen bewegt hat, hat dieser für das noch junge neue Jahr eigentlich nur einen einzigen, richtig großen Wunsch. "Ich möchte einfach nur mal gesund und fit bleiben", betont Rüdiger, und man nimmt ihm ab, dass ihm das nach den langwierigen Verletzungen zuletzt wichtiger ist als sportliche Erfolge. Dennoch hat er sich auch handballerisch weitere Ziele gesetzt. "Wenn ich richtig fit bin, möchte ich in der Dritten Liga natürlich wieder regelmäßig und viel spielen und meinen Teil zum Mannschaftserfolg beitragen. Der Klassenerhalt muss das oberste Ziel bleiben. Dafür sieht es im Moment ja richtig gut aus", betont der Alsfelder. Und wenn Kai Wandschneider, Trainer des Wetzlarer Bundesligateams, irgendwann einmal wieder Personalsorgen plagen sollten, weiß er ja seit vergangenem Oktober auch, dass Tim Rüdiger sicherlich wieder Gewehr bei Fuß stehen würde.