Der Rüsselsheimer Autobauer Opel hat im ersten Halbjahr ein Betriebsergebnis von rund 700 Millionen Euro erzielt. Das gibt auch der Profitabilität der französischen Mutter...
RÜSSELSHEIM. Bei Opel und seinem Chef Michael Lohscheller läuft es rund. Auf ca. 700 Millionen Euro bezifferte die französische Mutter PSA am Mittwoch den Betriebsgewinn (Ergebnis des operativen Geschäfts vor Steuern und Zinsen). Das sind rund 200 Millionen Euro mehr, als der früher chronisch defizitäre Hersteller im Vorjahreszeitraum erzielt hatte. Zudem ist Lohscheller in den PSA-Vorstand berufen worden.
„Das zeigt den Stellenwert, den Opel in der Groupe PSA genießt. Es ist auch eine Wertschätzung für die Arbeit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Opel, die das starke Comeback in Rekordgeschwindigkeit ermöglicht haben“, so Lohscheller. Dieses Comeback erläuterte er in einer Mitteilung an die Belegschaft mit breiter Brust: „Das ist ein Rekordergebnis für ein erstes Halbjahr und zeigt: Unser Plan funktioniert und liefert Ergebnisse. Opel ist auf dem richtigen Weg und auf diese Leistung können wir stolz sein.“ Man sei auf Kurs, „schon in diesem Jahr die Renditeziele erreichen, die wir uns erst für das Jahr 2026 gesetzt hatten.“
Einmal mehr habe Opel „einen wichtigen Beitrag geleistet“, dass PSA die Rendite deutlich steigern konnte. Laut PSA stieg der operative Gewinn (Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) um fast elf Prozent auf 3,3 Milliarden Euro. Unterm Strich stand ein Überschuss von 1,8 Milliarden Euro – 351 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor. Die operative Rendite verbesserte sich um 0,9 Prozentpunkte auf 8,7 Prozent. Damit hängen die Franzosen selbst manchen deutschen Premiumhersteller ab.
Opel hat in Deutschland gut jede dritte Stelle abgebaut
Zum Opel-Rekordergebnis hätten sowohl Synergien mit Opel als auch Vorteile im Einkauf und weitere Einsparungen beigetragen, erklärte PSA. Hinter diesen Einsparungen verbergen sich unter anderem harte Einschnitte bei Opel, mit denen PSA-Boss Carlos Tavares seinem Ruf als härtester Automanager Europas erneut gerecht wird: Gut jeden dritten der einst 19.300 Stellen in Deutschland hat Opel seit der Übernahme vor zwei Jahren abgebaut. Gut 6.200 über Abfindungen und Ruhestandsregelungen, zusätzlich wechseln mehr als 600 Beschäftigte des Rüsselsheimer Entwicklungszentrums zum französischen Entwicklungsdienstleister Segula, der dabei ist, auf dem Opel-Gelände in Rüsselsheim eine große Deutschlandzentrale aufzubauen.
Die hohen Aufwendungen für den Stellenabbau (etwa Abfindungen und Rückstellungen) sind im Opel-Betriebsergebnis nicht berücksichtigt. Wie hoch diese sind, dazu machte PSA keine Angaben. Insgesamt wurden für den Gesamtkonzern Restrukturierungsaufwendungen und Wertberichtigungen (etwa für das schwache China-Geschäft) von knapp 850 Millionen Euro vermeldet. Ein Teil davon entfalle auf die Restrukturierungskosten bei Opel, heißt es in Firmenkreisen. Opel sei aber auch nach Abzug diese Aufwendungen hoch profitabel, betonte Lohscheller.
Tavares kündigt für Opel Exportoffensive an
Er und Tavares kündigten für Opel eine Exportoffensive an. „Bereits im kommenden Quartal werden wir nach Russland zurückkehren“, weitere Märkte werde man dieses Jahr bekannt geben, so der Opel-Chef. Nach Ansicht von Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer hat Opel das gute Ergebnis durch ein „rigoroses Jobabbau-Programm“ realisiert. Er hegt allerdings Zweifel, ob der Autobauer am Markt tatsächlich höhere Preise durchsetze. Dagegen sprächen die nach wie vor hohen Quoten an Eigenzulassungen und häufige Verkäufe an Mietwagenfirmen.
Ob die geplante Batterieproduktion von PSA, Opel und dem Batteriehersteller Saft umgesetzt werden kann, ist noch offen. Bei der EU beantragte Fördergelder stehen noch aus. „Falls wir keine Zusage haben, ist das nicht gültig“, warnte Tavares in puncto Batteriefertigung.