Hauptversammlung: Merck macht Aktionären Freude

Diesmal nur am Bildschirm zu sehen: Merck-Chef Stefan Oschmann steht den Aktionären virtuell Rede und Antwort – vor leeren Reihen im Innovationszentrum. Archivfoto: Guido Schiek

Der Darmstädter Dax-Konzern rüstet sich gegen Corona und treibt gleichzeitig Zukunftsthemen voran. Die Anteilseigner können sich über eine höhere Dividende freuen.

Anzeige

DARMSTADT. Nicht viele Dax-Unternehmen kommen bislang so gut durch die Krise wie Merck. Dennoch war Corona das bestimmende Thema auf der Hauptversammlung am Donnerstag. Wegen der Pandemie hat der Chemie- und Pharmakonzern den Termin im April in der Frankfurter Jahrhunderthalle abgesagt und ins Internet verlegt. Merck-Chef Stefan Oschmann sprach vor leeren Reihen im Innovationszentrum in Darmstadt, rund 1000 Menschen verfolgten dies am Bildschirm. „Wir bekämpfen das Virus an vielen Fronten“, sagte Oschmann. Forscher rund um den Globus suchten nach Impf- und Wirkstoffen und Merck sei dabei mit mehr als 200 Produkten gefragt. Allein an 45 Impfstoff-Projekten sei man beteiligt, zudem unterstütze man die WHO mit dem Multiple Sklerose Medikament Rebif. Eine Studie prüft, ob es auch gegen Covid-19 hilft. Ein mit 1 Million Euro dotierter Forschungspreis ging bereits im vergangenen Jahr an zwei Wissenschaftler, die sich mit der Vorbereitung auf eine Pandemie und ihrer Bekämpfung beschäftigen.

Spurlos werde Corona an Merck nicht vorbeigehen. Im ersten Quartal war der Konzern mit einem Umsatzanstieg von knapp 17 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro noch gut unterwegs. Das bereinigte Ergebnis (Ebitda-pre) erhöhte sich um über 27 Prozent auf 1,2 Milliarden. Marktschwächen zeigten sich bei Fruchtbarkeitsmedikamenten und im Pigmentgeschäft. „Anders als im März glauben wir: Das Virus wird die Weltwirtschaft deutlich belasten“, so Oschmann. Dies betreffe alle Geschäfte von Merck, vor allem Healthcare und Performance Materials. Derzeit rechnet das Unternehmen für 2020 mit einem leichten Umsatzanstieg auf 16,8 bis 17,8 (16,1) Milliarden Euro und einem stabilen Ebitda-pre von 4,35 bis 4,85 (4,4) Milliarden.

Bei den Kosten aufs Tempo drücken

Seit 2018 laufen weltweit Projekte zur Kostensenkung. Hier wolle man „aufs Tempo drücken und noch mehr Steine umdrehen“, um die Schulden von über 12 Milliarden Euro nach dem Kauf des US-Halbleiterzulieferers Versum schnell abzubauen und die Wachstumsziele zu erreichen. Dazu sollen neue Medikamente beitragen. Rund 2 Milliarden Euro sollen die Präparate bis 2022 zusätzlich zum Umsatz beisteuern, bis zu 1,4 Milliarden allein das Multiple-Sklerose-Präparat Mavenclad, aber auch das Krebsmittel Bavencio, für das man in den USA gerade eine weitere Zulassung beantragt hat. Mit den Zukäufen im Halbleitergeschäft habe man angesichts fortschreitender Digitalisierung die richtige Entscheidung getroffen.

Anzeige

Die Aktie machte den Anteilseignern 2019 mit einem satten Kursplus Freude. Analysten empfehlen das Papier als langfristige Anlage. Die Hauptversammlung stimmte einer Dividende von 1,30 (1,25) Euro je Aktie zu. Geschäftsleitung und Aufsichtsrat wurden mit großer Mehrheit entlastet. Anwesend waren über 69 Prozent des Grundkapitals.

Von Anja Ingelmann