Fiebersaft: Darum ist das Schmerzmittel nicht lieferbar

Schmerzlindernde Medikamente für Kleinkinder sind zurzeit knapp.

Warum ausgerechnet Arzneimittel für Kinder von Lieferengpässen betroffen sind und wie die Engpässe gelöst werden könnten. 

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Was sind die Ursachen der Engpässe bei Fiebersaft?

„Wir beobachten derzeit eine massiv gestiegene und für unsere Unternehmen nicht planbare Nachfrage”, heißt es beim Branchenverband „Pro Generika“. Die Anzahl der Bestellungen bei den Unternehmen sei seit dem Sommer bis zu achtmal höher als sonst in diesen Monaten. Eine mögliche Erklärung dafür liefert Andreas Burkhardt, Geschäftsführer von Ratiopharm sowie Teva Deutschland und Österreich in einem Interview mit „apotheke-adhoc“: Normalerweise werde auf der Grundlage des Vorjahresbedarfs geplant, doch solche Erfahrungswerte, auf die man zurückgreifen könne, gebe es pandemiebedingt aktuell nicht mehr. So sei in der Wintersaison 2020 die Nachfrage plötzlich komplett abgerissen. „Wir mussten unsere Produktionsprozesse anpassen und runterfahren, weil die Lager immer voller wurden und wir angesichts von Verfalldaten nur bedingt ‚auf Halde produzieren‘ können“, so Burkhardt. Der Großhandel und die Apotheken hätten nichts mehr nachbestellt, die letzte Winterbevorratung sei quasi ausgefallen. „Viele sind mit niedrigen Beständen in die neue Erkältungssaison gegangen, und dann zog die Nachfrage im Herbst plötzlich wieder an.“

Verschärft werde die Lage zudem durch Engpässe bei der Beschaffung von Material, heißt es bei „Pro Generika“: „Mal ist Glas für die Flaschen knapp, dann fehlt die Kartonage für die Verpackung. Mehrere Wochen gab es keine Verschlusskappen, dann fehlten wieder die Lastwagen, die die Ware ausliefern sollten.“ Hinzu komme eine teils massive Personalknappheit. „Wir suchen händeringend Angestellte für die Produktion, um die Nachfrage zu bedienen“, sagt Teva-Geschäftsführer Burkhardt.

Das pharmazeutische Unternehmen mit Sitz in Ulm ist nach Angaben des Branchenverbands der Hauptanbieter für flüssige Paracetamol-Zubereitungen. Seit im Mai der vorletzte große Hersteller die Produktion mangels Wirtschaftlichkeit eingestellt hat, müsse Teva mit seiner Arzneimittelmarke Ratiopharm 90 Prozent des Bedarfs produzieren. Doch auch beim Fiebersaft mit dem Wirkstoff Ibuprofen gibt es einen bedrohlichen Rückgang der Herstelleranzahl. So würden zwei Drittel des Marktes allein vom Hauptanbieter Zentiva versorgt werden.

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Warum gibt es immer weniger Hersteller?

Die Produktion sei angesichts der seit Jahren steigenden Kosten für viele Hersteller nicht mehr wirtschaftlich. Denn während die Preise für Energie, Logistik und Wirkstoffe steigen, erhöhe sich der Erstattungsbetrag, den der Hersteller von den Krankenkassen erhalte, nicht. Laut „Pro Generika“ erhält der Hersteller 1,36 Euro pro Fiebersaftflasche.

Warum sind insbesondere Kinderarzneimittel von Lieferengpässen betroffen?

Fiebersäfte sind deutlich aufwändiger zu produzieren als beispielsweise Tabletten. Damit sind sie teurer in der Herstellung. Da sich jedoch der Erstattungsbetrag laut Branchenverband maßgeblich nach der Menge des Wirkstoffes richtet und Arzneimittel für Kinder in der Regel eine geringere Wirkstoffmenge enthalten, werden sie entsprechend geringer vergütet. Die Produktion von Fiebersäften sei faktisch ein Verlustgeschäft, sagt Burkhardt.

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Was können Apotheken tun?

Einige Apotheker haben aus der Not heraus den Fiebersaft bereits selbst hergestellt. Das stehe vom Aufwand und den Kosten her aber in keiner Relation zu den industriell hergestellten Säften, sagte Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen schon im Sommer. Für die ganz kleinen Kinder seien Fieberzäpfchen eine Alternative. Für die größeren Kinder auch Tabletten, die man zum Beispiel mit etwas Wasser auflösen könne.

„Wir prüfen jede Stunde in unserem Computersystem, welche Medikamente wieder verfügbar sind, damit uns nichts entgeht und wir sie sofort bestellen können“, erzählt Petra Häusler, Inhaberin der Victoria Apotheke in Bad Schwalbach. Paracetamol-Saft hat die Apothekerin vor einigen Wochen sogar aus der Türkei importiert sowie Ibuprofen-Saft aus Griechenland. Dieser darf aber nur auf ärztliche Verschreibung hin abgegeben werden und die Apotheke muss prüfen, ob tatsächlich kein vergleichbares Produkt in Deutschland zur Verfügung steht.

Was könnte das Problem der Engpässe lösen?

„Derartige Lieferengpässe sind ein hausgemachtes deutsches Problem“, sagt Häusler. Da die gesetzlichen Krankenkassen mit den Rabattverträgen für die meisten Wirkstoffe auf niedrigste Preise dringen, seien viele Hersteller auf die Produktion im Ausland ausgewichen, um überhaupt noch Geld zu verdienen. Doch sobald die Lieferkette gestört ist, habe ganz Deutschland ein Problem. 

Branchenkenner vermuten auch, dass die Pharmahersteller Arzneimittel ins Ausland exportieren, da sie dort wesentlich mehr Geld damit verdienen können. 

Für eine sichere Versorgung brauche es ein Preissystem, das es den Herstellern gestatte, Kostensteigerungen abzufedern, heißt es seitens „Pro Generika“. Damit wieder mehr Hersteller in die Produktion einsteigen, seien Anreize und andere politische Rahmenbedingungen notwendig. Einen ersten Gesetzentwurf für eine Reform der Arzneimittel-Rabattverträge will das Bundesgesundheitsministerium noch vor Weihnachten präsentieren. Ziel sei es, den ökonomischen Druck von den Krankenkassen zu nehmen, immer nur den günstigsten Anbieter zu bezuschlagen.