Von den 500 Opelanern des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums, die zu Segula wechseln sollen, sperren sich noch immer 380 dagegen. Segula sieht sich dennoch auf einem guten Weg.
RÜSSELSHEIM. Trotz des am Mittwoch vermeldeten Rekordergebnisses stehen Opel heiße Wochen bevor. Hintergrund ist die harte Auseinandersetzung um die Wechselbereitschaft von Beschäftigten des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums zum französischen Entwicklungsdienstleister Segula, der auf dem Opel-Gelände in Rüsselsheim eine große Deutschland-Zentrale aufbauen will. Der Opel-Betriebsrat sieht auf Basis jüngster Zahlen eine äußerst geringe Wechselbereitschaft bestätigt. Eine Mitarbeiterinformation der Arbeitnehmervertretung zufolge, die dieser Zeitung vorliegt, lehnen noch immer 380 Beschäftigte des Entwicklungszentrums den freiwilligen Wechsel zu Segula ab, der Ende August wesentliche Teile des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums und der Testeinrichtungen in Dudenhofen übernehmen soll.
Den Betroffenen droht nun eine Art Zwangsversetzung. Denn der von Opel und der Arbeitnehmervertretung vereinbarte und mehrfach kommunizierte dreistufige Prozess sieht vor, dass die Mitarbeiter in der dritten Phase im Rahmen eines Betriebsübergangs zu Segula gehen. Der französische Entwicklungsdienstleister sieht sich dagegen bei der Rekrutierung der Beschäftigten auf einem guten Weg. „Segula kann starten, ohne Wenn und Aber“, sagte Sprecher Immo von Fallois. Durch den verzögerten Rekrutierungsprozess aber den Planungen zufolge erst am 1. September. War der Abschluss des Vertrages (Closing) zwischen Opel und Segula zunächst für Ende Juni vorgesehen, soll er nun Ende August vollzogen werden.
Freiwilligenphase wurde noch einmal verlängert
Nachdem knapp 200 Mitarbeiter der Ideenschmiede einen Vertrag bei Segula unterschrieben hatten, verlängerte Opel zum Juli für drei Wochen noch einmal die sogenannte Freiwilligenphase. Die 500 Beschäftigten des Entwicklungszentrums, die zu Segula gehen sollten, erhielten noch einmal die Gelegenheit, sich für einen freiwilligen Übergang zu entscheiden. Die Franzosen setzten alle Hebel in Bewegung – mit vielen Gesprächen und Informationsveranstaltungen. Nach Darstellung des Opel-Betriebsrats hat das nur wenig gebracht. „In der verlängerten Freiwilligenphase hat Segula lediglich 120 Beschäftigte überzeugen können“, heißt es in der Mitarbeiterinfo. Rund 380 Mitarbeiter hätten den freiwilligen Wechsel erneut abgelehnt. Der Betriebsrat könnte nun Versetzungen im Namen der Betroffenen widersprechen, was unter Umständen langwierige rechtliche Auseinandersetzungen zur Folge hätte.
Nach Darstellung von Opel beläuft sich aktuell die Zahl der Mitarbeiter, die bei Segula bereits einen Vertrag unterschrieben haben, auf 310. Zusammen mit den 380, die nun im Rahmen des Betriebsübergangs zu Segula wechseln sollen, käme das Unternehmen aktuell auf 690 Opelaner, mit denen man starten kann. Das ist auch genau die Zahl, die ein Opel-Sprecher als Zielgröße für einen Wechsel zu Segula nannte. Zudem gebe es rund 240 Bewerbungen, „die sich noch im Prozess befinden“. Darüber hinaus gebe es Gespräch mit einer „großen Zahl“ von weiteren Wechselwilligen, ergänzte Segula-Sprecher von Fallois.
Segula will Personalbestand sukzessive aufbauen
Der Deal zwischen Opel und dem Entwicklungsdienstleister hatte ursprünglich vorgesehen, dass rund 2.000 Mitarbeiter des Entwicklungszentrums zu Segula wechseln. Doch der Opel-Betriebsrat – er lehnt den Wechsel ab, weil er das Segula Geschäftsmodell als nicht tragfähig erachtet und die neuen Jobs dort stark gefährdet sieht - machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung. Er setzte eine vorgeschaltete Wahlmöglichkeit für die Opelaner durch, die sich entweder für den Ausstieg bei Opel über Abfindungs- und Ruhestandsprogramme oder den Wechsel zu Segula entscheiden konnten. Mehr als 1.340 Mitarbeiter wählten die Opel-Angebote.
Segula sieht sich in Rüsselsheim dennoch auf einem guten Weg. „Die Opel-Mitarbeiter haben verstanden, dass Segula eine große Chance ist“, sagte von Fallois unter Verweis auf die nach seinen Angaben hohe Zahl von weiteren unterschriftsreifen Verträgen. Hinzu kämen externe Bewerbungen „in hoher dreistelliger Zahl“. Wie viele davon einen Vertrag abschließen, ist allerdings unklar. Zwar starte man mit einer kleineren Mannschaft als ursprünglich geplant, „aber wir werden den Personalbestand weiter sukzessive aufbauen“, so von Fallois. Es gebe bereits eine Menge Kunden, „die darauf warten, dass wir starten“. Segula ist in Europa mit rund 12.000 Beschäftigten eine Hausnummer, in Deutschland bislang allerdings kaum präsent. Von der neuen Deutschlandzentrale Rüsselsheim aus will man nun den hiesigen Markt erobern.