Energiekrise: Flutlicht-Verbot in Mainz ab 21 Uhr

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Lichtdurchflutung in dunklen Stadtgebieten: Hell beleuchtete Sportplätze haben Strahlkraft - und die Abschaltung von Flutlicht auch Symbolcharakter. Symbolfoto:  Reber

Spätes Training im Winter ist nicht mehr möglich: Die Stadt hat abendliche Dunkelheit auf Sportanlagen angeordnet. Was das nun für die Vereine und den Spielbetrieb bedeutet.

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MAINZ. Sport unter freiem Himmel auf Sportanlagen an späten Herbst- und Winterabenden: Das ist in Mainz vorübergehend nicht möglich. Der Grund: ein Flutlicht-Verbot ab 21 Uhr. Die Maßnahme der Stadt ist Folge der Energiekrise. Das Verbot greift ab sofort. Städtische Sportplätze finden sich damit in Mainz nun in Gesellschaft von öffentlichen Gebäuden: 70 Bauten werden nachts nicht mehr angestrahlt. Doch während dunkle Denkmäler lediglich nicht mehr schön anzusehen sind, kollidiert das neue Flutlicht-Limit in Mainz mit einem ohnehin bestehenden Kapazitätsproblem: Viele Sportplätze platzen bereits aus allen Nähten, Ausweichmöglichkeiten sind rar gesät. Wird es jetzt noch enger?

Die neue Regel tue nicht allzu vielen Vereinen weh, betont Heinz-Dieter Ebert, Leiter der Mainzer Sportverwaltung. Aufgrund umliegender Wohngebiete habe das 21-Uhr-Limit vielerorts schon gegolten. Bislang sei nur auf zwei Anlagen noch nach 21 Uhr trainiert worden: in Mombach und Gonsenheim.

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Schwierige Umplanung nötig

Für die hier untergebrachten Vereine TSV Schott Mainz und SV Gonsenheim wird die vorzeitige Dunkelheit allerdings zur logistischen Herausforderung. Man habe ja nur den einen Platz zur Verfügung, für alle Teams von der Jugend bis zu den Aktiven, schildert SVG-Sportvorstand Marvin Bylsma. "Der Platz ist von Schulschluss bis zur Bettgehzeit voll belegt, da geht es um jede Minute." Die erste Mannschaft trainiert von allen am spätesten und normalerweise über 21 Uhr hinaus. "Früher anfangen geht nicht so einfach, weil der Platz ja belegt ist", so Bylsma. Wie genau der SVG umplant, steht noch nicht fest. "Wir sind uns natürlich der Gesamtsituation in Deutschland bewusst", sagt der Sportvorstand, "wenn das das einzige Problem ist, das wir lösen müssen, tun wir das, um unseren Beitrag zu leisten."

Überhaupt nicht begeistert vom Flutlicht-Verbot ist auch Till Pleuger. "Für mich sieht das ein Stück weit wie Aktionismus aus", sagt der Geschäftsführer des TSV Schott. Dessen Fußballer und American Footballer trainieren allabendlich auf der Mombacher Bezirksportanlage, meist bis etwa 21.30 Uhr. "Ich will die Stadt nicht als die Böse darstellen, irgendwo muss ja eingespart werden", äußert Pleuger zwar etwas Verständnis, kritisiert andererseits das Mittel: "Ich bezweifle, dass eine halbe Stunde weniger Flutlicht den großen Effekt hat." Auf den eigenen Sportbetrieb hingegen habe dies einen "extremen Effekt". Wahrscheinlich wird man Trainingszeiten verkürzen müssen, wahrscheinlich bei Jugendmannschaften am Nachmittag, um abends mit allen Teams vor 21 Uhr fertig zu sein. Wer wann in den sauren Apfel beißen muss, muss noch abgewogen werden, führt der TSV-Manager aus. "Nach Corona ist das wieder eine Maßnahme, die dazu führt, dass in der Summe weniger Sport stattfindet." Für die vereinseigene Anlage gilt das Flutlicht-Verbot übrigens nicht. Ob der TSV hier sein Privileg nutzt und länger trainiert, wird noch geklärt, so Pleuger.

Wie viel Energie die Stadt durch die vorzeitige Abschaltung einspart? Beziffern kann das Sportverwaltungschef Ebert nicht. Mit Blick auf nur zwei Plätze, auf denen bislang länger als 21 Uhr trainiert wird, wohl aber nicht allzu viel. Viel eher hat das Verbot offenbar Symbolcharakter. Hell erleuchtete Sportplätze haben Strahlkraft. Ebert führt an: "Auf manchen brennt das Flutlicht länger als trainiert wird." Die Regel ist auch Appell an solche Vereine: Bitte direkt abschalten.

Stichprobenartige Kontrollen geplant

Ausnahmen vom Verbot gibt es für den Spielbetrieb. Bereits geplante Abend-Partien, die nach 21 Uhr enden, dürfen stattfinden. Noch nicht terminierte Spiele, auch Nachholspiele, müssen hingegen das neue Limit beachten, sollen möglichst um 18.30 oder 19 Uhr angepfiffen werden. "Unproblematisch", findet das Gerd Schmitt, Vorsitzender des Fußballkreises Mainz-Bingen, "wenn die Stadt Mainz sagt, dass um 21 Uhr die Lichter ausgehen, müssen die Vereine und wir uns danach richten." Falls es mit Blick auf weite Anfahrten, drohende Verlängerung und Elfmeterschießen bei Pokalspielen doch mal eng werden sollte? Dann lasse man da im Einzelfall mit sich reden, sagt Ebert.

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Trainingsstreifzüge über die Sportplätze zur Flutlicht-Kontrolle wird es seitens der Stadt zwar nicht geben, so der Sportverwaltungschef, "wir werden aber ein paar Stichproben machen". Das Zeitlimit zu verschärfen, um den Einspareffekt zu erhöhen, kommt hingegen bislang nicht infrage. "Dann wären die Vereine tot", ist Ebert realistisch.

Von Nils Salecker