TV Alsfeld: Handballer zeigen Verständnis für Saison-Abbruch
Die Handball-Teams des TV Alsfeld sind schon in der Sommerpause - früher als geplant. Doch alle zeigen Verständnis "Es geht hier nicht mehr um den Sport", so Chefcoach Pavel.
Dank an die Fans von Mike Bindewald und den Alsfelder Handballern. Die spielten eine starke Saison und können mit Rang sechs vollauf zufrieden sein. Archivfoto: Nils Mönke
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ALSFELD (mcs). Im wahrsten Sinne von heute auf morgen wurde die Handball-Saison wegen des Coronavirus abgebrochen, vor einer Woche verkündete der Hessische Handball-Verband (HHV) das vorzeitige Ende der Spielzeit 2010/20. Die bisher erspielte Platzierung bedeutet damit auch die Abschlussplatzierung im Endklassement, wie der HHV zudem mitteilte. Ob die Auswirkungen auf die verschiedenen Mannschaften des TV Alsfeld gehabt hat, was vom sofortigem Abbruch gehalten wurde und wie es nun bei den Mannschaften weitergeht, haben wir sowohl im Männer-, als auch im Frauen- und im Jugendbereich erfragt.
Starker sechster Platz
Eine starke Saison liegt hinter der Männermannschaft der Vogelsberger, mit einem positiven Punktekonto von 21:19 Zählern schließt das Team von Trainer Liviu Pavel die Runde auf einem starken sechsten Platz ab. Dabei ist es dem rumänischen Übungsleiter und seinem Trainerstab exzellent gelungen, die A-Jugendspieler, die ab dieser Saison das Spielrecht auch für den Aktivenbereich besaßen, in das Team einzubauen. Die TVA-Junioren rechtfertigten das Vertrauen zudem mit oftmals starken Leistungen.
Nach den Niederlagen gegen die Spitzenteams HSG Werra WHO und den TSV Ost-Mosheim hätten die Alsfelder zwar gerne noch das eine andere Spiel absolviert, zumal bis Saisonende zumeist Gegner auf Augenhöhe gewartet hättet, doch dass der Sport in Anbetracht der Situation in den Hintergrund getreten ist, ist für den TVA-Trainer die einzig richtige Entscheidung. "Es geht hier nicht mehr um den Sport, sondern um das Leben von vielen, ja von uns allen. Natürlich hätten wir gerne noch ein paar Spiele gemacht, aber jetzt ist es wichtig, dass jeder seinen Beitrag leistet. Daher finde ich die Beendigung der Saison richtig, mit dem sechsten Tabellenplatz bin ich natürlich sehr, sehr zufrieden. Das war eine richtig tolle Runde der Jungs", führt Liviu Pavel aus. Dieser hatte konsequenterweise mit seinem Team auch schon auf die Trainingseinheiten verzichtet, bevor behördliche Anordnungen oder die Schließung der Sportstätten kamen. Wann es wieder Mannschaftstraining geben kann, steht derzeit noch in den Sternen, weshalb der im Fitness- und Reha-Bereich tätige Pavel seine Jungs für die Zwischenzeit Aufgaben an die Hand gegeben hat und noch geben will. "Es wäre natürlich schon wichtig, dass sich die Jungs privat ein wenig fit halten. Laufen gehen ist ja zum Beispiel ohne Probleme möglich, und um zuhause ein paar Fitness- oder Kräftigungsübungen zu machen, braucht es zudem auch nur wenig Platz. Das sollte für jeden machbar sein."
Dank an die Fans von Mike Bindewald und den Alsfelder Handballern. Die spielten eine starke Saison und können mit Rang sechs vollauf zufrieden sein. Archivfoto: Nils Mönke
Auch für Paula Rohn und die Alsfelder Handballerinnen endete die Saison abrupt. Archivfoto: Bender
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Damen kaum betroffen
Während auf die Männermannschaft der Alsfelder bis zum regulären Saisonende noch sechs Spiele gewartet hätten, hätten für die Damen der Vogelsberger nur noch die Partien gegen den LTV Eichenzell und den SV Reichensachsen II auf dem Programm gestanden. Und dennoch stört das Team des Trainergespannes Cornelia Kierblewski und Domagoj Buntic die vorzeitige Pause nicht, zwei Spiele, darunter jüngst das letzte vor dem Abbruch bei der HSG Großenlüder/Hainzell II, musste der TVA bereits mangels Personals absagen. Bei einem weiteren Nicht-Antritt wäre das Team auf den letzten Tabellenplatz gesetzt worden, was zumindest aus sportlicher Sicht keine Konsequenzen gehabt hätte, da es sich bei der Bezirksliga A um die tiefste Liga im Raum Melsungen-Fulda handelt. Größere finanzielle Strafen hätte dies dennoch nach sich gezogen. "Wir hätten eine Partie sicher spielen können, bei der anderen wohl improvisieren müssen. Ich wäre zwar optimistisch gewesen, dass wir beide Begegnungen hätten absolvieren können, aber böse sind wir um den Abbruch der Saison natürlich auch nicht", berichtet Tatjana Stier, die selbst lange Jahre das TVA-Tor gehütet hatte und nun auch in der Abteilungsleitung tätig ist.
Blick voraus
Doch die Personalprobleme sind bei den Damen nicht neu, schon vor der Saison stand die Teammeldung auf der Kippe. Doch weil die A-Jugendlichen sich in den Dienst der Mannschaft und des Vereins stellten und neben ihren Jugendspielen auch viele Partien im Frauenbereich absolvierten, konnte die Saison 2019/20 durchgezogen werden. Nach aktuellem Stand der Dinge ist angedacht, auch in der kommenden Spielzeit eine Damenmannschaft zu melden, erneut spielt der Jugendbereich dabei eine wichtige Rolle. "So wie es aussieht, wird es keine B-Jugendmannschaft geben, die B-Jugendlichen werden wohl komplett in den A-Jugendbereich hochgezogen. Die A-Jugendlichen sollen dann auch wieder das Grundgerüst des Damenteams bilden", so Stier, die in der Tatsache, dass bei den Frauen schon 16-Jährige im Aktivenbereich spielen dürfen, einen weiteren Vorteil der angedachten Idee sieht. Zudem soll den Jugendlichen durch die Meldung einer Damenmannschaft ermöglicht werden, nach dem Ende der Jugend-Spielzeit auch in Alsfeld einen Aktivenbereich vorzufinden und den Verein nicht verlassen zu müssen.
Den Jugendbereich des TV Alsfeld traf die vorzeitige Beendigung der Saison nur am Rande, da viele Jahrgänge ihre Saison schon beendet hatten oder kurz vor der Abschluss standen. Spannend dürfte hierbei eher die Frage werden, wie mit den Qualifikationen für die kommende Saison verfahren wird, die ja spätestens im Mai schon wieder anstehen würden.
Jugend
Nicht böse über das ein wenig frühere Saisonende ist die männliche A-Jugend des TV Alsfeld. Zwar lag das Team von Trainer Frank Böcher als Tabellendritter nur einen Zähler hinter Platz zwei, der zur Oberliga-Quali berechtigt hätte, zurück, dennoch herrscht keinerlei Ärger über den Saisonabbruch vor. "Wenn man es realistisch betrachtet, dann wären wir aber wohl so oder so Dritter geblieben", betont Böcher, der zudem schnell reagiert hat und ebenfalls schon kein Training mehr mit seinen Mannen durchführte. Zudem sieht der Coach des ältesten TVA-Jugendjahrgangs sogar noch einen wichtigen Vorteil darin, dass seine Jungs, von denen viele auch bei den Männern aufliefen und damit zwei Spiele pro Wochenende absolvieren mussten, nun nicht mehr ran müssen. "Wir haben gleich fünf Spieler in unseren Reihen, die auch Sport-Abitur machen und sich dafür natürlich keinerlei Verletzungen erlauben konnten. Alleine aus diesem Grund ist das natürlich jetzt gar nicht tragisch, dass diese für die Jungs ja auch sehr anstrengende und intensive Runde nun schon ein wenig früher als geplant zu Ende gegangen ist", beschreibt Böcher, der aber auch generell mit dem Abbruch einverstanden war. "Damit bin ich absolut d'accord. Es ist wichtig, den Risikoaufbau zu verhindern, und da muss jeder seinen Teil beitragen." Ein wenig Sorge bereitet noch die Tatsache, dass beim Männerteam der HSG Großenlüder/Hainzell der erste Corona-Fall aufgetreten sein soll, in dem auch immer wieder auch die A-Jugendliche des Vereins aufgelaufen sind. Und just gegen Großenlüders A-Junioren hatten die TVA-Youngster am 8. März ihre letzte Saisonpartie bestritten.
Doch auch in diesem Fall gilt es, Panik zu vermeiden, die Dinge auf sich zukommen lassen und dann entsprechend zu reagieren. Das haben die Handballer des TV Alsfeld in auch für den Sport schweren Zeiten bislang allerbestens getan.